Filmpreis
Der Filmpreis zeichnet das Gesamtwerk im Bereich Film, Regie, Produktion, Kamera, Drehbuch oder Ausstattung aus.
Auszeichnung für herausragendes Filmschaffen
Die Landeshauptstadt München vergibt alle drei Jahre diese mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung für ein herausragendes Gesamtwerk von Filmschaffenden. Dabei werden alle Sparten und künstlerischen Tätigkeiten (Regie, Produktion, Drehbuch, Kamera, Ausstattung, Architektur, Darstellung) berücksichtigt.
Ausgezeichnet werden Filmschaffende, die in der Region München leben oder in ihrem Schaffen eine enge Verbindung zu München erkennen lassen. Das Vorschlagsrecht hat eine vom Stadtrat berufene Kommission, bestehend aus Fachleuten und Mitgliedern des Stadtrats.
Den Filmpreis erhielten
Jurybegründung
Er wurde nicht nur in München geboren, studierte hier Germanistik und Musikwissenschaften an der LMU, um sich dann an der HFF München als Regisseur ausbilden zu lassen – nein, Dominik Graf ist der Stadt, die weiterhin sein Wohnort ist, auch in seinem künstlerischen Werk auf enge, freundschaftliche Weise verbunden. Immer wieder beschäftigte Graf sich mit ihr, fahndete in ihr und ihren Einwohner*innen nach verborgenen Spuren, die zu tieferen Erkenntnissen führen könnten, Selbstreflektion inklusive. „Ob man will oder nicht, so trägt jeder seine eigene innere Stadt in sich“, heißt es in seinem Kino-Essay „München – Geheimnisse einer Stadt“ (2000), an dem er gemeinsam mit Michael Althen arbeitete. „Und wie beim Baum würde ein Schnitt Altersringe sichtbar machen, die sozusagen abbilden, wie die Stadt in uns allen wächst oder andersherum: wie man selbst in die Stadt hineinwächst.“
Mit München ist Graf mittlerweile stark verwachsen, auch wenn sein Regieblick immer wieder über die Stadtgrenzen hinausschweifte. Sein jüngster, preisgekrönter Kinofilm, „Fabian – Der Gang vor die Hunde“ nach dem Roman von Erich Kästner, spielt der Vorlage gemäß im Berlin der 1920er, aber den Bogen in das Berlin und die Welt von heute spannt Graf ganz entspannt. Historie ist für Graf nichts Statistisches, sondern sie steht im Austausch mit unserer Gegenwart, ist in ständiger Bewegung. Ob er uns in „Der rote Kakadu“ (2005) in die DDR kurz vor dem Mauerbau entführt oder in „Die geliebten Schwestern“ (2014) das Weimar von 1877 wiederbelebt, – Graf blickt in die Vergangenheit und hat dabei die Gegenwart im Sinn, zeigt mit forschendem Drive auf, wie das politische Große und Ganze auf die privaten Beziehungen sich auswirkt und umgekehrt.
Graf ist ein Regisseur, der einerseits intellektuell das Kino in seinen ästhetischen wie inhaltlichen Möglichkeitsformen durchdringt, andererseits sinnlich und sensibel seine Geschichten erzählt. Es sind oft Liebesgeschichten, zwischen Menschen, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen, wie das in „Der Felsen“ (2002) der Fall ist. Und auch wenn manche Beziehungen von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind, gibt Graf ihnen zunächst Zeit und Raum, findet Schönheit in einzelnen Momenten. Graf ist ein beharrlicher Romantiker – der Titel seiner wunderbaren Essay-Sammlung zum Kino, „Schläft ein Lied in allen Dingen“, rührt von einem Gedicht von Joseph Freiherr von Eichendorff.
Andererseits plädierte Graf auch schon provokativ für „Trivialitäten, Schocks und brüllendes Gelächter“. Film, das muss auch Spaß machen, das ist doch klar! Insofern ist es nur zu begrüßen, dass Graf, der 2003 die Deutsche Filmakademie mitbegründete und Mitglied in mehreren Kulturinstitutionen ist, den Nachwuchs unterrichtet und fördert, dass er selbst unermüdlich weiterdreht. Wer sich Grafs letzten Münchner „Polizeiruf 110“ mit dem Titel „Bis Mitternacht“ angesehen hat, der durfte ein Kammerspiel genießen, effektiv in seiner Begrenzung von Zeit und Raum, hochspannend und gewitzt. Am Anfang schwelgt der Film in idyllischen Bildern: küssende Pärchen, zufriedene Menschen, an der Isar, in München; danach tun sich im Polizeibüro die menschlichen Abgründe auf. Dominik Graf versteht es meisterlich, das Helle und Dunkle der Menschen, das Heimelige und Unheimliche der Stadt ins Bild zu rücken. Dafür und für eine einzigartige Karriere, in der er ästhetisch wie inhaltlich immer wieder neue Wege gegangen ist, mit unermüdlicher Neugierde und dem Willen, anspruchsvoll zu unterhalten, möchten wir ihn ehren.
Die Jury unter dem Vorsitz von Kulturreferent Anton Biebl
Marga Boehle (Filmjournalistin),
Monika Haas (Filmstadt München e.V.),
Dieter Kosslick (Kulturmanager),
Prof. Bettina Reitz (Hochschule für Fernsehen und Film München),
Gisela Schneeberger (Schauspielerin und Preisträgerin 2019),
Michael Stadler (Abendzeitung)
und aus dem Stadtrat:
Marion Lüttig (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste),
Thomas Niederbühl, (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste),
Ulrike Grimm (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER),
Thomas Schmid (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER)
Lars Mentrup (Fraktion SPD/Volt)
- 2019
Gisela Schneeberger - 2016
Caroline Link - 2013
Dr. Michael Verhoeven - 2010
Klaus Lemke - 2007
Prof. Dr. Günter Rohrbach - 2004
Ilse Dubois - 2001
Gudrun Geyer - 1998
Marlies Kirchner (Theatiner Filmkunst) - 1996
Dagmar Hirtz - 1994
Oliver Herbrich - 1992
Herbert Achternbusch