LiteraVision

Für beispielhafte TV-Sendungen über Bücher, Autorinnen und Autoren verleiht die Landeshauptstadt München den Preis LiteraVision.

Für beispielhafte Fernsehsendungen über Bücher und Autor*innen

Der Fernsehpreis LiteraVision wird seit 1991 (seit 2008 biennal) im gesamten deutschsprachigen Raum ausgeschrieben, in den Kategorien Kurz- und Langfilm vergeben und ist mit jeweils 8.000 Euro dotiert. Die Filme der engsten Auswahl werden in einer öffentlichen Jurysitzung unter Anwesenheit der Filmemacherinnen sowie der Filmemacher gezeigt und diskutiert.

Programm zur öffentlichen Jurysitzung 2022

Die öffentliche Jurysitzung zu LiteraVision 2022 findet am 18. und 19. November 2022 in der Bibliothek des Literaturhauses ab 10 Uhr statt.
Zum Programm

Den Preis LiteraVision erhielten

Jurybegründungen

Laura Beck: „Markus Ostermair: Der Sandler“ (BR)

„Trinken, Essen, Schlafen, der Rest besteht aus Warten“. Das ist der Tagesablauf eines Obdachlosen, und das ist der Sound von Markus Ostermairs Romandebüt Der Sandler. Ostermair erzählt aus dem Leben von Menschen am Rande der Gesellschaft: eindringlich, atmosphärisch dicht und in unvergesslichen Bildern, die einem lange im Kopf bleiben. Laura Beck gelingt es, diesen vielschichtigen Roman in kurzen sechs Minuten filmisch einzufangen und den Zuschauern auf besonders intensive Weise nahe zu bringen. Sie gibt einem Obdachlosen das Wort, der einer der Protagonisten des Romans sein könnte, und verbindet seine Lebensgeschichte gekonnt mit Zitaten aus dem Roman und eindrucksvollen Kommentaren des Autors.
Wie schnell man aus einem normalen Leben herausfallen kann, wie schwer es ist, wieder zurückzufinden, was es bedeutet, auf der Straße zu leben – das ganze Spektrum des Romans nimmt Laura Beck inhaltlich, emotional und in einer eigenständigen, persönlichen Bildsprache in den Blick. So vermittelt sich nicht nur das Anliegen des Autors, das Narrativ zu brechen, der Einzelne sei an seiner prekären Existenz selbst Schuld, es vermittelt sich auch die Würde der Menschen, die ohne Zuhause sind, und es vermittelt sich hervorragend die gesellschaftliche Relevanz von Literatur.

Susanne Ayoub: „Antschel – Filmessay über Paul Celan zu seinem 100. Geburtstag“ (ORF)

Mit Füllfederhalter in einen Spiralblock geschrieben: „Erreichbar, nahe und unverloren blieb inmitten der Verluste dies Eine: die Sprache.“ Gefolgt von der Fotografie eines mit antisemitischen Tiraden beschmierten Schaufensters. Es ist eines der konkreteren Bilder in Susanne Ayoubs Film „Antschel“, der in doppelter Hinsicht ein persönlicher Film ist. Da sind zum einen die wiederkehrenden Zeilen aus unterschiedlichen Texten Paul Celans, die eine Hand aufs Papier schreibt, gefolgt von assoziativen Szenen: Buchenwälder, die Hauseingänge und Straßen von Czernowitz und Sadagora, Landschafts- und Stadtansichten, Szenen also, die Celans Sprachbilder interpretieren, visualisieren und in denen Susanne Ayoubs eigener Blick auf den Dichter und sein Werk spürbar wird. Und dann ist da die zweite persönliche Ebene, die Celans langjähriger Freund, der 93-jährige Klaus Demus in den Film hineinträgt, indem er als Wegweiser fungiert. Was Susanne Ayoubs Filmbildern an Konkretheit fehlt, wird durch Demus‘ Schilderungen ins Gleichgewicht gebracht: Er erzählt, in seiner Wohnung sitzend, von seiner Verehrung für den Freund, dessen übergroße Verletzlichkeit zum Bruch zwischen den beiden führte, von Celans Verfolgungswahn, seinem Freitod in der Seine. Demus zeigt Fotos, Briefe, Bücher und sagt an einer Stelle: „Wer nach dem eigentlich Gemeinten fragt, der hat die Poesie nicht begriffen.“
Es ist ein zentraler Satz, der sich auf Ayoubs Film übertragen lässt. Wer nach der genauen Bedeutung der Bilder fragt, die viel zeigen, aber nichts erklären, dürfte sich abgewiesen
fühlen. „Antschel“ ist eher eine künstlerische Dokumentation, in der die 1956 in Baghdad
geborene Filmemacherin die Zuschauer mit formaler Strenge fordert, ihnen gleichzeitig aber Zeit und Raum gibt, um Celans Sprache einerseits und Klaus Demus‘ Berichte andererseits auf sich wirken zu lassen. So entsteht ein dichter, poetischer Film, der viele Fragen offenlässt, uns als Zuschauer dadurch aber auch einlädt, Celan wieder zu lesen, um ihn uns selbst neu zu erschließen.

Jurymitglieder

Der Jury 2022 gehörten an: Pierre Jarawan (Autor), Dagmar Knöpfel (Filmregisseurin, Drehbuchautorin), Antje Kunstmann (Verlegerin), Dr. Dagmar Leupold (Autorin), Dr. Kathrin Sorko (Lektorin) und Thilo Wydra (Autor, Journalist) sowie die Stadträt*innen Klaus Peter Rupp (SPD/Volt), Beatrix Burkhardt (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER), Marion Lüttig
(Die Grünen-Rosa Liste) und Thomas Niederbühl (Die Grünen-Rosa Liste).

 

  • 2020
    Cornelius Janzen für seinen Film „Adorno Reloaded. Aspekte des neuen Rechtsradikalismus“
    Eva Menasse „Ich habe kein Talent zum Hassen. Eva Menasse im Gespräch mit Robert Schindel“
  • 2018
    Volker Koepp für seinen Film „Wiederkehr. Reisen zu Johannes Bobrowski“
    Nico Weber für ihren Kurzfilm „Der Dichter Oswald Egger“
  • 2016
    Anita Hugi für ihren Film „Undine Gruenter: Das Projekt der Liebe“ (Schweizer Fernsehen )Benjamin Unger für seinen Kurzbeitrag „Peter Wawerzinek: 'Der Schluckspecht'“ (NDR)
  • 2014
    Dominik Graf für seinen Film „Lawinen der Erinnerung. Ein Film über Oliver Storz.“ (SWR / arte / WDR)
    Hans-Michael Marten für seinen Kurzfilm „artour: David Wagners Roman ‚Leben‘“ (MDR)
  • 2012
    Yasemin Ergin für den Kurzbeitrag „Marina Lewycka – Das Leben kleben“ (NDR)
    Arpad Bondy für seinen Film „Eugen Ruge – Eine Familiengeschichte wird zum Bestseller“ (ARTE/rbb)
  • 2010
    Gabriele Denecke für den Kurzbeitrag über Rayk Wielands autobiografischer Erzählung „Ich schlage vor, dass wir uns küssen“ im Kulturmagazin „Stilbruch“ (rbb)
    Rolf Bergmann (rbb) für seinen Film „Der Freund und der Fremde: Eine Annäherung an Benno Ohnesorg"
  • 2008
    Lutz Pehnert für den Kurzbeitrag über den DDR-Schriftsteller Werner Bräunig im Kulturmagazin „Stilbruch“ (rbb)
    Frank Wierke für seinen Film „Michael Hamburger – Ein englischer Dichter aus Deutschland“ (ZDF/3sat)
  • 2007
    Gabriela Hermer und Carsten Hueck für den Kurzbeitrag „Traumreise ins All. Die unglaublichen Alltagsnotizen des Peter Ginz“ (HR)
    Joachim Lang für das Autorenportrait „Brecht - Die Kunst zu leben“ (SWR)
    Nico Weber und Sabrina Dittus für ihren Magazinbeitrag „Indien schreibt im Plural“ (Kulturmagazin „Metropolis“ von arte/ZDF lobende Erwähnung)
    Christoph Rüter für seinen Film „Rohstoff“ über den Schriftsteller Jörg Fauser (lobende Erwähnung)
  • 2006
    Simone Reuter für das Autorenporträt „Deutsche Lebensläufe: Hannah Arendt – Eine Jüdin aus Deutschland” (SWR)
    Thomas Rautenberg für den Magazinbeitrag „Frankfurter Grün. Oder: Wie einer loszog und lernte, die Pflanzen zu lieben” (HR)
  • 2005
    Ludwig Peter Leippe für das Autorenporträt über Walter Kempowskis „Echolot“ (ZDF) und Julia Benkert für den Magazinbeitrag „Agenda 3000“ (BR, Lesezeichen)
  • 2004
    Ludwig Metzger für das Autorenporträt "Hier Himmel – Aglaja Veteranyi" (WDR⁄ Schweizer Fernsehen SF DRS⁄ ARTE)
    Julia Benkert für den Magazinbeitrag "Fitzgerald Kusz 'Wouhii'" (BR, Lesezeichen).
  • 2003
    Hanns Zischler für das Autorenporträt "Kafka geht ins Kino" (WDR⁄ ARTE)
    Armin Kratzert für den Magazinbeitrag "LeseZeichen: Peter Waterhouse" (BR)
    Thomas Rautenberg für den Magazinbeitrag des SWR–Literaturmagazins "Bücher, Bücher" mit "Sergio Pitol: Eheleben".
  • 2002
    Frank Hertweck und Susanne Bienwald für das Autorenporträt "Hans Erich Nossack: Innenleben eines Außenseiters" (SWR)
    Thomas Palzer für den Magazinbeitrag des SWR–Literaturmagazin "Karl Ignaz Hennetmair: Ein Jahr mit Thomas Bernhard" (SWR).
    Ehrende Anerkennunen erhielten Frauke Sandig für "Das Fremde und ich – Die Schriftstellerin Barbara Honigmann" (Deutsche Welle) und
    Nicolas Humbert und Werner Penzel für "Robert Lax,Poetquot; (BR ARTE).
  • 2001
    Peter Goedel für das Autorenporträt "Verbrechen in Florenz – Die Schriftstellerin Magdalen Nabb" (BR)
    Claudia Kucza für den Magazinbeitrag des NDR–Kulturjournal "Elke Schmitter: "Frau Sartoris" (NDR)
    Ehrende Anerkennungen erhielten Frank Hertweck für "Kulturzeit: Martin Heidegger" (3sat) und Ulrich Harbecke für "Stille Rebellen – Bürgermut gegen Naziterror. Ein Treffen in Berlin" (WR)
  • 2000
    Ralf Zöller für das Autorenporträt "Der diskrete Charme des Hans Magnus Enzensberger" (ARTE⁄ WDR⁄ SWR)
    Susanne Brand für den Magazinbeitrag "Bianca Döring: Hallo Mr. Zebra" (NDR)
    Eine ehrende Anerkennung erhielten Brigitte Kleine für: Michel Houellebeqc "Ausweitung der Kampfzone" (3sat) sowie Ulrich Kasten für "Ich liebe, mein Gott, ich liebe – Das kurze Leben der Brigitte Reimann" (SFB⁄ORB)
  • 1999
    Andreas Christoph Schmidt für den Film "Brecht und Moskau" (SFB)
    Joachim Lang (Südwestfunk ⁄ ARTE, lobende Erwähnung)
    Elisabeth Weyer (Hessischer Rundfunk, lobende Erwähnung)
    Frank Hertweck (Magazinbeitrag)
    Susanne Brand (ehrende Anerkennung)
  • 1998
    Eva Severini (Magazinbeitrag)
    Frank Hertweck (ZDF – 3sat Kulturredaktion, ehrende Anerkennung)
    Gabriele Conrad (ORB) (ehrende Anerkennung)
    Gabriele Denecke (ehrende Anerkennung)
    Martina Zöllner (SDR–Fernsehen Kultur, Autorenporträt)
    Osman Okkan (ehrende Anerkennung)
  • 1997
    Ginka Tscholakowa für das Autorenporträt "Edgar Hilsenrath – Das Gesicht des Fremden trägt meine Züge" (SFB)
    Ulrike Kahle für den Magazinbeitrag "Barbara Gowdy: Mister Sandman" (NDR)
    Eine ehrende Anerkennung erhielten André Schäfer und Andrew Davies für den Langbeitrag "Die Blutsauger Viktorias" (WDR) und Goggo Gensch für den Kurzbeitrag "Wagner - Lehrer, Dichter, Massenmörder" (SWR)
  • 1996
    Prof. Thomas Schmitt und Dr. Hubert Winkels für das Autorenportrait "Jetzt zieht Leutnant Jünger seinen Mantel aus - Ernst Jünger wird 100."
    Paul Kersten für den Kurzbeitrag "Peter Rühmkorf – TABU I Tagebücher 1989 – 1991". Eine ehrende Anerkennung erhielten Franz Xaver Karl für den Kurzbeitrag "Bertolt Brecht"
  • 1995
    Andreas Christoph Schmidt für den Langbeitrag "Im Schatten Pasternaks, Peredelkino, ein Ort mit Schriftstellern"
    Dr. Christoph Bungartz für seinen Kurzbeitrag: "Ernst Jünger zum 99."
    Maja Ulbrich für den Kurzbeitrag: "Vor 45 Jahren: Thomas Mann besucht Deutschland."
    Ehrende Anerkennung: Hans–Dieter Grabe: "Er nannte sich Hohenstein – Aus dem Tagebuch eines deutschen Amtskomissars im besetzten Polen 1940 – 1942".
  • 1994
    Werner Zeindler für das Autorenportrait "Allein unter Leuten. Der Erzähler Peter Bichsel"
    Thomas Palzer für den Kurzbeitrag "Wittgenstein".
    Eine ehrende Anerkennung sprach die Jury aus für Volker Bohns "Deutsche Literatur seit 1945 – Nachrichten von Büchern und Menschen."
  • 1993
    Susanne Freund für die Dokumentation Kobalek oder das Sichtbare und das Verborgene"
    Andreas Ammer für den Kurzbeitrag "Norbert E. Kaser"
    Eine ehrende Anerkennung erhielten Thomas Rautenberg für das Autorenportrait "Wo ist Lichtenberg? Notizen eines Liebhabers" und Martin Hielscher ⁄ Paul Kersten für den Beitrag über das Buch "Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch" von Wolfgang Koeppen
  • 1992
    Brita Steinwendtner für das Autorenportrait "Schreiben ist sterben lernen" über die österreichische Dichterin Ilse Aichinger
    Martin Weinhart für den Kurzbeitrag "Luis Bunuel. Die Flecken der Giraffe".
    Eine ehrende Anerkennung erhielten Andreas Ammer für den Magazinbeitrag "Lesen. Nachdenken über öffentliche Büchereien im Fernsehzeitalter" und
    Ernst Jürgens für den Kurzbeitrag "Poesie – Videos".
  • 1991
    Carmen Tartarotti für die Dokumentation "1 Häufchen Schuh" über die Schriftstellerin Friederike Mayröcker
    Dagmar Brendecke für das Kurzportrait "Raymond Federmann".
    Eine ehrende Anerkennung erhielt Gert Conradt für den Kurzbeitrag "Experiment Deutsch: Jürgen Becker ‘Junger Mann’ ".

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