Truderinger Straße
In Berg am Laim an der Truderinger Straße sollen 820 Wohnungen, drei Kindertagesstätten und kleinere Geschäfte entstehen.
Kompakt und flächenschonend
Auf dem 6,8 Hektar großen, bisher unbebauten Areal in Berg am Laim sind bis zu 820 teils geförderte Wohnungen für unterschiedliche Wohnformen, Bevölkerungs- und Einkommensgruppen geplant. Hinzu kommen drei Kindertageseinrichtungen sowie kleinere Geschäfte.
Das neue Quartier zwischen Truderinger Straße und Hachinger Bach für knapp 2.000 Menschen fügt sich städtebaulich in sein Umfeld ein. Fünf aufgelöste, vier- bis sechsgeschossige Blöcke nehmen den Rhythmus der sogenannten Eisenbahnersiedlung nördlich der Truderinger Straße auf. An zwei Stellen im Quartier sind Hochpunkte geplant: Am Schnittpunkt von zwei Grünverbindungen setzt ein 15-geschossiges Hochhaus einen wichtigen Akzent und markiert den Verlauf des zukünftig freigelegten Hachinger Baches. Ein mit acht Geschossen niedriger ausfallender Hochpunkt betont die Quartiersmitte. Diese erstreckt sich entlang der Hauptwegeverbindung zwischen Truderinger Straße im Norden und dem öffentlichen Grünzug am Hachinger Bach im Süden. Der mäandernde Bachlauf, der derzeit noch unterirdisch verläuft und zukünftig freigelegt wird, wertet das Gebiet ökologisch und gestalterisch auf und bildet ein besonderes Erholungsangebot.
Zum Schutz vor Lärm ist die Bebauung entlang der Truderinger Straße geschlossen. Im Süden des Planungsgebiets folgt die Baustruktur dem zukünftigen Verlauf des Hachinger Bachs. Autofreie Gassen verbinden das Baugebiet mit dem Grünzug am Hachinger Bach und betonen die Durchlässigkeit des Quartiers. Im Inneren der Blöcke entstehen geschützte und begrünte Hofbereiche, die zusammen mit den gemeinschaftlich nutzbaren Dachgärten und den autofreien Gassen Raum für nachbarschaftliche Begegnung bieten. Entlang der zentralen Gasse des Quartiers wird in den Erdgeschossen nicht gewohnt – diese Bereiche werden beispielsweise für Läden, Ateliers, Cafés oder Restaurants genutzt, um die Nutzungsvielfalt und damit die Entstehung eines lebendigen Quartiers zu unterstützen. Flexible Gebäudestrukturen sollen unterschiedliche Wohnformen und nachhaltige Wohnkonzepte ermöglichen. Ein Gestaltungsleitfaden und ein Gestaltungsbeirat gewährleisten die stadtgestalterische, architektonische und landschaftsplanerische Qualität der Neubebauung.
Anlass und Ziel der Planung
Die privaten Grundstückseigentümer haben Interesse an der Entwicklung der 6,8 Hektar großen Flächen an der Truderinger Straße, westlich der Roßsteinstraße und östlich des Schwanhildenwegs bekundet. Vorgesehen sind unterschiedliche Wohnformen und -typologien für verschiedene Bevölkerungs- und Einkommensgruppen, Kindertageseinrichtungen, Bereiche für kleinteiligen Einzelhandel und eine Mobilitätszentrale. Das Quartier wird in kompakter und flächenschonender Bauweise errichtet. Ein attraktives Umfeld mit vielfältig nutzbaren Grün- und Freiflächen ergänzt die Planung. Der Hachinger Bach soll langfristig freigelegt werden, der Sportplatz des ESV München Ost wird verlagert.
Wettbewerb und Bürgerbeteiligung
Der Stadtrat hat Ende 2017 einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb beschlossen. Dieser wurde im April 2018 entschieden. Der Wettbewerbsprozess wurde von einer intensiven Bürgerbeteiligung mit Workshops und Informationsveranstaltungen begleitet. Das Preisgericht empfahl, den mit dem ersten Preis ausgezeichneten Entwurf von 03 Architekten, München, mit realgrün Landschaftsarchitekten, München, der weiteren Entwicklung zu Grunde zulegen.
Details zum Wettbewerb
Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb
1. Preis
03 Architekten, München, mit realgrün Landschaftsarchitekten, München
Weitere Preise
2. Preis: Palais Mai, München, mit grabner huber lipp Landschaftsarchitekten, Freising
3. Preis: Steidle Architekten, München, mit Nowak Landschaftsarchitekten, München
Anerkennung: Bruno Krucker und Katharina Leuschner, München, mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, Zürich
Anerkennung: Hilmer Sattler Architekten, München, mit Mahl Gebhard Konzepte, München
Ausloberin
Park Immobilien Projekt Truderinger Straße, Grünwald
Lage
Das Wettbewerbsgebiet liegt im 14. Stadtbezirk Berg am Laim. Es wird im Norden durch die Truderinger Straße, im Westen durch den Schwanhildenweg und eine Biotopfläche, im Osten durch die Roßsteinstraße und im Süden durch den ehemaligen Rosenheimer Bahndamm begrenzt.
Anlass und Ziel des Wettbewerbs
Auf der zirka sechs Hektar großen unbebauten Fläche soll ein qualitätsvolles neues Wohnquartier mit Erholungsflächen und Kindertageseinrichtungen den Stadtteil ergänzen. Einbezogen in diese Wohnbauentwicklung ist der Freiraum des Hachinger Bachs, der derzeit verrohrt verläuft und zukünftig offengelegt wird. Das Grundstück befindet sich im Eigentum einer Eigentümergemeinschaft, der die Ausloberin künftig zur Hälfte angehören wird. Die andere Hälfte befindet sich weiterhin im Privatbesitz einer Eigentümerfamilie.
Eine besondere Herausforderung der Planung lag darin, ein schlüssiges städtebauliches und landschaftsplanerisches Gesamtkonzept zu entwerfen, das zugleich im Anschluss an den Wettbewerb eine Aufteilung in zwei eigenständige, real geteilte Areale ermöglicht. Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Grundstücks wurden in Abstimmung mit dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung geklärt. Um für die anspruchsvolle Planungsaufgabe eine in jeder Hinsicht optimale Lösung zu finden, wurde in enger Abstimmung mit der Landeshauptstadt München ein städtebaulicher und landschaftsplanerischer Wettbewerb gemäß Richtlinie für Planungswettbewerbe (RPW) 2013 ausgelobt. Basis für die Planungen im Wettbewerb ist ein Aufstellungs- und Eckdatenbeschluss der Landeshauptstadt München. Vor dem Start des Wettbewerbs wurde für die Anwohnerinnen und Anwohner eine Beteiligungsveranstaltung angeboten, deren Ergebnisse ebenfalls in die Wettbewerbsauslobung eingeflossen sind. Nach Abschluss des Wettbewerbs soll das Ergebnis in einen Bebauungsplan überführt werden.
Würdigung des Preisgerichts (Auszug)
„Die Verfasser gehen mit einer hohen städtebaulichen Dichte einfühlsam auf den Ort ein. Unter dem Thema 'Feld zwischen Feldern' wird ein maßstäblich dimensioniertes wohlproportioniertes urbanes Quartier entworfen.
An der Truderinger Straße sind die Gebäude orthogonal angeordnet, zum Hachinger Bach bewegt gestaltet und nach Osten und Westen mit einer öffnenden Geste ausgestattet. So wird differenziert und angemessen auf die jeweils vorgefundene räumliche und freiräumliche Nachbarschaft reagiert. Mit einer durchgehend viergeschossigen Bebauung wird an der Truderinger Straße eine geschickte Antwort auf die gegenüberliegende Eisenbahnersiedlung gefunden.
Aus Rhythmus und Höhe der Bestandsbebauung werden fünf Quartiersbausteine entwickelt. Die Quartiersmitte liegt an der richtigen Stelle vis a vis des kleinen Vorplatzes an der Eisenbahnersiedlung und führt mit trichterförmigem Raumzuschnitt bis hin zum Hachinger Bach. Drei weitere, in der Dimension etwas kleiner ausformulierte Fugen erschließen die übrigen Gebäude und gliedern das Quartier in gut dimensionierte Abschnitte. Sie dienen der Aneignung der Anwohner und bilden im Zusammenhang mit den grünen Höfen ein interessantes Freiraumangebot.
Die durchgehend viergeschossige Basisbebauung wird punktuell über alle Baufelder mit Hochpunkten ergänzt. An stadträumlich bedeutenden Stellen werden richtigerweise noch kräftigere Akzente gesetzt. Das 15-geschossige Hochhaus im Westen liegt stadträumlich gut am Umlenkpunkt des Hachinger Baches; ein etwas niedrigerer Hochpunkt unterstreicht den Eingang zur Quartiersmitte. Geschickt werden diese städtebaulichen Gliederungselemente genutzt, um die Dachflächen zu aktivieren und von rückliegenden Gebäuden einen visuellen Bezug zum Grünzug herzustellen.
Die Bebauungsstruktur schafft lärmberuhigte Hofbereiche. Der Lärmschutz an der Truderinger Straße kann technisch gelöst werden. Insgesamt lobt das Preisgericht einen wertvollen Beitrag, der zeigt, wie auf einfache aber einprägsame Weise ein Feld in die bestehenden Felder eingefügt werden kann, ohne an dieser Stelle fremd zu wirken.“
Empfehlung des Preisgerichts
„Das Preisgericht empfiehlt, das mit dem ersten Preis ausgezeichnete Projekt zur Grundlage der weiteren Entwicklung des Planungsgebietes zu machen. Die in der schriftlichen Beurteilung enthaltenen Hinweise sollen dabei Beachtung finden. Zudem empfiehlt das Preisgericht, die Preisträger bei den Realisierungsplanungen zu beteiligen.“
Preisgerichtssitzung
27. April 2018
Koordination
bgsm Architekten Stadtplaner, München
Bebauungsplanverfahren
Der Bebauungsplan für das neue Wohnquartier südlich der Truderinger Straße wurde auf Basis der Empfehlung des Preisgerichts wird der Bebauungsplan ausgearbeitet. Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit nach § 3 Absatz 1 BauGB mit Erörterungsveranstaltung wurde im August 2018 durchgeführt. Der Billigungsbeschluss wurde in der öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung am 1. Juli 2020 beschlossen. Im Oktober 2021 fand die öffentliche Auslegung gemäß § 3 Absatz 2 des Baugesetzbuches statt.
Am 9. November 2022 hat der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung des Stadtrats die Änderung des Flächennutzungsplans mit integrierter Landschaftsplanung für den Bereich VI/35 beschlossen sowie den Bebauungsplan gesatzt.
Chronologie
11/2022: Satzungsbeschluss des Stadtrats und Änderung des Flächennutzungsplans für den Bereich VI/35
9-10/2021: Öffentliche Auslegung gemäß § 3 Absatz 2 des Baugesetzbuches
7/2020: Billigungsbeschluss des Stadtrats
10/2019: Bürgerinformationsveranstaltung durch den Bezirksausschuss
10/2019: Beteiligung der Behörden gemäß § 4 Absatz 2 Baugesetzbuch (BauGB)
7/2018: Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit nach § 3 Absatz 1 BauGB
5/2018: Ausstellung zum städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb
4/2018: Preisgerichtssitzung
1/2018: Bürgerbeteiligung zum Wettbewerb
12/2017: Eckdaten- und Aufstellungsbeschluss