Ehemaliges McGraw-Gelände
Der Freistaat Bayern möchte im östlichen Bereich der ehemaligen McGraw-Kaserne in Giesing ein neues Wohnquartier errichten.
Das Projekt
Geplant sind zirka 250 Mietwohnungen für Staatsbedienstete, Wohnheimplätze für die Justiz, Geschäfte, Kindertagesstätten und Grünflächen.
Das 2,8 Hektar große Planungsgebiet befindet sich 3,5 Kilometer südlich des Stadtzentrums im Stadtbezirk Obergiesing-Fasangarten nahe der Grenze zum Stadtbezirk Untergiesing-Harlaching. Es liegt östlich der Tegernseer Landstraße und des tieferliegenden McGraw-Grabens, grenzt im Süden an die Stadelheimer Straße und nach Osten an die Warthofstraße. Als Teil des ehemals militärisch genutzten Geländes ist die Fläche vollständig im Eigentum des Freistaats Bayern.
Ausgangslage
Bis Ende 1992 wurden die Flächen westlich und östlich der Tegernseer Landstraße zwischen Peter-Auzinger-, Stadelheimer- und St.-Quirin-Straße von den US-Streitkräften für militärische Zwecke genutzt. Im Rahmen der Überlegungen zur zivilen Nachnutzung der McGraw-Kaserne wurde 1997 ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt, der jedoch zu keinem tragfähigen Ergebnis führte. Auch änderte der Freistaat in den folgenden Jahren seine Pläne für die langfristige Nutzung der Flächen: Westlich der Tegernseer Landstraße sollten die Einrichtungen von Polizei und Verwaltung sowie die bestehenden Staatsbedienstetenwohnungen dauerhaft bestehen bleiben.
Für städtebauliche Neuplanungen stand damit nur noch der Teilbereich östlich der Tegernseer Landstraße zur Verfügung. Im Jahr 2012 wurde die dort gelegene Halle 19 in die Denkmalliste der Landeshauptstadt München aufgenommen, so dass aktuell nur der Bereich südlich der Halle zwischen Tegernseer Landstraße und Warthofstraße überplant werden soll. Neben den bestehen bleibenden Wohngebäuden entlang der Tegernseer Landstraße befanden sich dort überwiegend leerstehende, inzwischen abgerissene ehemalige Kasernengebäude sowie eine befristet eingerichtete Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber, die bereits aufgegeben und Anfang 2019 entfernt wurde.
Ziele der Planung
Der Freistaat Bayern beabsichtigt, zirka 250 neue Wohnungen für Staatsbedienstete zu errichten. Dabei sollen auch die an der Tegernseer Landstraße bestehenden Wohngebäude in die Planung integriert werden. An der Stadelheimer Straße soll Einzelhandel entstehen mit einem Wohnheim für zirka 250 junge Staatsbedienstete in den Obergeschossen. Außerdem werden mehrere Kindertageseinrichtungen in die Planung aufgenommen, durch die auch die ortsnahe Versorgung aus der Umgebung mit abgedeckt werden kann. Öffentliche und private Freiflächen sowie Gemeinschaftseinrichtungen, wie zum Beispiel ein Nachbarschaftstreff, sollen entstehen, ebenso wird durch eine öffentliche Wegeverbindung durch das Quartier die Durchlässigkeit gewährleistet. Die Entwicklung wurde vom Freistaat an die Stadibau GmbH (Gesellschaft für den Staatsbedienstetenwohnungsbau in Bayern mbH) übertragen.
Verfahrensstand und weiteres Vorgehen
Das Referat für Stadtplanung und Bauordnung hat zusammen mit dem Freistaat die genannten Eckdaten für ein künftiges Nutzungskonzept entwickelt. Am 27. Juni 2018 hat der Stadtrat den Planungsabsichten mit einem Grundsatz- und Eckdatenbeschluss zugestimmt.
Die Stadibau GmbH hat im Juli 2018 zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um der benachbarten Öffentlichkeit die Ziele der Planung zu erläutern.
In Abstimmung mit der Landeshauptstadt München lobte die Stadibau GmbH einen städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb aus, der Ende 2018 entschieden wurde. Das Ergebnis wird den weiteren Planungen zugrunde gelegt. Am 4. März 2020 fand eine Info-Veranstaltung zur Überarbeitung des Wettbewerbsergebnisses und den nächsten Schritten statt.
Details zum Wettbewerb
Auf einem Teilbereich der ehemaligen McGraw-Kaserne östlich der Tegernseer Landstraße wird ein neuer Stadtbaustein entstehen. In den nächsten Jahren sollen dort zirka 250 Wohnungen, ein Wohnheim für Staatsbedienstete sowie Einzelhandel und Kindertagesstätten errichtet werden.
Lage
Im 17. Stadtbezirk Obergiesing, östlich der Tegernseer Landstraße
Nutzungen
Zirka 250 Wohnungen, ein Wohnheim für Staatsbedienstete, Einzelhandel, Kindertagesstätten
Größe
Zirka 45.000 Quadratmeter Geschossfläche
1. Preis
Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus, Berlin, MLA+, Berlin, MLA+ B.V., Rotterdam, und Treibhaus Landschaftsarchitekten, Hamburg
Weitere Preise
2. Preis: zanderroth architekten, Berlin, mit Friedburg & Co., Berlin
3. Preis: steidle architekten, München, mit grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner, Freising / Hamburg
Auslober
Stadibau - Gesellschaft für den Staatsbedienstetenwohnungsbau in Bayern mbH (Stadibau GmbH)
Historie
Der Name "McGraw" stand lange Jahre für die US-amerikanische Nutzung des ehemaligen Kasernengeländes nördlich der Peter-Auzinger- und Stadelheimer Straße. Seit Abzug der amerikanischen Truppen im Jahr 1992 werden die Flächen und baulichen Anlagen durch die Münchner Polizei und verschiedene staatliche Dienststellen genutzt. Bereits 1997 wurde mit einem Aufstellungsbeschluss und einem städtebaulichen Wettbewerb ein erster Anlauf zur Überplanung des Kasernenareals genommen. Aus verschiedenen Gründen wurden die damaligen Ergebnisse im Anschluss nicht mehr weiterverfolgt. Nach mehrfach geänderten Zielsetzungen kam der Freistaat 2017 mit dem Wunsch auf das Referat für Stadtplanung und Bauordnung zu, den Teilbereich östlich der Tegernseer Landstraße für den Staatsbedienstetenwohnungsbau zu entwickeln. Anfang 2018 erteilte der Münchner Stadtrat mit einem Grundsatz- und Eckdatenbeschluss seine Zustimmung zu den Planungszielen und Wettbewerbsvorgaben. Die Durchführung wurde der Stadibau GmbH übertragen.
Planungsgebiet
Das heutige Planungsgebiet umfasst mit einer Größe von zirka 2,8 Hektar ungefähr ein Viertel der ehemaligen Kasernenfläche. Es liegt am Westrand des 17. Stadtbezirks östlich der Tegernseer Landstraße, nördlich der Stadelheimer Straße und westlich der Warthofstraße. Neben den bestehen bleibenden Wohngebäuden an der Tegernseer Landstraße befanden sich dort bislang überwiegend leerstehende Kasernengebäude und eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber; diese wurde mittlerweile aufgegeben und Anfang 2019 entfernt. Nördlich des Planungsgebiets liegt die sogenannte Halle 19, eine 1937/38 errichtete Fahrzeughalle, die wegen ihrer 50 Meter weit gespannten Stahlskelettkonstruktion unter Denkmalschutz steht. Sie wird derzeit durch die Polizei genutzt.
Ziele des Wettbewerbs
Für das Planungsgebiet sollte ein städtebauliches und landschaftsplanerisches Gesamtkonzept in einer der Lage des Baugebiets angemessenen Dichte und Höhenstruktur entwickelt werden. Neben der Ausbildung eines klaren Grün- und Freiflächensystems war auch eine verträgliche Verkehrserschließung umzusetzen. Ausgegangen wurde von einer Größenordnung von insgesamt zirka 45.000 Quadratmeter Geschossfläche (GF) mit etwa 24.000 Quadratmeter GF Wohnen für zirka 250 Wohneinheiten, maximal 12.000 Quadratmeter GF Wohnheimnutzung für bis zu 250 Wohnheimplätze, zirka 4.000 Quadratmeter GF Einzelhandel mit zirka 2.500 Quadratmeter Verkaufsfläche sowie zirka 3.000 Quadratmeter GF für Kindertageseinrichtungen im Umfang von maximal 16 Gruppen - nicht nur für den Bedarf der Neubauten, sondern ebenso für den beträchtlichen Bedarf in der Umgebung. Auch sollten für die bestehenden Wohngebäude Grünflächen und bisher fehlende Tiefgaragenstellplätze berücksichtigt werden.
Würdigung des Preisgerichts
Das Preisgericht hat die Arbeit des ersten Preises als schlüssiges städtebauliches und freiraumplanerisches Konzept gelobt. Das Planungsgebiet wird durch drei hofartige Bausteine gegliedert. In den dazwischen liegenden Freiräumen werden öffentlich zugängliche Querwege entstehen, an deren Kreuzungspunkten kleine Plätze angeordnet sind. Ein Hochpunkt markiert die Kreuzung zur Tegernseer Landstraße. Durch Zonierung und Staffelung entstehen Wohngebäude mit hohem Wohnwert und gut proportionierten und ansprechenden Fassaden. Auch bietet die Arbeit trotz der hohen Dichte ein Freiraumsystem mit funktionsfähiger Zonierung zu den privaten, halböffentlichen, bis hin zu öffentlichen Bereichen. Es wurde vom Preisgericht begrüßt, dass der Charakter dieses neuen Wohnviertels einen hohen Identifikationsgrad aufweist, der auch der unmittelbaren Umgebung zu einer Aufwertung verhilft. Der Vorschlag stelle insgesamt einen gelungenen Beitrag dar, der diesen Ort bereichern kann, hieß es.
In der Arbeit des zweiten Preises wurde der Baukörper des Wohnheims an der Stadelheimer Straße hervorgehoben und als eine städtebauliche Großform gelobt, die sich den unterschiedlichen Seiten gegenüber differenziert verhält. Auch die Fassadenstruktur sei selbstbewusst und differenziert gestaltet, was im Kontext der Stadelheimer Straße sowie der Tegernseer Landstraße positiv bewertet wurde.
Empfehlung des Preisgerichts
Das Preisgericht hat der Ausloberin einstimmig empfohlen, das städtebauliche und freiraumplanerische Konzept des ersten Preises den weiteren Planungen zugrunde zu legen und zu prüfen, ob für das Wohnheim das architektonische Konzept des zweiten Preises integriert werden kann.
Weiteres Vorgehen
Entsprechend der Preisgerichtsempfehlung wurde die Kombinationsmöglichkeit der städtebaulichen Struktur des ersten Preises mit der Wohnheimarchitektur des zweiten Preises geprüft. Diese Prüfung konnte zwischenzeitlich mit positivem Ergebnis abgeschlossen werden. Nach weiterer Ausarbeitung soll dies den weiteren Planungen zugrunde gelegt werden.
Koordination des Wettbewerbs
bgsm Architekten Stadtplaner, München