Dokumente der Stadtentwicklungsplanung

Ein historischer Überblick über die Stadtentwicklungsplanung in München.

Vor 1900

Ein städtebaulicher Wettbewerb, 1782

1782 schrieb Kurfürst Karl-Theodor einen Wettbewerb zur Erstellung eines Erweiterungsplans für München aus. Den Preis erhielt der Gelehrte Georg Grünberger. Aus heutiger Sicht ist an diesem Plan vor allem bemerkenswert, dass Grünberger in seiner 160-seitigen Erläuterung in gewisser Weise die moderne integrierte Stadtentwicklungsplanung vorwegnimmt. Er beschreibt ausführlich alle Voraussetzungen und Bedingungen, die er zum Gelingen des Vorhabens für erforderlich hält: Der Plan enthält Überlegungen zur Lage und Größe der Neustadt und ihrer Erbauung mit feuerfesten Häusern, zur Gewinnung des Baumaterials sowie zur Leistung und Entlohnung der Arbeiter. Es geht auch um die Entwicklung von Maschinen und Arbeitstechniken, die Finanzierung, die Größe und Zusammensetzung der Bevölkerung, ihre Versorgung mit Lebensmitteln und Wasser sowie die Abfall- und Abwasserentsorgung.

Planung der Maxvorstadt, 1808

Die Gründung der Maxvorstadt war Auftakt für die geordnete Besiedlung des Burgfriedens. Den Anstoß gab Friedrich Ludwig von Sckell, der Schöpfer des Englischen Gartens. Auf Sckells Anregung lud die Münchner Baukommission eine Anzahl Münchner Architekten, Militäringenieure und Geometer zur Planung der neuen Vorstadt ein. Aus insgesamt 17 Entwürfen entwickelte die Baukommission den Ausführungsplan: einen weitmaschig gespannten Straßenraster, mit der heutigen Brienner Straße als Hauptachse. Gleichzeitig wurde durch Bauvorschriften der Gartenstadtcharakter der Neuplanung festgelegt. Die Bautätigkeit begann 1809 um den Karolinenplatz und an der Brienner Straße: Es entstanden freistehende Solitärbauten, entworfen durch Carl von Fischer und eingebettet in weitläufige, wohl meist von Sckell gestaltete Gärten.

1900 bis 1949

Staffelbauplan, 1904

Dem Staffelbauplan von 1904 liegt die städtebauliche Idee einer abgestuften, sich nach außen hin abflachenden und auflockernden Stadt zugrunde. Auf der Grundlage der Ergebnisse des Stadterweiterungswettbewerbs von 1892 entwickelte Theodor Fischer seine Idee eines Staffelbauplans. Die Baustaffeln, je fünf in geschlossener und offener Bauweise, beinhalten bereits eine funktionale Differenzierung des Stadtraums in Stadtteile mit Stadtteilzentren und zielen auf eine weiträumig gestaffelte Stadtlandschaft. Die malerisch gekurvten und unregelmäßig geformten Straßen und Plätze prägen auch heute noch große Teile Münchens. Der Staffelbauplan war bis Ende der 1970er Jahre in Kraft.

1950 bis 1963

Zusammenführung der Autobahnen in München, 1955

Das „Projekt einer Verlängerung der drei Autobahnen und ihrer Zusammenführung als westlicher Teil eines Umgehungsringes um die dichtbebaute Innenstadt“ zeigt beispielhaft das Denken der Verkehrsplanung in den 1950er Jahren. Gemäß dem Projekt sollten die drei Autobahnen von Stuttgart, Nürnberg und Salzburg bis in die Innenstadt geführt und über dem damaligen Containerbahnhof der Deutschen Bahn, dem heutigen Arnulfpark, in einem höhenfreien Knoten miteinander verbunden werden. Das Projekt wurde in nur leicht veränderter Form in den Generalverkehrsplan 1963 übernommen. Die Pläne wurden in den 1970er Jahren ebenso beerdigt wie viele andere Straßenprojekte dieser Ära.

Stadtratsbeschluss zur Ausarbeitung eines Stadtentwicklungsplans, 1960

Kurz vor der Kommunalwahl 1960, bei der Hans-Jochen Vogel als neuer Oberbürgermeister gewählt wird, erteilt der Stadtrat der Verwaltung den Auftrag, einen Stadtentwicklungsplan auszuarbeiten. Grundlage sind die Empfehlungen der Professoren Steiner, Guther und Leibbrand aus einer Stellungnahme zum Wirtschaftsplan und zum Generalverkehrsplan 1958. Unter anderem empfehlen sie eine Überarbeitung des Staffelbauplans mit dem Ziel einer besseren Durchgliederung der Stadt und eine wirtschaftlichere Nutzung ihres schon sehr knappen noch unbebauten Grund und Bodens. Für den Verkehr wird ein Massenverkehrsmittel als Tiefbahnsystem empfohlen. Stattdessen wurde jedoch der S-Bahn-Tunnel realisiert.

Stellungnahme der Planungsberater, 1960

Die Stellungnahme der Planungsberater Prof. A. H. Steiner, Zürich, Prof. M. Guther, Darmstadt, und Prof. K. Leibbrand, Zürich, zum Wirtschaftsplan und Generalverkehrsplan 1958 ist die erste wissenschaftliche Evaluierung von Planungsdokumenten in der Münchner Planungsgeschichte. Diese hatten den Auftrag, das vorhandene Planungsmaterial zu begutachten und Änderungs- und Ergänzungsvorschläge zu machen. Weiterhin sollte die Straßenverkehrsplanung und die Frage der geeigneten Massenverkehrsmittel geprüft werden. Das Gutachten ist damit wichtige Grundlage des Stadtentwicklungsplans 1963. Sehr anschaulich dokumentiert es den Paradigmenwechsel planerischer Leitbilder Ende der 1950er Jahre.

Stadtentwicklungsplan, 1963

Leitgedanke des Stadtentwicklungsplans 1963 ist "die auf ein hochentwickeltes Zentrum hin orientierte, entlang den Strecken des Massenverkehrsmittels sternförmig in eine Vielzahl von Stadtteilen mit eigenen Nebenzentren gegliederte und mit ihrem natürlichen Umland organisch verbundene Metropole mit Weltstadtcharakter". Der Stadtentwicklungsplan stellt die städtebauliche und verkehrsmäßige Ordnung der Stadt und ihres Umlands dar, die bis 1990 verwirklicht werden soll. Der Plan beinhaltet die Grundkonzeption für den Ausbau der Massenverkehrssysteme von U- und S-Bahn und die Expansion der Siedlungsentwicklung in die Region. Die ebenfalls geplante Ausweitung der City in die benachbarten Wohngebiete und die Pläne für kreuzungsfreie Stadtschnellstraßen stoßen schon wenige Jahre später auf heftigen Widerstand der Bürgerschaft.

Neuperlach: Städtebauliche Entwicklung des neuen Stadtteils, 1960 - 2008

Die Publikation von Sigrid Bretzel von 2009 zur städtebaulichen Entwicklung des neuen Stadtteils Neuperlach dokumentiert den langjährigen Planungs- und Realisierungsprozess des größten Städtebauprojektes Münchens. Die Dokumentation zeigt die städtebauliche Entwicklung Perlachs und die Situation zum Stand Ende 2008 - 40 Jahre nach Bezugsfertigkeit der ersten Wohnungen. Im ersten Teil wird über die drei Hauptphasen der Strukturplanung und ihre jeweiligen Leitbilder und Ziele berichtet. Der zweite Teil zeigt anhand von textlichen Ausführungen, Daten, Plänen und Fotos den Stand der Realisierungen in ihren städtebaulichen Ausprägungen auf, der sich Ende 2008 bietet.

1964 bis 1975

Denkschrift über die Organisation der Stadtforschung von Hubert Abreß, 1968

Mit der Denkschrift entwirft der damalige Leiter des Investitionsplanungs- und Olympiaamtes, Hubert Abreß, die inhaltliche und organisatorische Grundlage für Stadtforschung und Stadtentwicklungsplanung in München. Die Denkschrift empfiehlt, im damaligen Investitionsplanungs- und Olympiaamt die Stadtforschung als neuen Arbeitsbereich einzurichten. Sie soll die Grundlagen führungsmäßiger Entscheidungen in der Stadtentwicklung erarbeiten. Im Stellenplan finden sich zum ersten Mal auch Sozialwissenschaftler, die gesellschaftliche, soziale und ökonomische Strukturen, Verhaltensweisen, Entwicklungstendenzen und Organisationsformen untersuchen sollten. Der Stellenplan umfasste neben der Leitung durch einen Juristen sechs Stellen für wissenschaftliches Personal.

Einführung der Gemeinwesenarbeit, 1969

Die von Karolus Heil verfasste Studie untersucht Ursachen, Bedingungen und Notwendigkeiten der Einführung der Gemeinwesenarbeit in der Landeshauptstadt München. Der Ansatz hat zum Ziel, den Stadtbürger unter den soziologischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Bedingungen unserer Zeit stärker an der Gestaltung seines Lebensumfelds im weitesten Sinne zu beteiligen. Heil erörtert die Möglichkeiten und Wege, die nach und nach quantitativ und qualitativ zu verstärkender Einflussnahme und Mitwirkung führen können und befasst sich schließlich mit den technisch-organisatorischen Voraussetzungen eines solchen Prozesses.

Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans, 1969

Sechs Jahre nach Verabschiedung des Stadtentwicklungsplan beauftragt der Stadtrat das Direktorium mit einer Fortschreibung. 1969 war die Entwicklung seit 1963 aus Sicht des Olympia- und Investitionsplanungsamtes so weit fortgeschritten, dass es angezeigt schien, eine generelle Überarbeitung des Plans für 1973 in Aussicht zu nehmen. Mit dem Beschluss sollte eine Klärung über das bei der Fortschreibung anzuwendende Verfahren sowie eine Verständigung über Umfang und Inhalt der Vorarbeiten herbeigeführt werden. Wichtige Punkte waren eine breiter angelegte Material- und Datenbeschaffung, eine klarere Formulierung von Zielvorstellungen und die frühzeitige Einbeziehung von Stadtrat und Öffentlichkeit in deren Diskussion.

Rede von Hubert Abreß zur Demokratisierung des Planungsprozesses, 1970

"Probleme der Kommunikation und Kooperation zwischen Entscheidungsträgern und Öffentlichkeit": Unter diesem Titel befasst sich Stadtentwicklungsreferent Hubert Abreß mit der Demokratisierung des Planungsprozesses. Themen des Vortrags: die Wandlung des Spannungsverhältnisses zwischen öffentlichem Entscheidungsträger und Öffentlichkeit, der Begriff der Öffentlichkeit, der Funktionswandel der öffentlichen Planungsverwaltung und der stärker werdende Wunsch der Bürgerschaft, an Planungsentscheidungen der öffentlichen Hand teilzuhaben. Abreß verweist als Beispiel auf die Gründung des Münchner Diskussionsforums für Entwicklungsfragen und den Versuch einer offenen Planung für den Altstadtring Nordost.

"Öffentlichkeit und Verwaltung in einem demokratisierten Planungsprozeß", 1970

Die Arbeit von Hans Pflaumer untersucht die Praxis des Planungsprozesses und konstatiert, dass „weder die planende Verwaltung noch die von der Planung betroffene Öffentlichkeit mit dem Ergebnis und den Folgen der Planung ganz zufrieden sind." Während die Öffentlichkeit ihre demokratischen Rechte durch die gegenwärtige Planungs- und Entscheidungspraxis in Verwaltung und Politik von Aushöhlung bedroht sehe und die Manipulation ihrer Interessen durch eine technokratisch orientierte und autokratisch geführte Verwaltung fürchte, betrachte die klassische Verwaltung die Aktivität der Bürgerschaft als lästiges und im Grunde unzulässiges Hineinregieren in ihre Angelegenheiten, heißt es in der Schrift. Pflaumer, Jurist im Referat für Stadtforschung und Stadtentwicklung, setzt dem die Forderung nach Demokratisierung durch Kooperation entgegen.

Kommunalpolitische Aspekte des Wanderungsgewinns, 1970

Das Arbeitspapier ist eine Reaktion auf die damals teils polemisch geführte Auseinandersetzung zum Wachstum der Stadt. München verzeichnete seit vielen Jahren die höchsten Wanderungsgewinne in der BRD. Die Stadt war daher einer zunehmenden Kritik durch eben die politischen Gruppierungen ausgesetzt, die durch zähes Festhalten an überkommenen Siedlungsleitbildern die Erarbeitung eines zukunftsweisenden Siedlungsleitbilds verhinderten und damit das von ihnen kritisierte Wachstum der Verdichtungsräume mitveranlasst haben. Die Vorwürfe lauteten, die Stadt treibe eine unverantwortlich expansive Wirtschaftspolitik, fördere die Abwanderung aus dem ländlichen Raum, schaffe damit laufend neue Verkehrsprobleme und Wohnraumnot, ohne mit ihrer Finanz- und Verwaltungskraft zu einer Beseitigung der Notstände fähig zu sein.

"Über den Wandel von Struktur, Funktion und Charakter der Innenstadt", 1971

Das Arbeitspapier nimmt die drohende Verdrängung des Hofgartencafés Annast (heute Tambosi) durch die beabsichtigte Einrichtung einer Bankfiliale zum Anlass, den fortschreitenden Originalitätsverlust der Innenstadt zu untersuchen. Beschrieben wird der Ausbau- und Veränderungsprozess Münchens, der bereits damals Teile der Stadt getroffen hat, die ihren Charakter einschneidend bestimmen. Der „Fall Annast“ wird als Beispiel für die vielen Wandlungen einzelner Bauten, die fortschreitende Entvölkerung der Innenstadt und die Ausbreitung von Großkaufhäusern betrachtet. Kritisch gesehen wird auch die Ablösung traditioneller kleinmaßstäblicher Vielfalt durch eine Monostruktur.

"Ausländerstudie", 1971

Die Studie "Kommunalpolitische Aspekte des wachsenden ausländischen Bevölkerungsanteils in München" wollte die politische Diskussion auf Grundsätze zur Ausländerpolitik der Stadt München konzentrieren. Dies schien notwendig, um die vielen unkoordinierten Einzelmaßnahmen auf Ziele hin zu orientieren. In der Studie, die damals als "Problemstudie" bezeichnet wurde, wird die Herausforderung der Ausländerpolitik so beschrieben: „Soll verhindert werden, dass es in der BRD zu Minderheitenproblemen nach dem Muster der USA kommt, müssen die Probleme des ausländischen Bevölkerungsanteils gelöst werden. Je länger ausländische Arbeitnehmer in der BRD leben, um so weniger werden sie sich mit ihren heutigen Lebensverhältnissen abfinden. Sie werden zunehmend Vergleiche zum Wohn- und Lebensstandard der deutschen Bevölkerung ziehen und diesen auch für sich selbst fordern. Bleibt ihnen dieser verwehrt, kann sich sozialer Sprengstoff anhäufen, der zu politischer Radikalisierung und Kriminalisierung führt.“

"Kommunalpolitische Aspekte des Umweltschutzes", 1971

Die Studie markiert den Beginn der offiziellen Auseinandersetzung mit Fragen des Umweltschutzes auf der Ebene der Stadt München. Sie reagiert auf die einsetzende Diskussion über die Notwendigkeit eines verstärkten Umweltschutzes in Öffentlichkeit und Politik. Zum ersten Mal wird das Ausmaß der Umweltbelastung in den Bereichen Luft, Lärm, Müll, Wasser und Abwasser sowie deren Wirkung auf den Menschen dargestellt. Die in der Studie vorgeschlagenen Maßnahmen reflektieren noch den sehr frühen Stand dieses Politikfelds. Neben den eigentlichen Schutzmaßnahnahmen geht es zunächst noch um Daten, Messsysteme, Forschungsaufträge, Öffentlichkeitsarbeit und Rechtsgrundlagen. Bemerkenswert sind die Aussagen zu möglichen, den Umweltschutz berührenden Maßnahmen der Stadtentwicklungsplanung, die unter anderem auf eine veränderte Bodenordnung zielen, um Planungsgewinne abzuschöpfen und die Bodenpreise in erträgliche Bahnen zu lenken.

"Bausteine für das verkehrspolitische Konzept Münchens", 1973

Mit dem Papier sollte dem Stadtrat eine grundsätzliche Vorentscheidung über die zu verfolgenden Zielvorstellungen gegeben werden. Nachdem die Ziele des Gesamtverkehrsplans von 1963 in die Kritik geraten waren, wurde mit den „Bausteinen“ eine verkehrspolitische Neuorientierung eingeleitet. Dem Individualverkehr, der zu schwerwiegenden Problemen geführt habe, wird eine Absage erteilt. Das Papier schlägt eine „Konzeption der verkehrspolitischen Vernunft“ vor, das einen realistischen Mittelweg zwischen zwei extremen Szenarien finden soll: ungehemmter Individualverkehr (sicheres Autochaos) und verkehrspolitisches Ideal (Dominanz des öffentlichen Verkehrs). Die "Bausteine" sind der Vorläufer des heutigen Verkehrsentwicklungsplans.

Stadtentwicklungsplan, 1975

Die Stadt wieder ins Gleichgewicht zu bringen - nach den Erfahrungen des letzten Jahrzehntes zieht sich diese Vorstellung wie ein roter Faden durch den neuen Stadtentwicklungsplan. Gemeint ist ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Bevölkerung, Arbeitsplätzen und sozialen Einrichtungen. Der zweite Stadtentwicklungsplan beruht auf der Erkenntnis, dass auch für München die Zeit des grenzenlosen Wachstums vorüber ist - und damit die Zeit, in der Fortschritt nur in Rekorden, Superlativen und Steigerungsraten abgelesen wurde. Es geht nicht mehr darum, das Gestern um jeden Preis zu übertreffen, sondern das Erreichte zu erhalten, zu sichern und zu verbessern. Ziel des Plans ist es, das Wachstum in der Quantität abzulösen durch ein Mehr an Qualität: Nicht in der Stadt, die aus den Nähten platzt und über alle Ufer tritt, liegt unsere Zukunft, sondern in der Stadt im Gleichgewicht, in der die Funktionen und Interessen abgestimmt sind auf ein Höchstmaß an Chancengleichheit und Lebensqualität für alle.

0 Vorwort und Einführung (PDF, 239 KB)
I Bevölkerung (PDF, 12841 KB)
II Originalität und Stadtgestalt (PDF, 4697 KB)
III Polyzentrische Stadtentwicklung (PDF, 4668 KB)
IV Wohnen (PDF, 1668 KB)
V Wirtschaft (PDF, 2780 KB)
VI Soziales (PDF, 1305 KB)
VII Bildung (PDF, 150 KB)
VIII Freizeit (PDF, 647 KB)
IX Infrastruktur (PDF, 3071 KB)
X Verkehr (PDF, 1978 KB)
XI Regionale Verflechtungen (PDF, 97 KB)
XII Durchsetzung (PDF, 64 KB)

Studie "Zentrale Standorte", 1975

Ziele einer Strategie zentraler Standorte soll sein, die Innenstadt als hochspezialisiertes Oberzentrum des bayerischen und des süddeutschen Raumes zu sichern und zu fördern. Gleichzeitig gilt es, die Originalität der zentralen Stadtbereiche zu pflegen sowie ihr strukturelles und städtebauliches Gefüge zu erhalten und zu verbessern. Entwicklungsziele der Studie sind: Die zugespitzt monozentrische Situation im Stadtkern zu verringern, insbesondere durch den Ausbau von zentralen Standorten in den äußeren Stadtbereichen. Originalität, Vielfalt, Vitalität und Attraktivität des Stadtkerns sollen gesichert, seine überkommene Stadtgestalt bewahrt und die Position der Stadtteilzentren schrittweise auch mit den Mitteln der Verkehrsplanung gestärkt werden.

1976 bis 1983

Untersuchung Hochhausstandorte, 1977

Die erste "Hochhausstudie" wurde im Auftrag des Baureferats, das damals noch für Stadtplanung zuständig war, von dem Architekten Detlef Schreiber verfasst. Im Vorwort wurde herausgestellt, dass bei stadtgestalterischen Ordnungsvorstellungen dem Hochhaus als stadtbildprägendem Element eine besondere Bedeutung zukomme. Es bestimme sowohl die Stadtsilhouette als auch die jeweilige städtebauliche Situation. Mit Genugtuung wurde festgestellt, dass es in München - im Gegensatz zu manch anderer bundesdeutscher Stadt - gelungen sei, die Innenstadt und damit die von Türmen und Kuppeln geprägte Silhouette von Hochhäusern freizuhalten. Die Studie von 1977 wurde mit der Hochhausstudie von 1995 von Detlef Schreiber und Ferdinand Stracke fortgeschrieben.

Wohnraumbeschaffungsprogramm, 1980

Das "Gesamtkonzept zum Wohnungsneubau" mit einem "Bericht zur Situation im sozialen Wohnungsbau" markiert den Beginn einer umfassenden und kontinuierlichen sozialen Wohnungspolitik der Stadt. Nach einer Phase der Entspannung auf dem Wohnungsmarkt Anfang, Mitte der 1970er Jahre konnte Ende der 70er Jahre eine drastisch zurückgegangene Bautätigkeit den stark wachsenden Wohnungsbedarf nicht mehr befriedigen. Es wurden daher erneut umfangreiche wohnungspolitische Maßnahmen erforderlich. Der Arbeitsbericht zum Wohnraumbeschaffungsprogramm fasst sie zu einem abgestimmten Gesamtkonzept zusammen. Heute gibt es das wohnungspolitische Handlungsprogramm "Wohnen in München".

Stadtentwicklungsplan, 1983

Der Stadtentwicklungsplan formuliert als Motto: "Realistische Ziele – konkrete Maßnahmen". Im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern geht er von kurzen, überschaubaren Laufzeiten aus: Es ist ein "Stadtentwicklungsplan, der kein theoretisches Konzept ist und der nicht nur aufzeigt, was theoretisch wünschenswert, sondern auch was praktisch machbar ist." Gegenüber 1975 setzt der Plan von 1983 neue Schwerpunkte:

  • das Kapitel Wohnen mit dem Wohnraumbeschaffungsprogramm. Es sieht 7.000 neue Wohnungen pro Jahr vor, davon nach Möglichkeit 1.500 Sozialwohnungen
  • der öffentliche Personennahverkehr - ohne Vernachlässigung des Straßenbaus, der in vernünftigem Ausmaß eine unverzichtbare Voraussetzung für wirksame Verkehrsberuhigung darstellt
  • der Umweltschutz, zum Beispiel durch das Kanalbauprogramm und die Sicherung der Versorgung Münchens mit umweltschonender Energie

1984 bis 2013

Entwicklungsperspektiven für die Münchner Innenstadt, 1985

Der Arbeitsbericht stellt eine wichtige und detaillierte Informations- und Planungsgrundlage für die Steuerung der weiteren Entwicklung der  Innenstadt dar. Der von der Firma Infratest Sozialforschung verfasste Bericht enthält unter anderem Hinweise für eine verbesserte Gestaltung der Fußgängerzone und die Nutzung des Marienhofs. Der Arbeitsbericht führte die Überlegungen des Papiers „Über den Wandel von Struktur, Funktion und Charakter der Münchner Innenstadt“ von 1971 weiter und war zugleich die Grundlage für das heutige Innenstadtkonzept.

Zukünftige Chancen und Risiken als Wirtschaftsstandort, 1991

Die vom empirica-Institut im Auftrag der Stadt erstellte Studie war Teil der Vorarbeiten zum neuen Stadtentwicklungsplan, der 1998 als „Perspektive München“ beschlossen wurde. Anschließend an eine kritische Analyse der wirtschaftlichen und räumlichen Entwicklung der Stadt beschreibt die Studie vier Szenarien, in denen unterschiedlich mit dem erwarteten weiteren Wachstum umgegangen wird: München den Münchnern, Kalifornien, Schweiz-Zürich, Ökoland. Ein Fokus liegt auf der weiteren Besiedelung in der Region - hier wird die Gefahr einer zunehmenden Zersiedelung gesehen. Die Empfehlungen zielen unter anderem darauf, Entwicklungsaufgaben in vernetzter Teilzuständigkeit zwischen Kernstadt und Region, Kernstadt und Entwicklungsorganisationen sowie zwischen Stadt- und Landesregierung zu erfüllen.

München kompakt, urban, grün - Neue Wege der Siedlungsentwicklung, 1994

Die Studie entwirft ein neues Leitbild für die künftige Siedlungsentwicklung in München. Sie versucht Antworten auf die damaligen Herausforderungen Flächenknappheit, Wohnungsnot, "neue Armut", Abwanderung von Gewerbebetrieben, Hochhausdiskussion und überlastete Verkehrssysteme zu finden. Angesichts sich verschärfender Probleme werden mögliche „Zukünfte" in Szenarien dargestellt und hinsichtlich ihrer Tauglichkeit zur zur Entfaltung von dauerhafter Lebensqualität vergleichend bewertet. Für die künftige Entwicklung Münchens wird das Leitbild "kompakt, urban, grün" empfohlen, zu verstehen als der siedlungsstrukturelle Beitrag der Stadt auf dem Weg zu einer vorsorgenden, umwelt- und sozialverträglichen Wirtschafts- und Lebensweise.

Hochhausstudie, 1995

Die "Hochhausstudie" 1995 wurde von den Architekten Detlef Schreiber und Ferdinand Stracke verfasst und besteht - als Nachfolgerin der Studie von 1977 - aus zwei Teilen. Die Aussagen von 1977 wurden auf ihre Aktualität und Gültigkeit überprüft und ein Höhenentwicklungskonzept für die Gesamtstadt unter erweiterten strukturellen, verkehrlichen und stadtgestalterischen Gesichtspunkten erarbeitet. Darüber hinaus sollten Antworten auf die Fragestellung, inwieweit Hochhäuser eine geeignete Form zur Verdichtung der Stadtstruktur von München sein können, gesucht werden.

Perspektiven für die räumliche Entwicklung, 1995

Neben den Perspektiven für den Wirtschaftsstandort und den Sozialraum Stadt enthält der dritten Bericht dieser Reihe die Perspektiven für die räumliche Entwicklung. Die wirtschaftlichen Aktivitäten in der Stadt und die sozialen Belange der Menschen sind eng mit der räumlichen Entwicklung verknüpft. Durch Weichenstellungen bei der stadträumlichen Entwicklung wird entschieden, in welchem Umfang Wohnungen und lnfrastruktureinrichtungen, Standorte für die Wirtschaft oder Grünflächen zur Verfügung stehen und nicht zuletzt, ob die Lebensqualität der Stadt in Zukunft gesichert bleibt.

Erholungsrelevante Freiflächenversorgung (Nohl-Studie), 1995

Die von Werner Nohl verfasste Studie beinhaltet die erste systematische Analyse der allgemein zugänglichen Grün- und Freiflächen der Stadt. Diese werden hinsichtlich Erholungswert, Erreichbarkeit, Größe, Versorgungsaufgabe und -leistung bewertet. Die Studie zielt darauf, nicht nur die durch die künftige Siedlungsentwicklung neu hinzukommenden Bedarfe auf der Grundlage von sogenannten Richtwerten zu sichern, sondern auch bestehende Defizite in den Stadtgebieten abzubauen. Sie plädiert  für die vorausschauende Sicherung von Freiflächen in ausreichender Qualität und Größe und deren Aufnahme in die Struktur-, Bauleit- und Investitionsplanung.

Perspektive München, 1998

Die "Perspektive München" ist das strategische Stadtentwicklungskonzept der Landeshauptstadt. Sie wurde seit 1998 entwickelt und bildet mit ihrem Leitmotiv, den Leitlinien, Projekten und Handlungsräumen den Orientierungsrahmen für die künftige Entwicklung Münchens. Nach den früheren Stadtentwicklungsplänen von 1963, 1975 und 1983 wurde die „Perspektive München“ 1998 als „Ausdruck einer neuen Planungskultur“ verabschiedet. Stadtentwicklungsplanung versteht sich nun nicht mehr als hoheitliche Planung, die „Perspektive München“ schafft vielmehr einen flexiblen Ordnungsrahmen für die weitere Entwicklung der Stadt. Sie ist zugleich stärker als früher umsetzungs- und handlungsorientiert.

Vom ersten Stadtentwicklungsplan bis heute

Von 1900 bis 1949

München war eine der ersten Städte, die einen Stadtentwicklungsplan verabschiedeten und damit neben den gesetzlich vorgeschriebenen Plänen ein Instrument der informellen Planung schufen.

Mit dem ersten Stadtentwicklungsplan von 1963 hat München eine Planungstradition begründet, die mit den Stadtentwicklungsplänen 1975, 1983 und schließlich der "Perspektive München" bis heute fortgesetzt wurde. Viele der heute aktuellen Themen finden sich bereits in den Plänen, Problemstudien und Arbeitsberichten der 1960er und 70er Jahre. Die Dokumente spiegeln auch das Engagement der Bürgerschaft wider, die in München schon früh Mitsprache einforderte und eine offene Planungskultur durchsetzen konnte.

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