Klimapakt Best Practice: TÜV SÜD bezieht zukunftsfähigen Neubau

7.8.25

Der Neubau am Hauptsitz, der im Mai 2025 bezogen wurde, gilt als eines der nachhaltigsten Bürogebäude Münchens – und ist ein Vorzeigeprojekt im Sinne des Klimapakts.

Ein Bürogebäude für die Zukunft

Der Klimaschutz verlangt neue Wege beim Bauen – sowohl bei Materialien als auch bei der Planung.

Im Mai 2025 bezog TÜV SÜD im Münchner Westen am Hauptsitz den selbst beauftragten Neubau „Algorithmus“. Fertiggestellt in knapp drei Jahren ist das Gebäude Teil der langfristigen Standortentwicklung der Konzernzentrale an der Westendstraße, die Sanierungen und den Neubau umfasst.* Das „Algorithmus“ ist aktuell eines der nachhaltigsten Bürogebäude Münchens. 

Die Architektur des Gebäudes ist energieeffizient und durchdacht, bei höchster Bauqualität, denn Ziel ist eine lange Nutzungsdauer. Eine flexible und modulare Raumgestaltung erlaubt eine optimale Raumaufteilung - selbst wenn sich die Anforderungen irgendwann ändern.

neu fertiggestelltes Bürogebäude Blickrichtung auf die Kopfseite

Um die Emissionen im laufenden Betrieb so gering wie möglich zu halten, nutzt das „Algorithmus“ erneuerbare Energien. Die funktionalen und barriere-reduzierten Räumlichkeiten sollen dabei optimale Arbeitsbedingungen für etwa 600 der weltweit 30.000 Mitarbeitenden des Konzerns bieten. Insgesamt 4.000 Mitarbeitende hat TÜV SÜD im  Großraum München.

Weibliches Porträt vor Fenster, dahinter Hochhaus

„Mit dem Neubau Algorithmus können wir zeigen, wie Klimaschutz und nachhaltiges und zugleich wirtschaftliches Bauen Hand in Hand gehen mit attraktiven Arbeitsplätzen. Das Projekt soll andere Unternehmen in München inspirieren und passt daher perfekt zum Klimapakt.“

Michaela Joas, Leiterin Corporate Real Estate TÜV SÜD

Nachhaltigkeit umgesetzt und zertifiziert

Der Neubau erreicht mit einem Erfüllungsgrad von 89,3 Prozent beim Vor-Audit die höchsten Anforderungen des DGNB-Platin-Standards**, des Zertifizierungssystems im Bereich Nachhaltiges Bauen. Das DGNB-System für den Bereich Neubau wurde im Jahr 2023 überarbeitet. Das TÜV SÜD-Gebäude ist nun eines der ersten, die hier nach dem neuen Standard zertifiziert wurden.

Bereits bei der Planung für den Neubau strebte TÜV SÜD die nachhaltige und kreislauffähige Bauweise an: Als graue Emissionen für den gesamten Bau ergab die Rechnung 7.962 Tonnen CO2e. Dank folgender Maßnahmen ließ sich diese Zahl signifikant reduzieren: So verarbeitete man insgesamt rund 3.500 m3 Recycling-Beton in allen Geschossen ab Decke EG.

Für den R-Beton verwendete man zudem Zement, der die Gold-Anforderungen des Concrete Sustainability Council erfüllte und entsprechend zertifiziert ist.
 

Treppenhaus mit Rohbeton-Wänden und Treppe mit schwarzem Geländer
TÜV SÜD Innenraum Bürogebäude Flur mit Telefonkabinen

Beim Bau setzte man Ansätze des zirkulären Bauens im Sinne einer Kreislaufwirtschaft um: In den Treppenhäusern und an den Geschossdecken blieb der Rohbeton sichtbar, auf Putz oder Anstrich wurde verzichtet.

Die Fassade besteht aus vorgelagerten Holzständer-Elementen, die abgeschraubt und wiederverwendet werden können.

Die Teppiche in den Büros bestehen aus recycelten Materialien und sind gemäß dem CQuestBio -Standard produziert. Hier besteht die Tragschicht zu 89,8 Prozent aus biobasierten Stoffen und recycelten Füllmaterialien. Der Teppich ist mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.

Emissionsarmer Betrieb

Heizen und Kühlung des Gebäudes erledigt eine Wärmepumpe mit eigenem Entnahme- und Schluckbrunnen. Um Spitzenlasten im Notfall abzudecken, besteht ein Anschluss zum SWM-Fernwärmenetz. Zur energetischen Optimierung wird etwa auch Wärme aus der Toilettenabluft rückgewonnen und Heizung, Kühlung und Verschattung sind mittels einer Gebäudeleittechnik automatisiert.

Fassade eines neuen Bürogebäudes mit Solarpaneelen

Daneben gibt es Photovoltaik-Module auf Dach und Fassade, die rund 249 kWp leisten. Der Clou: Im Planungsprozess wurde die Sonneinstrahlung analysiert und darauf aufbauend mithilfe einer KI die Fensterplatzierung und die Ausrichtung der PV-Module am Gebäude berechnet.

Die Energieausbeute der PV-Module ist dadurch maximiert und das Gebäude nutzt bestmöglich die natürliche Belichtung und Verschattungsmöglichkeiten der Räume.

Die Dachterrassen werden teilweise als Biotop-Dächer mit heimischer Bepflanzung umgesetzt. Dazu gab es im Vorfeld Analysen von Biologen, welche Tiere hier vorkommen und auf insgesamt 310 m² erhielten Biotop-Terrassen eine passende Bepflanzung. Auch das Dach ist unter den PV-Modulen auf 1.850 m² extensiv begrünt. Diese Maßnahmen zahlen auch in die Bestrebungen der Stadt München ein, Regenwasser im Sinne einer Schwammstadt möglichst vor Ort zu halten.
 

95 Prozent der als Arbeitsstätten ausgewiesenen Bereiche sind bestmöglich barriere-reduziert: Das heißt, das Gebäude ist quasi schwellenfrei und die Innenausstattung folgt konsequent dem Zwei-Sinne-Prinzip. So gibt es etwa im Aufzug eine Ansage, welche Etage erreicht wird, und Türrahmen, Treppenabsätze, Fenster und Bedienelemente der Techniksteuerung sind mit starken Farbkontrasten ausgeführt.

Zusätzlich sind die Touch-Panels auf nur 140cm Höhe angebracht. Es gibt barrierefreie WCs auf allen Ebenen. In den Konferenzräumen sind inklusive Plätze berücksichtigt, etwa auch durch Kopfhörer mit Lautstärkeregelung. Die Barista-Bar besitzt einen Bereich mit abgesenkter Theke, um Rollstuhlfahrende optimal bedienen zu können.

Transformation der TÜV SÜD-Gebäude

Neben Neubau auch Sanierung

Neben Neubauten saniert TÜV SÜD auch viele bestehende Bestandsbauten, wenn eine Sanierung im Hinblick auf Effizienz und Dekarbonisierung die bessere Option ist. Dazu hat der Konzern in den vergangenen Jahren alle großen Gebäude umfassend analysiert, um Maßnahmen auf diese Ziele auszurichten.

Manche Standorte werden entsprechend saniert, wie der Laborstandort Frankfurt und ein Bürogebäude in München, oder neu gebaut, wie das hier vorgestellte Gebäude „Algorithmus“, oder demnächst, die Niederlassung in Stuttgart.

Auch bei den Kfz-Prüfstellen geht es um Sanierung oder Neubau - immer mit zirkulären Ansätzen, wie Holzständerbauweise, energetisch hocheffizient und mit PV-Modulen ausgestattet.

2024 hat TÜV SÜD zusätzlich an den 14 Standorten mit dem höchsten Stromverbrauch PV-Anlagen mit im Schnitt 100 kWHp Leistung installiert - in Summe rund 1,5 MW.

Weitere Maßnahmen – etwa Ladepunkte an Prüfstellen – sind in Arbeit.
 


Anmerkungen

* Derzeit ist mit dem Neubau der zweite Schritt beendet, im ersten Schritt wurde bis 2021 das vorhandene Hochhaus kernsaniert. Nach dem Neubau, für den alte Gebäude und Prüfhallen abgerissen wurden, folgt nun noch die umfassende Sanierung des Backsteinbaus aus den 1980er Jahren.

** Die endgültige Zertifizierung ist in Arbeit, derzeit gilt das Vor-Zertifikat: Westendstraße 199 - Haus Algorithmus | DGNB

*** Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) ist Europas größtes Netzwerk für die Transformation von Gebäuden in Richtung Klimaneutralität. Der gemeinnützige Non-Profit-Verein bietet Know how zum nachhaltigen Bauen und das DGNB-Zertifizierungssystem, das sich als Planungs- und Optimierungstool in Varianten für Gebäude, Quartiere und Innenräume als Bench Mark etabliert hat. Hier finden Sie DGNB-zertifizierte Gebäude in München

TÜV SÜD beim Klimapakt Münchner Wirtschaft

Der Klimapakt Münchner Wirtschaft ist eine Initiative der Stadt München mit Großunternehmen in München, die zur Klimaneutralität der Stadt bis 2035 beitragen wollen. Aktuell läuft die dritte Projektphase bis Ende 2025 mit 16 Münchner Großunternehmen.

TÜV SÜD hat sich 2023 dem Klimapakt angeschlossen, um neben der eigenen Klimastrategie auch konkret die lokalen Klimaziele in München zu unterstützen.

Stand 2020 verantwortete der Sektor Wirtschaft knapp die Hälfte der Treibhausgas­emissionen Münchens und ist daher ein entscheidender Akteur auf dem Weg zur Klimaneutralität.

munich business unter­stützt daher Münchens Betriebe und Unternehmen mit Informations- und Beratungsangeboten, Förderprogrammen und starken Netzwerken wie ÖKOPROFIT und dem Klimapakt Münchner Wirtschaft.

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