Tukan-Preis

Der Preis ist eine Auszeichnung für eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung.

Über den Preis

Der Tukan-Preis, dotiert mit 8.000 Euro, ist eine Auszeichnung für eine sprachlich, formal und inhaltlich herausragende literarische Neuerscheinung eine*r Münchner Autor*in, unter Berücksichtigung der Qualität der bisherigen künstlerischen Arbeit der Autor*in. Der Preis wird jährlich verliehen. Die Verleihungsveranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Tukan-Kreis.

In die Auswahl kommen alle belletristischen Neuerscheinungen von Autor*innen, die in München/der Region München leben, (ausgenommen Veröffentlichungen im Selbstverlag oder in sogenannten Selbstkostenverlagen, als Book on Demand oder im Internet). Eigenbewerbung ist möglich, allerdings in den meisten Fällen nicht nötig. Die Neuerscheinungen werden im Kulturreferat anhand der Verlagskataloge erfasst. Eigenbewerbung empfiehlt sich, wenn das Buch in einem kleinen Verlag erscheint; in diesem Fall genügt eine informelle Meldung der Neuerscheinung mit  Verlagsangabe per E-Mail an katrin.dirschwigl@muenchen.de.
Die Jury trifft sich mehrmals, um über die Neuerscheinungen im Frühjahr und im Herbst zu beraten. Die Preisträger*innen werden von der Jury vorgeschlagen; die endgültige Entscheidung trifft der Kulturausschuss der Stadt.

Den Tukan-Preis erhielten

Der diesjährige Tukan-Preis wird an an Dana von Suffrin für ihren Roman „Nochmal von vorne“ (Kiepenheuer & Witsch) vergeben.

Jurybegründung

Rosa steht in der Wohnung ihres toten Vaters und erinnert sich. Sie erinnert sich an die jüdische Familie Jeruscher in Rumänien, die Vertreibung, den Umzug nach Israel, die Familiengründung des Sohnes ausgerechnet mit einer deutschen Frau und das Leben der Familie mit zwei Töchtern in München sowie der Verwandtschaft in Tel Aviv. Während die deutsche Mutter fast besessen war vom Holocaust, scheint den Vater eher der Jom-Kippur-Krieg zornig und schweigsam gemacht zu haben. Die Mutter ist vor Jahren aus dem Familienkonstrukt verschwunden, die Schwester ist distanziert, ja abtrünnig, und nach dem Tod des Vaters ist Rosa nun allein. Ihre Erinnerungen drehen sich in konzentrischen Kreisen um ihre Familie, sie versucht es immer wieder „nochmal von vorne“.

Dana von Suffrin hat eine berührende Familiengeschichte geschrieben, ohne Schuldzuweisungen. Das macht sie universell. Was hält eine Familie zusammen, in der ein Jahrhundert Verfolgung, Gewalt und Vertreibung nachwirken? Dana von Suffrins Figuren kämpfen mit ihren Idealen, scheitern und stehen trotzdem immer wieder auf. Dank ihrer genauen, lebendigen Zeichnung treten diese skurrilen, traurigen, schrägen Protagonisten vor unsere Augen und direkt in unsere Herzen.

Dana von Suffrin erzählt einfühlsam und tiefgründig, bettet fragmenthafte Anekdoten mühelos in große Geschehnisse des letzten Jahrhunderts ein und würzt alles mit hochkomischem Witz. Der Roman wird nie larmoyant, er dramatisiert nicht unnötig, trotz und gerade wegen der vielen Schmerzen, die die Familie immer wieder auseinanderzureißen drohen. Die Erzählerin springt zwischen den Zeiten, entwirft dichte Momentaufnahmen, und wie in einem Kaleidoskop setzt sich die Geschichte dieser Familie vor dem Vorhang der Geschichte der europäischen Juden zusammen.

Und nicht zuletzt geht es um zwei Schwestern, eine Vatertochter und eine Muttertochter, die trotz aller Unterschiede etwas gemeinsam haben, ihre Familiengeschichte. Diese lässt sie streiten, sich aus den Augen verlieren und am Ende wieder versöhnen.

Dana von Suffrins Roman ist virtuos, vollgesogen mit bitterbösem Witz, meisterhaft in seiner scheinbaren Leichtigkeit und immer liebevoll zart zu den Menschen, von denen er erzählt. Nicht zuletzt diese Humanität macht ihn zu einem wichtigen Kommentar unserer Zeit.

Zudem spricht die Jury drei weitere Buchempfehlungen aus:

  • Slata Roschal: „Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten“ (Claassen)
  • Franz-Maria Sonner: „Gregor Mendel begegnet dem Schicksal“ (Edition Nautilus)
  • Johano Strasser: „Radka“ (Bibliothek der Provinz)
  • Barbara Yelin: „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ (Reprodukt)
     

Jurymitglieder

Agnes Brunner (C.H. Beck Verlag); Marianna Geiger (Buch & Bohne); Dr. Klaus Hübner (Literatur in Bayern, Münchner Feulleton u.a.); Dr. Johannes John (Bayerische Akademie der Wissenschaften); Franz Xaver Karl (Bayerischer Rundfunk); Sabine Reithmaier (Süddeutsche Zeitung)

sowie aus dem Stadtrat:

Kathrin Abele (Fraktion SPD/Volt); Andreas Babor (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER); Beatrix Burkhardt (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER); Marion Lüttig (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste); Thomas Niederbühl (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste)

  • 2023
    Thomas Willmann
  • 2022
    Martin Kordić: „Jahre mit Martha“
  • 2021
    Fridolin Schley: „Die Verteidigung“
  • 2020
    Markus Ostermair: „Der Sandler“
  • 2019
    Herbert Kapfer: „1919. Fiktion“
  • 2018
    Susanne Röckel: „Der Vogelgott“
  • 2017
    Jonas Lüscher : „Kraft“
  • 2016
    Björn Bicker: „Was glaubt ihr denn. Urban Prayers“
  • 2015
    Lilian Loke: „Gold in den Straßen“
  • 2014
    Nina Jäckle: „Der lange Atem“
  • 2013
    Dagmar Leupold: „Unter der Hand“
  • 2012
    Marc Deckert: „Die Kometenjäger“
  • 2011
    Steven Uhly: „Adams Fuge“
  • 2010
    Benjamin Stein: „Die Leinwand“
  • 2009
    Robert Hültner: „Inspektor Kajetan kehrt zurück“
  • 2008
    Christine Wunnicke: „Serenity“
  • 2007
    Fridolin Schley: „Wildes schönes Tier“
  • 2006
    Friedrich Ani: „Idylle der Hyänen“
  • 2005
    Thomas Palzer: „Ruin“
  • 2004
    Thomas Meinecke: „Musik“
  • 2003
    Simon Werle: „Der Schnee der Jahre“
  • 2002
    Hans Pleschinski: „Bildnis eines Unsichtbaren“
  • 2001
    Uwe Timm: „Rot“
  • 2000
    Hassouna Mosbahi: "Rückkehr nach Tarschisch" und die Übersetzerin Regina Karachouli
  • 1999
    Susanne Röckel: "Chinesisches Alphabet – Ein Jahr in Shanghai"
  • 1998
    Günter Ohnemus: "Der Tiger auf deiner Schulter"
  • 1997
    Klaus Böldl: "Studie in Kristallbildung"
  • 1996
    Ernst Augustin: "Gutes Geld"
  • 1995
    Christine Scherrmann: "Frau mit grünen Schuhen", Hans Pleschinski: "Brabant"
  • 1994
    Maxim Biller: "Land der Väter und Verräter"
  • 1993
    Helmut Krausser: "Melodien"
  • 1992
    Uwe Dick: "Pochwasser. Eine Biographie ohne Ich"
  • 1991
    Günter Herburger: "Thuja"
  • 1989
    Herbert Achternbusch, Barbara Maria Kloos, Fred Hepp
  • 1987
    Uwe Dick, Eberhard Horst, Michael Wachsmann
  • 1985
    Walter Kolbenhoff, Hans F. Nöhbauer
  • 1983
    Michael Krüger, Rudolf Riedler, Barbara König, Carla Maria Heim, Jörg Graser, Grete Weil
  • 1981
    Hermann Stahl, Carl Borro Schwerla, Franz Freisleder, Dagmar Nick, Jörg Krichbaum, Barbara Bronnen
  • 1979
    Carl Amery, Janosch (Horst Eckert), Dr. Kurt Seeberger
  • 1977
    Ernst Günther Bleisch, Karl Hoche, Dr. Ursula Knöller, Irina Korschunow, Herbert Rosendorfer, Herbert Schlüter
  • 1975
    Wolfgang Bächler, Charlotte Birnbaum, Heinz Coubier, Armin Eichholz, Herbert Günther, Helmut Walbert
  • 1973
    Marianne Langewiesche, Dr. Wolfgang Petzet, Kuno Raeber
  • 1971
    Herbert Asmodi, Angelika Mechtel, Heinz Piontek, Martin Gregor–Dellin, Dr. Rolf Flügel
  • 1969
    Anton Sailer, Wilhelm Lukas Kristl, Christa Reinig, Günter Spang, Heinrich Fischer, Trankred Dorst
  • 1967
    Karl Ude, Oliver Hassencamp, Nina Keller
  • 1966
    Rudolf Schmitt–Sulzthal, Eugen Skasa–Weiß, Isabella Nadolny, Gunter Groll, Carola von Crailsheim, Curt Hohoff
  • 1965
    Otto Freiherr von Taube, Paul Mommertz, Georg Schwarz, Roland Ziersch, Alfons Freiherr von Czibulka, Horst Lange

Ähnliche Artikel

This is a carousel with rotating cards. Use the previous and next buttons to navigate, and Enter to activate cards.

Arbeitsstipendien im Bereich Literatur

Mit den Arbeitsstipendien fördert das Kulturreferat der Landeshauptstadt München literarische Projekte von etablierten Münchner Autor*innen.

Literaturstipendien

Die Literaturstipendien für den literarischen Nachwuchs werden alle zwei Jahre vergeben.

Die Landeshauptstadt München stellt Fördermittel für literarische Veranstaltungsreihen in München zur Verfügung.

Förderpreis für neue Dramatik

Ein Preis für neue Dramatik in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen, die die Werke auch zur Uraufführung bringen.

Förderung interkultureller Projekte

Münchner Kulturschaffende können für interkulturelle Projekte und Veranstaltungen eine Unterstützung beantragen.