150 Jahre Statistisches Amt
150 Jahre Statistisches Amt von der Gründung bis heute: Rückblick - Gegenwart - Zukunft
OB Dieter Reiter erhält das erste Exemplar der Festschrift

Wenn eine städtische Behörde 150 Jahre alt wird, dann hat sie viel zu erzählen: Wohl deshalb ist die Jubiläums-Festschrift des Statistischen Amtes rund 300 Seiten lang und 1,25 Kilogramm schwer geworden. Quasi druckfrisch überreichte Amtsleiterin Uta Thien-Seitz bei einem Fototermin das allererste Exemplar an Oberbürgermeister Dieter Reiter, der sich über das fertige Werk freut: „Ich werde dieses Buch mit Interesse durchlesen, schließlich haben sich die Mitarbeiter*innen des Statistischen Amts hier als Autor*innen viel Mühe gemacht und interessante, teils auch bislang unbekannte Geschichten, Anekdoten und vor allem Zahlen aus der Münchner Stadtgeschichte zusammengetragen.“
Inhaltlich erwartet die Leser*innen ein breites Spektrum Münchner Stadtgeschichte: zunächst einmal natürlich die des Statistischen Amtes im Wandel der Zeit. Wer gründete das Amt, welche Standorte hatte die Behörde und welche technische Entwicklung nahm es bis heute? Darüber hinaus beinhaltet die Festschrift jede Menge historische Statistiken beziehungsweise Grafiken, zum Beispiel zum damaligen Rückgang der Pferdefuhrwerke im Vergleich zur gleichzeitigen Zunahme der Automobile. Sie liefert Antworten darauf, was es mit dem „Münchner Bierherz“ auf sich hatte, wer den Werbeslogan „Weltstadt mit Herz“ prägte und wie der millionste Bürger der Stadt ermittelt wurde. Kapitel mit aufschlussreichen Daten zur Flächen- und Bevölkerungsentwicklung, zum Wohnungsbau beziehungsweise Verkehr oder Fakten zu Pandemien, dem Tourismus sowie den beliebtesten Vornamen der „Münchner Kindl“ sind ebenfalls enthalten. Apropos: Gleich am Anfang der Festschrift führt das Münchner Kindl höchstpersönlich – mit einem leichten Augenzwinkern – ein Interview mit der aktuellen Amtsleitung Uta Thien-Seitz.
Alle, die an einem kostenfreien Exemplar der Festschrift interessiert sind:
Das Buch ist ab sofort in der Stadt-Information erhältlich beziehungsweise am Seitenende zum Download abrufbar.
Festschrift zum 150 jährigen Jubiläum des Amtes

Dazu der Oberbürgermeister
"Am 15. Dezember 1874 beschloss der Magistrat der Stadt München die Gründung eines eigenen kommunalen „statistischen Bureaus“. Die Verwaltungsinstitutionen sollten kontinuierlich mit aussagekräftigem Zahlenmaterial versorgt werden für die Entscheidungsfindung künftiger Stadtplanung und Kommunalpolitik. Festgelegt im § 1 des Gründungsstatutes wurde das „statistische Bureau“ beauftragt, „statistische Daten über alle für das Gemeindeleben der Stadt München bedeutsame Verhältnisse zu sammeln, zu ordnen, zu übersichtlichen Darstellungen zu verarbeiten und zu veröffentlichen.“ Zum 1. Januar 1875 nahm die neue Dienststelle ihre Arbeit auf. Im Prinzip hat sich an diesem Grundauftrag bis heute nichts geändert.
Das Themenspektrum hat sich entsprechend der zeitlichen Rahmenbedingungen stetig verändert, tendenziell aber immer mehr ausgeweitet, sowohl in der inhaltlichen Vielfalt als auch in der methodischen Tiefe. Neben den Fachexpertinnen und -experten innerhalb und außerhalb der Verwaltung standen auch immer schon die Bürgerinnen und Bürger als Zielgruppe im Fokus. Durch verbesserte technische Ausstattung und steigender Datenkompetenz in der Bevölkerung verstärkt sich der Bedarf, eine ergiebige und vor allem qualitativ verlässliche Datenquelle zur Verfügung zu haben. Dabei ist die Statistik in einer öffentlichen Verwaltung nicht ganz unumstritten. Besonders die leidvolle Rolle der Statistischen Ämter während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft führte in den Folgejahren zu Misstrauen einem datensammelnden Staat gegenüber. Davon abgesehen
entwickelte sich aber gerade in Deutschland aus dieser Erfahrung heraus eine deutlich höhere Sensibilität für Datenschutz, verglichen mit anderen Ländern.
Das 150 jährige Jubiläum des Statistischen Amtes ist für mich ein schöner Anlass, um auf die wichtige Tätigkeit der Beschäftigten des Statistischen Amtes hinzuweisen und mich für ihre engagierte Serviceleistung für unsere Verwaltung, unsere Politik und unsere Bürgerinnen und Bürger zu bedanken. Für die Zukunft wünsche ich ihnen weiterhin gutes Gelingen!"
Festakt zum 150-jährigen Bestehen

Das Statistische Amt lud zu seinem 150-jährigen Bestehen ins Alte Rathaus ein und die Gäste kamen: Neben Bürgermeister Dominik Krause sprachen auch Amtsleiterin Uta Thien-Seitz sowie der ehemalige Leiter von Eurostat, Professor Dr. Walter Radermacher, Grußworte, in denen die Redner*innen die Verdienste des Amtes beziehungsweise seiner Mitarbeiter*innen würdigten und die Bedeutung valider Daten – gerade in Zeiten von „fake news“ – hervorhoben.
Heimlicher Star des Abends war jedoch die gut 300 Seiten starke und 1,25 Kilogramm schwere Festschrift, an der viele Kolleg*innen des Statistischen Amts über ein Jahr lang als Autor*innen gearbeitet und interessante Artikel beigesteuert haben. Dabei herausgekommen ist ein umfangreiches Werk mit zahlreichem, größtenteils historischem Bildmaterial. Darin werden alle möglichen Bereiche der Münchner Stadtgeschichte aus statistischer Sicht beleuchtet – aufschlussreiche Daten, in Form von Grafiken und Tabellen zur Flächen- und Bevölkerungsentwicklung, zum Wohnungsbau beziehungsweise Verkehr sowie Fakten zu Pandemien, dem Tourismus bis hin zu den beliebtesten Vornamen der „Münchner Kindl“. Im Kapitel zur Bevölkerungsentwicklung sind in diesem Zusammenhang zwei besondere Münchner Bürgern*innen zu nennen, die zu diesem feierlichen Anlass beide persönlich anwesend waren: der millionste Bürger Thomas Seehaus, der 1957 vom Statistischen Amt ermittelt wurde, ebenso wie Amelia Meyer, das 1,5 millionste Münchner Kindl, die 2015 in der Landeshauptstadt auf die Welt kam. Für die anwesende Presse eine schöne Gelegenheit für ein gemeinsames Foto mit den bekannten Millionenbürger*innen. Zumal Amelia auf dem letzten Bild vor knapp zehn Jahren noch ein Baby war, als Oberbürgermeister Dieter Reiter sie bei einem Fototermin im Rathaus in den Armen hielt. Ihren zweiten großen Auftritt in der Öffentlichkeit meisterte die Schülerin aber mit Bravour. Im Publikum saßen an diesem Abend nicht nur städtische Mitarbeiter*innen und Stadträt*innen, sondern auch Statistiker*innen aus ganz Deutschland, die sich im Rahmen einer dreitägigen Tagung des Verbands Deutscher Städtestatistik im Munich Urban Colab über die neuen Entwicklungen zur Statistik austauschen.
Ein Highlight des Rahmenprogramms: Der Münchner Nachtwächter Wolfgang Brehm alias Wolfram nahm die Gäste auf unterhaltsame Art und Weise mit auf eine Zeitreise ins Gründungsjahr des Statistischen Amts, 1875. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch den Gründer und ersten Leiter der Behörde, Franz Xaver Proebst. Umso erstaunter waren die Anwesenden, als sich im Anschluss dessen Ururenkel Dieter Proebst per Videobotschaft vom anderen Ende der Welt aus Neuseeland meldete. Mit der kuriosen Anekdote, dass der Sessel, auf dem bereits sein Vorfahr Franz Xaver 1875 saß, heute immer noch in seinem Besitz ist und jetzt 18.000 Kilometer von München entfernt steht. Er wünschte dem Statistischen Amt aus der Ferne alles erdenklich Gute für die Zukunft und darf sich ebenfalls über eine Festschrift freuen, die aktuell auf dem Postweg zu ihm nach Neuseeland unterwegs ist.
Festschrift 150 Jahre Statistisches Amt

Die Mitarbeiter*innen des Statistischen Amts München haben in den vergangenen Monaten wissenswerte und bislang unbekannte Anekdoten zusammengetragen.
Wir laden Sie ein, das Statistische Amt nun durch 150 Jahre Zeitgeschichte zu begleiten, und hoffen, dass Sie auf viele
interessante Entdeckungen stoßen!
Das Münchner Kindl interviewt die Amtsleitung

Den meisten Münchner*innen ist das berühmte Münchner Kindl vor allem bekannt, weil es beim jährlichen Oktoberfestumzug hoch zu Ross den Zuschauer*innen stumm zuwinkt. Heute darf es mal sprechen und unserer Amtsleiterin alle Fragen stellen, die ihm an Herzen liegen. Los geht’s!
Münchner Kindl: Liebe Frau Thien-Seitz, schön dass Sie Zeit für mich haben! Ich bin nun gespannt, was Sie zum Statistischen Amt erzählen können, das mit 150 Jahren im Verhältnis zu mir ja noch ganz jugendlich ist, ich bin ja mit meinen 298 Jahren fast doppelt so alt.Trotzdem hab’ ich mit meinem „kindl“-ichen Blick echt Schwierigkeiten, mir unter dem Begriff „Statistisches Amt“ etwas Interessantes vorzustellen. Das klingt so verstaubt, da kitzelt es mich gleich in der Nase. Deswegen bin ich jetzt gespannt, warum man auf die Idee kam, so etwas wie das Statistische Amt zu erfinden?
Uta Thien-Seitz: Ja weißt Du, liebes Münchner Kindl, das war so: Bei der Gründung vor 150 Jahren erging der Auftrag an das damals neu geschaffene Statistische Amt, Zahlen über alle für das Gemeindeleben der Stadt bedeutsamen Verhältnisse zu sammeln, zu ordnen, zu übersichtlichen Darstellungen zu verarbeiten und zu veröffentlichen. Du musst Dir vorstellen,
damals boomte die Wirtschaft, die Bevölkerung wuchs enorm und es standen ganz viele Reformen und Planungen an; soziale Reformen, aber ebenso im Bildungswesen, in der Infrastruktur, im Gesundheitswesen usw. Für die Entscheidung des damaligen Magistrats, wo und wie das begrenzte Geld am besten eingesetzt werden sollte, waren objektive Informationen notwendig. Mit diesen statistischen Daten konnte man also die Themen identifizieren, in denen Reformen besonders notwendig
waren. Ob diese Reformen und Maßnahmen dann tatsächlich erfolgreich waren, wurde ebenfalls wieder mit den Zahlen des Statistischen Amtes überprüft und kontrolliert. Und genau diesen Zweck, objektive, neutrale, wissenschaftlich basierte, auch hochqualitative, datenschutzrechtlich abgesicherte, unabhängige Informationen für Politik, Verwaltung Wirtschaft,
Presse, Wissenschaft und Bürgerschaft bereitzustellen, genau das ist bis heute die Aufgabe des Statistischen Amtes.
abgesicherte, unabhängige Informationen für Politik, Verwaltung Wirtschaft, Presse, Wissenschaft und Bürgerschaft bereitzustellen, genau das ist bis heute die Aufgabe des Statistischen Amtes.
Das vollständige Interview finden Sie hier:
Inhalte zur Festschrift
- 1874 bis 1914 Die Gründungsphase des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt München zunächst als „statistisches Bureau“
- 1914 bis 1945 Das Statistische Amt im Zeitalter der Weltkriege
- 1945 bis 2000 Das Statistische Amt zwischen Zäsur, Neubeginn und Aufbruch
- 2000 bis 2025 Neue Arbeitsperspektiven des Statistischen Amtes
- Die Flächenentwicklung Münchens
- Die Bevölkerungsentwicklung in München seit Gründung des Statistischen Amts 1875
- Heute heißt man eben wieder anders als vor sieben Jahren!
- Pandemien seit der Gründung des Statistisches Amts - Von Tuberkulose bis Krebs: Die Entwicklung der Sterblichkeit und Todesursachen in München seit 1875
- Vom Fremdenverkehr des Jahres 1875 zum Tourismus von heute
- Wohnungsbautätigkeit in München - Ausgewählte Aspekte der Bau- und Wohnungsstatistiken von den Anfängen 1875 bis in die Gegenwart
- Verkehr der letzten 150 Jahre in München
- Quellen und Literatur