Publizistikpreis

Der Publizistikpreis ist eine Auszeichnung für eine hervorragende journalistische Gesamtleistung wird alle drei Jahre verliehen.

Über den Preis

Alternierend mit dem Literaturpreis und dem Übersetzerpreis vergibt die Landeshauptstadt München alle drei Jahre den Publizistikpreis in Höhe von 10.000 Euro. Mit ihm wird eine hervorragende journalistische Gesamtleistung in Wort, Ton und/oder Bild, verbreitet in Zeitungen, Zeitschriften, Büchern im Hörfunk und/oder Fernsehen, gewürdigt.

Vorausgesetzt wird, dass die Preisträger*innen in der Region München leben oder eine enge Verbindung zu München als Ort ihres Schaffens haben. Mit dem Publizistikpreis wird eine Persönlichkeit ausgezeichnet, die dazu beigetragen hat, München als Medienstadt Profil zu geben. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich. Der Preisträger/die Preisträgerin wird von einer vom Stadtrat berufenen Fachjury vorgeschlagen. Die Entscheidung liegt beim Kulturausschuss der Stadt München.

Den Publizistikpreis erhielten

Jurybegründung

„Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht“ – dieser Satz von Georg Büchner kommt einem bei den Gerichtsreportagen von Annette Ramelsberger fast unwillkürlich in den Kopf. Wenn sie zum Beispiel von dem Pfleger Nils Högel berichtet, der über Jahre hinweg Menschen ein tödliches Medikament gespritzt hat, aus dem schlichten Grund, um sie wiederbeleben zu können, weil das ein „Kick“ für ihn war, weil er „auf dem Podest stehen wollte“. Hunderte Menschen hat er so getötet, er selbst sagte, „er habe nach dem 50., 60. Opfer aufgehört zu zählen.“ 

Oder wenn sie von einer bestens integrierten syrischen Familie in Eisleben berichtet, die auf einem Frühlingsfest zusammengeschlagen wurde, heimtückisch von hinten angegriffen mit einem Schlagring. Die rechtsradikalen Täter waren der Polizei bekannt, die aber erstmal nichts gegen sie unternommen hat.

Oder wenn sie von den Prozessen wegen Steuerhinterziehung von Uli Hoeneß, Andrea Tandler und Alfons Schuhbeck erzählt.

Annette Ramelsberger ist nicht nur eine äußerst genaue Beobachterin der jeweiligen „Fälle“, sie trifft auch den Ton, die Sprache der Beteiligten – der Angeklagten, der Verteidiger, der Richter –, hat ihre Körpersprache, die jeweilige Haltung, bzw. „Gesinnung“ im Blick und beleuchtet den gesellschaftlichen Hintergrund der Taten. 

Ihre besondere Aufmerksamkeit gilt dem wachsenden Rechtsradikalismus in unserer Gesellschaft. Sie hat nicht nur den NSU Prozess über Jahre protokolliert (weil der Richter ein offizielles Protokoll abgelehnt hat), sie hat über den Lübke-Mord in einer Weise geschrieben, die einem das Ungeheure dieser Tat deutlich vor Augen führte, sie beschreibt die Reichsbürger in all ihrer Kuriosität und gleichzeitigen Gefährlichkeit, sie berichtet über die Anwältin Seda Basar-Yildiz, die, seit sie eine Opferfamilie im NSU Prozess vertreten hat, mit Morddrohungen eines Rechtsradikalen namens NSU 2.0 konfrontiert wird. 

Annette Ramelsbergers Gerichtsreportagen zeichnen sich durch einen unverwechselbaren Stil, durch intellektuelle Schärfe und ungewöhnliche Empathie aus, darüber hinaus erzählen sie en passant auch eine kurze Geschichte des Landes, in dem wir leben.

Mitglieder der Jury

Der Jury unter dem Vorsitz des Leiters des Kulturreferats Marek Wiechers gehörten an:
Deniz Aykanat (Süddeutsche Zeitung), Dr. Jonathan Beck (Leitung C.H.Beck Verlag / Literatur-Sachbuch-Wissenschaft), Niels Beintker (Bayerischer Rundfunk), Antje Kunstmann (Antje Kunstmann Verlag), Regina Moths (Literatur Moths) und Dr. Rachel Salamander (Literaturhandlung) sowie die Stadträt*innen Mo Lovis Lüttig Lüttig (Fraktion Die Grünen - Rosa Liste), David Süß (Fraktion Die Grünen - Rosa Liste), Beatrix Burkhardt (Fraktion CSU mit FREIE WÄHLER), Ulrike Grimm (Fraktion CSU mit FREIE WÄHLER) und Klaus Peter Rupp (Fraktion SPD/Volt).

  • 2022: Natalie Amiri
  • 2019: Robert Andreasch
  • 2016: Ulrich Chaussy
  • 2013: Heribert Prantl
  • 2010: Mercedes Riederer
  • 2007: Prof. Dr. Dieter Kronzucker
  • 2004: Dr. Dirk Ippen
  • 2001: Dieter Hanitzsch
  • 1998: Anneliese Friedmann
  • 1996: Maria von Welser
  • 1994: Herbert Riehl–Heyse
  • 1992: Erich Kuby

Ähnliche Artikel

This is a carousel with rotating cards. Use the previous and next buttons to navigate, and Enter to activate cards.

Arbeitsstipendien im Bereich Literatur

Mit den Arbeitsstipendien fördert das Kulturreferat der Landeshauptstadt München literarische Projekte von etablierten Münchner Autor*innen.

Literaturstipendien

Die Literaturstipendien für den literarischen Nachwuchs werden alle zwei Jahre vergeben.

Die Landeshauptstadt München stellt Fördermittel für literarische Veranstaltungsreihen in München zur Verfügung.

Internationale Edith-und-Werner-Rieder-Preis

Ein Preis für neue Dramatik in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen, die die Werke auch zur Uraufführung bringen.

Förderung interkultureller Projekte

Münchner Kulturschaffende können für interkulturelle Projekte und Veranstaltungen eine Unterstützung beantragen.