Freiham - ein neues Stadtquartier
Planen, bauen, unterhalten – die gesamte Kompetenz des Baureferates ist am Werk und realisiert mit Hochdruck die Infrastruktur für Münchens neues Stadtquartier
Im Münchner Westen wächst eine Kleinstadt
Über 25.000 Menschen werden in Freiham wohnen, viele Tausend werden hier arbeiten, einkaufen, lernen, spielen und ihre Freizeit verbringen. Auf 350 Hektar freier Fläche wurde ein neues Stadtquartier von der Größe einer Kleinstadt geplant – jetzt wird es Realität: Das Baureferat baut bereits die Straßen, Wege und Beleuchtungssysteme; es entstehen Schulen, Grünflächen und Unterführungen. Vieles davon soll zeitnah zum Bezug der ersten Wohnungen fertig sein.
Hier hält Sie das Baureferat über seine Projekte in Freiham auf dem Laufenden.
Erste reine Fahrradstraße Münchens
(18. September 2024) Bürgermeisterin Verena Dietl, Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer und Mobilitätsreferent Georg Dunkel haben heute die erste reine Fahrradstraße Münchens vorgestellt. Das Baureferat hat die knapp 850 Meter lange Straße zwischen Juli 2023 und Juni 2024 gemäß den Planungen des Mobilitätsreferats beziehungsweise vormals des Referats für Stadtplanung und Bauordnung für den autoreduzierten Stadtteil Freiham hergestellt. Die sichere und komfortable Fahrradachse verbindet das Stadtteilzentrum Freihams mit der Wohnbebauung und öffentlichen Einrichtungen.
Bürgermeisterin Verena Dietl sagt: „In Freiham setzen wir neue Maßstäbe bei Stadtgestaltung und Mobilität. So ist hier jetzt Münchens erste Straße entstanden, die ausschließlich dem Rad- und Fußverkehr zur Verfügung steht. Um den Komfort und die Sicherheit der Radelnden zu erhöhen, ist sie gegenüber den einmündenden Straßen vorfahrtsberechtigt und die Einmündungsbereiche sind rot markiert. Ich bin mir sicher, dass Freiham Nord ein sehr lebenswerter Stadtteil wird, mit schönen Aufenthaltsmöglichkeiten, guter Schul- und Kita-Versorgung und eben auch durchdachter Mobilität.“
Baureferentin Dr.-Ing. Jeanne-Marie Ehbauer sagt: „Die neue Fahrradstraße ist ein städtebauliches Novum in München. Sie ermöglicht eine klimafreundliche und sichere Nahmobilität, vom neuen Stadtteilzentrum am Mahatma-Ghandi in die nördlich davon gelegenen Wohnbereiche. Das Baureferat hat bereits mit der Gestaltung der Grünbereiche links und rechts der neuen Fahrradstraße begonnen. Die ersten Bäume pflanzen wir schon in den kommenden Wochen. Letztendlich haben wir nicht nur eine nachhaltige Verkehrsachse, sondern eine neue Achse hoher Aufenthaltsqualität, von der Jung bis Alt im Stadtteil profitiert.“
Mobilitätsreferent Georg Dunkel sagt: „In Freiham setzen wir ein modernes Verkehrskonzept für einen autoreduzierten Stadtteil der kurzen Wege um. Die Fahrradstraße von der Otto-Meitinger-Straße bis zur Helmut-Schmidt-Allee steht ausschließlich Fußgänger*innen und Radfahrer*innen zur Verfügung – und ist damit Münchens erste ‚echte‘ Fahrradstraße. Nicht nur damit wird in Freiham die viel besprochene Verkehrswende vor dem Ziel größtmöglicher Verkehrssicherheit, einer entsprechenden Infrastruktur und alternativen Angeboten umgesetzt und vor Ort erlebbar.“
Auf der neuen Straße können Bewohner*innen ab sofort bequem und sicher zu Fuß oder auf dem Rad vom Stadtteilzentrum am Mahatma-Gandhi-Platz durch das Wohngebiet entlang der Angerflächen in die Otto-Meitinger-Straße im Norden gelangen. Die Nahmobilitätsachse ist frei von Kfz-Verkehr und bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern einen bequemen und sicheren Zugang fußläufig und mit dem Rad zu ihren Wohnhäusern, sozialen Einrichtungen, dem ÖPNV oder Abstellmöglichkeiten für private oder geteilte Kraftfahrzeuge. Die Wegeverbindung hat Gesamtbreiten von bis zu 16 Meter mit Baumgraben (zum Beispiel zwischen Ellis-Kaut-Straße und Helmut-Schmidt-Allee) und ist unterteilt in vier Meter breite Zweirichtungsradwege auf der Westseite und drei Meter breite Gehwege auf der Ostseite. Die Kreuzungspunkte zwischen dem Fuß- und Radweg und den querenden Erschließungsstraßen (Tempo 30) sind rot markiert. So wird kenntlich gemacht, dass Radfahrer*innen hier Vorfahrt gegenüber den Kfz-Fahrenden haben. Um den Fuß- und Radverkehr weiter zu schützen, wurden zudem im Kreuzungsbereich die Einmündungsbereiche der querenden Erschließungsstraßen, in denen Tempo 30 gilt, auf etwa 4,50 Meter eingeengt. Damit die Fahrradstraße frei von Kfz oder Lieferverkehr bleibt, hat das Baureferat Poller eingesetzt. Im Rahmen der Maßnahme sind außerdem insgesamt 82 Fahrradabstellmöglichkeiten in den anliegenden Straßen entstanden.
Die Maßnahme wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Bildungscampus und Sportpark Freiham
Campus der Superlative - 5-jähriges Jubiläum 2024
Mit dem neuen Bildungscampus Freiham wurde das größte Schulbauprojekt Münchens termingerecht fertig gestellt. Das Baureferat errichtete in etwas mehr als zwei Jahren Bauzeit eine Grundschule, ein Sonderpädagogisches Förder- und Kompetenzzentrum, eine Realschule, ein Gymnasium und die sogenannte Campusmitte. Insgesamt können in
den vier Schulen bis zu 3.000 Kinder und Jugendliche unterrichtet werden. Der Bildungscampus startete pünktlich zum
Schuljahr 2019/2020 den Schulbetrieb. Die Landeshauptstadt München hat in die Realisierung des hochmodernen Campus rund 198,5 Millionen Euro investiert. Darin enthalten sind Fördermittel in Höhe von 36 Millionen Euro, die die Regierung von Oberbayern für dieses Projekt bereitgestellt hat. Träger der Schulen ist der Freistaat Bayern. Der Bildungscampus ist ein wichtiger Baustein für den Stadtteil Freiham und durch die Lage an der S-Bahn-Station Freiham gut erreichbar. Die Städtische Fachoberschule für Sozialwesen und Ge- sundheit München Nord wurde bis zum Ende des Schuljahres 2024 an den Bildungscampus Freiham verlegt und zieht ab dem Schuljahr 2024/2025 in das neue Schulgebäude an der Freudstraße.
Stadtteilzentrum Freiham Nord: Bau der Platz- und Verkehrsflächen
Im zukünftigen Zentrum des neuen Quartiers entstehen Einrichtungen für den Einzelhandel, für Dienstleistungsangebote und Gastronomie, sowie Büroflächen und Wohnungen. Die öffentlichen Flächen in der Amalie-Nacken-, Emilie-Maurer-, Rosa-Kempf- und Margarete-Vollmar-Straße sowie auf dem zentralen Mahatma-Gandhi-Platz werden als Fußgängerzone mit freiem Radverkehr ausgewiesen. Der Bauausschuss des Münchner Stadtrats hat im Mai 2022 das Baureferat beauftragt, die Platz- und Verkehrsflächen rechtzeitig zur geplanten Fertigstellung der umliegenden Gebäude ab Ende 2023 als Provisorium zu bauen.
Landschaftspark Freiham - viel Grün im neuen Stadtteil
Im neuen Stadtteil Freiham entsteht als Teil des Grüngürtels am westlichen Münchner Stadtrand ein Landschaftspark – mit 60 Hektar der größte, der in den nächsten Jahren im Stadtgebiet geplant und gebaut wird. Er grenzt das neue Stadtquartier zur Autobahn A99 hin ab. Der Park zwischen der A99, der S-Bahnlinie München-Geltendorf und der Bodenseestraße wird, wie alle anderen großen Münchner Parks, eine überörtliche Anziehungskraft entfalten.
Realisierungswettbewerb
Der Stadtrat hatte im März 2016 das Baureferat beauftragt, einen zweistufigen landschafts- und freiraumplanerischen Wettbewerb für Landschaftsarchitekturbüros durchzuführen. Auf Vorschlag des Baureferates hatte der Stadtrat bereits im November 2014 entschieden, das Wettbewerbsverfahren mit einer prozessbegleitenden Bürgerbeteiligung zu verknüpfen, um eine größtmögliche Akzeptanz der Planungen zu schaffen. Zur Vorbereitung der Wettbewerbsauslobung wurden daher 2015 verschiedene Beteiligungsprozesse organisiert; unter anderem ein Informationstag im Mai, ein Planungsworkshop im Oktober 2015 und ein moderierter Bürgerdialog zwischen den beiden Wettbewerbsphasen.
Grundschulen in modularer Bauweise
Im Oktober 2013 wurde der vom Baureferat ausgelobte Realisierungswettbewerb für den Neubau von vier Grundschulen in modularer Bauweise entschieden. Der Münchner Stadtrat erteilte im Januar 2015 die Projektgenehmigung. Zwei dieser Grundschulen wurden zum Schuljahr 2017/18 in Freiham fertiggestellt. Außerdem wurde in Freiham Süd eine Schulpavillonanlage errichtet.
Das "Münchner Lernhauskonzept"
Eine Lernhauseinheit oder Lernhausmodul besteht aus jeweils vier Unterrichtsräumen, zwei Räumen für die ganztägige Betreuung, einem Teamraum für das Lehr- und Betreuungspersonal, einer Sanitäreinheit und Garderoben. Der Flur öffnet sich in den Pausenbereich, der über einen Lichthof natürlich belichtet und belüftet wird. Der Pausenraum ist hinsichtlich Akustik und Beleuchtung wie ein Unterrichtsraum ausgestattet.
Dieses integrierte Raumkonzept lässt vielfältige Möglichkeiten für eine ganztägige Betreuung zu, da die Raumnutzung verändert werden kann. Flexible Wände und transparent gestaltete Elemente bieten zudem Möglichkeiten für die Arbeit in Klein- und Kleinstgruppen.
Ein solches Lernhausmodul ist ein Element der Grundschule. Es beinhaltet jeweils einen Zug der Schule. Alle weiteren Nutzungen wie Speisesaal, Verwaltung oder Fachklassenräume sind in einem zentralen Bereich untergebracht, der entsprechend dem jeweiligen Raumprogramm der Schule unterschiedlich ausgestaltet ist.
Die Lernhäuser sind in Grundriss und Ausstattung bei jeder Schule gleich. Das Modul kann also für künftige Planungen weiterverwendet werden.
Die drei Projekte im Einzelnen
In Freiham Mitte entstand an der Gustl-Bayrhammer-Straße eine fünfzügige Grundschule mit Räumen für die ganztägige Betreuung sowie einer Zweifachsporthalle mit Freisportanlagen und einem Haus für Kinder mit drei Krippen- und drei Kindergartengruppen nach dem Lernhauskonzept. Die Schule wurde am 8. August 2017 fertig übergeben. Bürgermeisterin Christine Strobl, Stadtschulrätin Beatrix Zurek und Detlev Langer, Hauptabteilungsleiter Hochbau im Baureferat waren bei der Vorstellung dabei.
In Freiham Nord wurde an der Aubinger Allee eine fünfzügige Grundschule mit Räumen für die ganztägige Betreuung sowie einer Zweifachsporthalle mit Freisportanlagen nach dem Lernhauskonzept gebaut. Sie ging mit dem Schuljahresbeginn 2017 in Betrieb.
Im Gewerbegebiet Freiham Süd ist östlich der Anton-Böck-Straße und nördlich der Bahnlinie eine Schulpavillonanlage als Filiale der Grundschule an der Limesstraße entstanden. Die Schulpavillons sind für 200 Schülerinnen und Schüler in acht Klassen konzipiert und wurden zum Schuljahresbeginn 2016/2017 fertiggestellt.
Grünband und Grünfinger
Ein grünes und blühendes Band mit altem Baumbestand, jungen Zierkirschen, Spielflächen, Sitzterrassen und Wiesen erstreckt sich von Nord nach Süd und verbindet den gewachsenen Stadtteil Neuaubing mit dem neuen Stadtteil Freiham-Nord. Es verläuft auf rund 700 Meter Länge zwischen der Wiesentfelser Straße im Süden und der Pretzfelder Straße im Norden mit einer Breite von zirka 45 bis 63 Metern. Im Osten schließt ein Gehölzwall an, der als Biotop kartiert ist. Nördlich der Pretzfelder Straße setzt sich das Grünband als schmaler, etwa 240 Meter langer Grünzug an der neuen Grundschule bis zur nördlichen Aubinger Allee fort.
Der Grünfinger schließt auf Höhe der Wiesentfelser Straße an das Grünband an und soll künftig in Ost- West-Richtung mit dem geplanten Landschaftspark verbinden. Das Baureferat hat im Februar 2017 mit dem Bau des ersten, ca. 250 Meter langen Abschnitts zwischen der Wiesentfelser Straße und der zukünftigen Aubinger Allee begonnen. Bereits im Herbst 2017, mit Eröffnung der beiden neuen Grundschulen, konnten die Kinder ihre neuen Spielplätze erobern. Geplant wurden die neuen Erholungs- und Spielflächen auf Basis einer Bürgerbeteiligung mit Schulkindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus den angrenzenden Wohngebieten; die dabei entwickelten Wünsche und Vorstellungen wurden im Planungskonzept berücksichtigt.
Beleuchtungskonzept für Freiham - Freiham Nord leuchtet voraus
Beim Bau des neuen Siedlungsgebietes Freiham ergibt sich die besondere Gelegenheit, ein innovatives, attraktives und effizientes Beleuchtungskonzept für einen ganzen Stadtteil zu entwerfen. Dieses wird seit Januar 2017 umgesetzt.
LED-Pilotprojekt und ein künstlerisches Lichtkonzept
Mit der Realisierung des neuen Stadtquartiers ergibt sich die Chance, ein LED-Gesamtkonzept für die Beleuchtung aller öffentlichen Straßen und Wege in Freiham Nord, von der Anliegerstraße bis zum Stadtteilzentrum, umzusetzen. Die Stadt München geht damit neue Wege und folgt der Empfehlung des Instituts für Lichttechnik der TU Berlin. Den Beschluss dazu fasste der Bauausschuss im Oktober 2015. Vorausgegangen war ein vom Baureferat moderierter Planungsworkshop mit vier Lichtplanungsbüros zur Konzeption eines Masterplans.
Den Auftrag erhielt das Büro Day & Light Lichtplanung aus München: Entstehen werden differenzierte, attraktive Lichträume unabhängig von der Fertigstellung der Bebauung. Warme und kalte Lichtfarben helfen bei der Orientierung, Kreuzungspunkte werden unterschiedlich akzentuiert. Durch die LED-Technik wird CO2 eingespart und die sogenannte Lichtverschmutzung minimiert.
Eine rund einen Hektar große Grünfläche wird den künftigen Bildungscampus mit dem Sportpark und den neuen Wohngebieten verbinden. Zugleich soll ein künstlerisch gestaltetes Lichtkonzept dieses öffentliche Grün mit dem zukünftigen Landschaftspark verknüpfen.
Der Stadtrat genehmigte im November 2016 das Projekt im Rahmen von QUIVID, dem Programm des Baureferates für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum. Ziel ist es, die Menschen an der Kunst teilhaben zu lassen und einen über den neuen Bildungscampus hinaus im Stadtteil wahrnehmbarer Akzent zu setzen. Für das Lichtkonzept wird das Baureferat einen Kunstwettbewerb mit einem „Realisierungsteil“ für die öffentlichen Grünflächen und einem „Ideenteil“ für den Landschaftspark durchführen.
„Smarter Together“
Für die Bodenseestraße hat das Baureferat im Rahmen des geförderten EU-Projekts „Smarter Together“ (www.smarter-together.de) neue intelligente Lichtmasten entwickelt. Sie sind mit modernster LED-Technik ausgestattet und werden bald M-WLAN, den kostenfreien Service Münchens für öffentliches WLAN bieten. Außerdem schaffen sie zusätzlich Möglichkeiten, Sensoren (z.B. zur Erfassung von Umweltdaten oder Informationen zu Verkehr) zu installieren. Damit können innovative mobile Dienst für die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers im Rahmen eines Pilotprojekts entwickelt werden.
Die ersten zwei Dutzend Exemplare sind in der Bodenseestraße zwischen Anton-Böck- und Hans-Steinkohl-Straße bereits aufgestellt. Weitere Masten folgen unter anderem in der Limesstraße und im Grünfinger in Freiham Nord. Das Projekt wird 2019 und 2020 evaluiert.
Die Stadt München untersucht im Rahmen des EU-Projekts „Smarter Together“ im Stadtteil Freiham Nord neue Beleuchtungstechnologien in einem Feldversuch. Dafür hat das Baureferat auf dem neu angelegten Fußweg im Freihamer Grünband, parallel zur Ellis-Kaut-Straße, auf einer Strecke von circa 350 Metern zwölf moderne LED-Leuchten mit zusätzlicher intelligenter Elektronik installiert. Sie sorgen automatisch für eine adaptive, bedarfsabhängige Beleuchtung.
Die intelligente Regelung stellt sicher, dass der Fußweg vor und hinter den Passanten hell ausgeleuchtet ist. Befindet sich keine Person im Erfassungsbereich der Sensoren, wird das Licht automatisch und langsam um circa 85 Prozent reduziert. Die ohnehin sehr energieeffizienten LED-Leuchten sparen mit dieser zusätzlichen Technik noch weitere Energie ein. Die Technologie trägt außerdem zur Reduzierung von nicht benötigtem künstlichen Licht bei. Das ist für viele Lebewesen, vor allem nachtaktive Insekten, von Vorteil. Sollte sich die Technik bewähren, kann sie einen zusätzlichen Beitrag zum Umweltschutz in der Straßenbeleuchtung leisten.
Der Feldversuch läuft bis Ende des Jahres 2020. Die neuartige Beleuchtung wird in dieser Zeit hinsichtlich Aufwand, Handhabung, Funktionalität, Bürgerakzeptanz, Wirtschaftlichkeit und Energieeinsparung untersucht und mit der bislang üblichen Technik verglichen.
Wer die intelligenten Leuchten selbst erleben möchte, hat dazu ab sofort täglich nach Sonnenuntergang beziehungsweise vor Sonnenaufgang auf dem Fußweg parallel zur Ellis-Kaut-Straße in Freiham Nord die Gelegenheit dazu.
Straßen - Plätze - Unterführungen
2016 begann das Baureferat, die Straßen in Freiham als Provisorien herzustellen, um einen Zugang zu den Baustellen der Hochbauten zu schaffen. Wichtige Verbindungsachsen wie die Aubinger Allee wurden als gewidmete Baustraßen mit Gehwegen hergestellt. Damit konnten die Straßen und Wege frühzeitig ihre offiziellen Straßennamen erhalten.
Wenn alle angrenzenden Hochbauten abgeschlossen sein werden, wird der endgültige Zustand der Straßen hergestellt. Im Gebiet um den Sport- und Bildungscampus sowie in Teilen der Hans-Dietrich-Genscher- Straße und der Helmut-Schmidt-Allee ist dies bei den Straßen sowie den Geh- und Radwegen schon der Fall.
Der Endausbau wird 2023 in der Otto-Meitinger-Straße, der Gustl-Bayrhammer-Straße sowie im Freihamer Weg fortgesetzt.
QUIVID - Kunst-am-Bau
Der Bauausschuss des Münchner Stadtrats hat am 8. Mai 2018 einstimmig beschlossen, dass das von der Kunstkommission empfohlene Kunst-Licht-Projekt für die öffentlichen Grünflächen von Bildungscampus, Sportpark und Landschaftspark im entstehenden Quartier Freiham-Nord umgesetzt werden soll. Das Baureferat wurde beauftragt, im Zuge der Planungen für den Landschaftspark das Projekt weiter zu konkretisieren.
Im Rahmen von QUIVID, dem Kunst-am-Bau-Programm des Baureferats, wurde zuvor ein Lichtkunstwettbewerb durchgeführt.
1. Preis
Nicolai, Olaf und Studio Dinnebier:
Freiham illuminata / Luce del respiro
Stellungnahme der Kunstkommission:
Das Kunst-Licht-Projekt „Freiham illuminata // Luce del respiro“ für den neuen Stadtteil im Münchner Westen hebt sich von den anderen Beiträgen des Wettbewerbs dadurch ab, dass es ausschließlich das Licht selbst zum Thema macht. Im Zentrum steht eine Beleuchtung, die atmosphärische Qualitäten in großer Bandbreite erfahrbar werden lässt. Die jeweiligen Wirkungen ergeben sich u. a. durch unterschiedliche Lichtstärken, wechselnde Lichttemperaturen (von warmweiß bis kaltweiß) sowie differenzierte Bezüge zum natürlichen (Tages-)Licht.
Das bewusst breit konzipierte Spektrum an Lichtstimmungen soll sich dynamisch vermitteln, d. h. in subtilen Veränderungen wahrnehmbar sein. Es handelt sich dabei um eher langsam wechselnde bzw. länger anhaltende Lichteindrücke, d. h. das Pulsieren der Leuchtkraft oder ein Wechsel der Lichtfarbe vollzieht sich in großzügigen Einheiten. Es gibt also keine abrupten oder rhythmischen Veränderungen, eher sind diese über einen längeren Zeitraum beobachtbar und – vor allem von Anwohnern mit Ortskenntnis – unbewusst zu erspüren.
Nach Vorstellung von Künstler und Lichtplanern soll sich das Lichtarrangement aus Daten ergeben, die der Stadtteil selbst erzeugt. Welche Parameter für diese Daten genau zu Grunde gelegt werden, bedarf noch der Abstimmung und Spezifikation, ebenso die Methode der Datenauswertung. Die künstlerische Idee ist jedenfalls, Datenverläufe zu einer visuellen Komposition werden zu lassen, die die Stadt selbst „schreibt“. Darüber hinaus – so das künstlerische Konzept – sollte das die Daten verarbeitende System in der Lage sein, Licht- und Farbbewegungsmuster aktiv zu generieren. Die Lichtinstallation wird ihre Bezüge zu Freiham gewissermaßen „erlernen“.
Eine für das Konzept untergeordnete Rolle spielen sowohl der einzusetzende Leuchtentyp (hier wird lediglich ein anderes als das bislang geplante Modell empfohlen) als auch die vorgesehenen Standorte (die allesamt beibehalten werden sollen).
Die Arbeit überzeugt durch die außergewöhnliche und völlig neuartige Idee, die Grünanlagen und ihre Beleuchtung als lebendigen Organismus zu betrachten, der gewissermaßen „atmet“ und sich in Korrespondenz zu den Abläufen im Wohngebiet sowie zur Nutzung der öffentlichen Gebäude (Schulen, Sporteinrichtungen etc.) verhält. Die künstlerische Installation dürfte von den Bewohner/inne/n spielerisch erlebt werden und könnte für das neue Quartier identitätsstiftend sein.
In einer Stadt, in der der weltberühmte „Englische Garten“ für eine künstlich gesteigerte, quasi perfektionierte Schönheit der Natur steht, ist die hochtechnologisch erzeugte Vielfalt der Atmosphären (!) in den Gärten von Freiham eine zeitgenössische ästhetische Antwort. Die Weiterführung des Konzepts über den Realisierungsteil hinaus in den Landschaftspark empfiehlt die Jury mit Nachdruck und ohne Einschränkungen.
Eine markante Orientierungsmarke für Freiham Nord: Die 21 Meter hohe Turmskulptur „Freiham Folly“ wurde Ende November 2018 im Auftrag des Baureferats errichtet. Der Standort liegt im Grünband zwischen Freiham und Aubing nahe der Kunreuther Straße. Beim Aufbau wurden die zwei vorgefertigten Hälften der Skulptur vor Ort verbunden und auf das bereits fertiggestellte Fundament gesetzt. Der Stadtrat hatte im September 2017 die Ausführung beschlossen.
Der „Freiham Folly“ wurde im Rahmen von Quivid, dem Kunst-am-Bau-Programm der Landeshauptstadt München, zum Neubau der beiden Grundschulen in Freiham im Grünband errichtet. Die Grünanlage verbindet sowohl die beiden neuen Grundschulstandorte miteinander als auch Neuaubing mit dem zukünftigen Stadtteil Freiham. Die „Kommission für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum“ hat die Turm-Skulptur „Freiham Folly“ des Künstlerduos Heike Mutter/ Ulrich Genth als weithin sichtbare Orientierungsmarke zur Realisierung empfohlen:
„Der Entwurf sieht eine Turmgestalt vor, die mit einer Höhe von 21 Metern von nahezu jeder Stelle der Parkanlage wahrgenommen wird und somit eine markante Orientierungsmarke darstellt. Durch eine Beleuchtung in der Turmspitze setzt das Kunstwerk auch nachts einen Akzent. Die Oberfläche des Objekts besteht aus vorpatinierten Kupferblechen in unterschiedlichen Farbtönen, die ein kachelartiges Raster bilden und dem ungewöhnlich gestalteten Bauwerk Einheit verleihen.
Während die filigrane Silhouette des ‚Freiham Folly‘ – der Durchmesser des zierlichen Turmschafts beträgt lediglich 88 cm – Assoziationen an einen Maibaum oder ein orientalisches Minarett weckt, erinnert die Spitze mit ihrem sinnlich gewölbten Balkon an die Zwiebelbekrönung eines bayerischen Kirchturms. Der Schaft wiederum steckt in einer Kugelform aus grünlichem Beton, was dem hoch aufragenden Bauwerk eine fast tänzerische Beweglichkeit verleiht.
Die intelligente Verschmelzung unterschiedlicher, identitätsstiftender Formen lässt sich durchaus programmatisch deuten und eröffnet Denkräume. Als ein ‚Denkraum‘ wurde z. B. auch der englische Landschaftsgarten verstanden, auf dessen Tradition der Titel des Kunstwerks verweist: Als ‚Folly‘, zu deutsch: ‚Verrücktheit‘, wurde im 18. Jahrhundert ein extravaganter Zierbau bezeichnet, der zur emotionalen Qualität und einer heiteren, fast märchenhaften Atmosphäre des Parks beiträgt – man denke etwa an den berühmten Monopteros im Englischen Garten in München.
Die Jury befürwortet den Entwurf auf Anhieb und einstimmig. Der ‚Freiham Folly‘ überzeugt durch seine selbstbewusste Bildsprache, die dem neuen Stadtgebiet im Münchner Westen ein eindrückliches wie kraftvolles Signet verleiht. Das Kunstwerk bildet eine zeitgemäße Analogie zur kulturellen Vielfalt der zukünftigen Anwohnerschaft – in einem Stadtbezirk, in dem Diversität und Inklusion gelebt werden.“