Altstadtring Nordwest
Die Neugestaltung des Straßenraumes im Bereich Oskar-von-Miller-Ring für mehr Freiflächen und Aufenthaltsqualität wird im Oktober fertigestellt.

Verkehrsraum neu gedacht
Im Oktober 2025 stellt das Baureferat die Arbeiten am Projekt „Altstadtring Nordwest Oberflächenwiederherstellung
Oskar-von-Miller-Ring“ fertig. Der neu gestaltete Bereich erstreckt sich von der Kreuzung an der Gabelsberger- und Türkenstraße über den Oskar-von-Miller-Ring, ab dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus, über die Kreuzung mit der Ludwigstraße bis in die Von-der-Tann-Straße und den Beginn der Prinzregentenstraße.
Nachdem das Baureferat den Altstadtringtunnel auf den neuesten Stand der Technik gebracht hat, hat nun auch die Oberfläche ein zeitgemäßes Update erfahren.
Auf einer Gesamtfläche von 46.000 Quadratmetern hat das Baureferat die Straßenoberfläche nach der Tunnelsanierung wiederhergestellt, die Verkehrssicherheit für den Fuß- und Radverkehr verbessert, die Barrierefreiheit ausgebaut und zusätzliche Grünflächen und ökologisch wirksame Bepflanzungen geschaffen.
Tunnelsanierung als Ausgangspunkt
Im Frühjahr 2019 begann das Baureferat mit der grundlegenden Instandsetzung und sicherheitstechnischen Modernisierung des 1972 eröffneten Altstadtringtunnels. Unter anderem erneuerte das Baureferat die gesamte Tunneltechnik und die Beleuchtung.
Die umfassende Sanierung machte eine komplette Wiederherstellung und Umgestaltung der Oberfläche erforderlich. Mit einem intensiven Bürgerbeteiligungsprozess und einem Planungsworkshop unter Beteiligung von Münchner Stadtrat, Bezirksausschüssen und Anwohnenden entwickelte die Landeshauptstadt eine zeitgemäße Umgestaltung der Verkehrs- und Aufenthaltsflächen.
Mehr Sicherheit für Rad- und Fußverkehr

Auf der gesamten Länge des Projekts hat das Baureferat durchgängig Radwege nach den Standards des Radentscheids angelegt. Mit einer Mindestbreite von 2,30 Meter zuzüglich eines Sicherheitstrennstreifens zur Fahrbahn von 0,5 Meter bieten die Radwege ausreichend Platz für ein komfortables Überholen, auch von Fahrrädern unterschiedlicher Spurbreiten wie Lastenrädern oder Handbikes.
Die Radwege sind baulich von der Fahrbahn und den Gehwegen abgegrenzt. Für einen möglichst hohen Fahrkomfort sind alle Radwege höhengleich angelegt. In der Von-der-Tann-Straße, die Teil des Altstadt-Radlrings ist, sorgt die flächige Grüneinfärbung für bessere Orientierung und eine klare Abgrenzung zum Fußverkehr.
Insgesamt hat das Baureferat allein im Zuge dieser Maßnahme 1,85 Kilometer Radwege hergestellt, die ein komfortables und sicheres Radfahren ermöglichen und vom angrenzenden Radwegprojekt „Radschnellweg Münchner Norden Teilabschnitt 1A“ ergänzt werden. Auch der Fußverkehr profitiert von einem nun deutlich größeren Platzangebot.
Dank einer neuen Ampelanlage können Radfahrende und Zufußgehende den stark befahrenen Altstadtring nun am Knotenpunkt Gabelsbergerstraße / Oskar-von-Miller-Ring sicher queren. Damit schafft das Projekt auf Höhe der St. Markus Kirche eine wichtige Nord-Süd-Verbindung.
Auch für den motorisierten Verkehr gibt es Änderungen: Fahrzeuge aus der Ludwigstraße kommend können am Knotenpunkt Gabelsbergerstraße / Oskar-von-Miller-Ring abbiegen und in Richtung Brienner Straße fahren. Im gesamten Bereich konnten 103 Parkplätze erhalten bleiben.
Barrierefreiheit
In Abstimmung mit dem „städtischen Beraterkreis Barrierefreies Planen und Bauen“ wurden alle Übergänge abgesenkt, an Ampeln und Zebrastreifen zudem Blindenleitsysteme mit ertastbaren, weißen Bodenplatten eingebaut. Zudem hat das Baureferat die Bushaltestellen am Oskar-von-Miller-Ring, in der Ludwigstraße sowie in der Prinzregentenstraße (kurz vor der Ecke Seitzstraße) mit Bodenindikatoren und erhöhten Bordsteinkanten barrierefreie ausgebaut. Für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, Personen mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwägen erleichtert dies den Zugang zum öffentlichen Nahverkehr erheblich.
Schwammstadtprinzip
Im Rahmen des Großprojekts hat das Baureferat 2.000 Quadratmeter Fläche entsiegelt. Das Projekt folgt konsequent dem Schwammstadtprinzip: Die Gehwege entwässern in die Grünbereiche, wodurch das Regenwasser den Pflanzen zur Verfügung gestellt, im Boden gefiltert und über Versickerung wieder dem Grundwasser zugeführt wird. Ein Teil des anfallenden Wassers trägt über Verdunstung zur Kühlung des Stadtraums bei.
Neue Plätze zum Verweilen

Drei neue Platzbereiche hat das Baureferat geschaffen. Sie gliedern den Oskar-von-Miller-Ring an der Oberfläche und schaffen kommunikative Aufenthaltsbereiche mit ausreichend Sitzmöbeln:
- vor der St. Markus Kirche
- vor dem Oskar-von-Miller-Forum
- vor der Bayerischen Landesbank
Mit 16 Bänken und acht Sitzwürfeln mit Holzauflagen, mit und ohne Lehnen, stellt das Baureferat komfortable Sitzgelegenheiten bereit. Bewusst von der Straße abgewandt positioniert, schaffen die Platzflächen einen intimen Charakter, der zum Verweilen einlädt.
Die neu entstandenen Freiflächen sind mit Kunststeinplatten in verschiedenen Größen gestaltet. Die Formate entwickeln sich aus dem bekannten Münchner Gehwegplatten-Design in verschiedenen Schattierungen und sind im sogenannten Römischen Verband verlegt.
Zwischen dem Palais Dürckheim und der Bayerischen Landesbank sowie an der Amalienstraße hat das Baureferat Abstellbereiche für Fahrräder eingerichtet. Die Stellflächen sind teils mit Rasengittersteinen gestaltet, deren offene Fugen Regenwasser versickern lassen und damit auch einen Beitrag zum Schwammstadtprinzip leisten.
Damit die Platzflächen nicht durch Autos blockiert werden, sind sie mit Pollern gesichert. Zusätzlich sorgt das Baureferat mit moderner LEDBeleuchtung und ausreichend Mülleimern für Sicherheit, Sauberkeit und Komfort.
Brunnenanlage
Die neue Brunnenanlage auf dem Platz vor dem Oskar-von-Miller-Forum besteht aus einer gegliederten Natursteinwand von etwa 13 Metern Länge und bis zu drei Metern Höhe. Die Wand ist in zwei Teile gegliedert, die im flachen Winkel zueinander stehen und so eine optische Abschirmung zum motorisiertem Verkehr am Oskar-von-Miller-Ring bilden.
Vor der Wand aus unterschiedlich großen Natursteinblöcken liegt ein rund 25 Quadratmeter großes Wasserbecken. Unterschiedlich hoch angeordnete Wasseraustritte erzeugen vielfältige „Wasserstimmungen“ – vom lebhaften Sprudeln über gleichmäßiges Fließen bis hin zu sanftem Plätschern.
Besonders hervorzuheben ist die Materialwahl: Wachenzeller Dolomit und Pollinger Kalktuffstein sind kunstvoll bearbeitet – etwa durch Krustenoberflächen. Die aufwändige Steinmetzarbeit macht die natürlichen Ausblühungen des Steins sichtbar.
Kunstwerk „PS (Horsepower)“

Das aufgeklappte Pferd, die Vergrößerung einer Spielzeugfigur, thront über der westlichen Einfahrt des Altstadtringtunnels und fügt sich in die Münchner Tradition der Reiterstandbilder ein. Doch während etwa Otto I. im Hofgarten Macht ausstrahlt und Maximilian I. am Wittelsbacher Platz Richtung Himmel weist, verweigert sich das Pferd dem Triumph. Es steht für Stillstand und Verweigerung der Dominanz. Autofahrende sehen aus ihren PS-starken Fahrzeugen auf die Skulptur – das gebrochene Pferd – das sinnbildlich auch für ein nahendes Ende des Verbrennermotors steht. Das Kunstwerk lädt ein, über neue Anfänge nachzudenken: für Maschinen, Macht und Menschen.
Das Kunstwerk entstand im Rahmen von QUIVID, dem Kunst-am-Bau-Programm der Landeshauptstadt München. Bei einem Wettbewerb 2021 setzte sich die Künstlerin Alexandra Bircken mit Studio Violet und ArtEngineering GmbH durch. Die Umsetzung wurde 2022 vom Stadtrat beschlossen und durch den Kulturbaufonds München gefördert.
Grünflächen für ein besseres Stadtklima

Mit der Sanierung und der Umgestaltung der Oberflächen hat das Baureferat einen „grünen Boulevard“ geschaffen. Bäume, Sträucher, Stauden und Gräser säumen heute die Wege, schirmen Fußgänger*innen vom Verkehr ab und schaffen eine deutlich höhere Biodiversität im Stadtraum sowie Aufenthaltsqualität. Gleichzeitig wirken die bepflanzten Flächen kühlend auf den
Stadtraum.
Klimabäume und Pflanzenvielfalt
Zu den bestehenden Bäumen pflanzte das Baureferat am Altstadtring Nordwest 63 „Zukunftsbäume“ mit neun verschiedenen Arten hinzu. Zudem hat das Baureferat rund 5.650 Quadratmeter Fläche bepflanzt. Auf den entsiegelten Flächen wachsen etwa 49.000 Stauden und Gräser (150 Arten und Sorten) sowie rund 740 Sträucher (12 Arten). Im Frühjahr erblühen zusätzlich rund 117.100 Geophyten (Frühjahrsblüher) aus 30 Arten und Sorten. Die Pflanzungen sind robust, langlebig und ressourcenschonend, da sie nur wenig Wasser benötigen. Sie steigern die Biodiversität und schaffen ein Naturerlebnis mitten in der Stadt.
Die Pflanzungen sind pflegeleicht. Ein Rückschnitt der Stauden und Gräser auf etwa fünf Zentimeter erfolgt einmal im Jahr, markante Blüten- und Fruchtstände bleiben im Winter stehen und bieten Insekten Schutz. Das Baureferat entfernt unerwünschten Aufwuchs und beseitigt den Müll regelmäßig.
Besonderes Pflanzsubstrat
Die Pflanzen wachsen in einem vom Baureferat eigens entwickelten Substrat aus Natursteinsplitt, Quarzsand und erhitztem Grünkompost. Es speichert Wasser, bleibt trittstabil bei Pflegemaßnahmen und ermöglicht auch unter Bäumen ein gesundes Wachstum. Im Gegensatz zu Schotterflächen, die kaum ökologischen Wert haben, schafft dieses Substrat optimale Bedingungen für die Pflanzen und unterstützt eine nachhaltige Pflege.
Farbkonzept und Gestaltung
Das Farbspiel reicht von Weiß-, Gelb- und Lilatönen im Jahresverlauf. Vor der St. Markus Kirche dominieren Rot- und Orangetöne, an der Bayerischen Landesbank Blau-, Lila- und Weißtöne, am Tunnelmund zeigt sich ein buntes Bild aus Weiß, Orange, Gelb, Lila und Rosa.
Ein Modell für die Zukunft
Die neue Infrastruktur mit ihren breiten Rad- und Gehwegen, geschützten Aufenthaltsbereichen, begrünten Flächen, der repräsentativen Brunnenanlage und dem symbolkräftigen Kunstwerk verwandelt einen vormals reinen Verkehrsraum in einen multidimensionalen Stadtraum, der die Innenstadt und das Kunstareal harmonisch miteinander verknüpft.