Klimapartnerschaft: Regenwaldschutz
Mit dem Volk der Asháninka in Peru pflegt die Stadt München eine Partnerschaft, um den Klimaschutz voranzubringen und die Rechte indigener Menschen zu stärken.
Die Klimapartnerschaft
Bereits seit 1993 ist die Landeshauptstadt München Teil des europäischen Netzwerk Klima-Bündnis. Fast 2.000 Mitgliedskommunen, Bundesländer und weitere Organisationen aus 27 europäischen Ländern haben das Ziel, lokale Maßnahmen für den globalen Klimaschutz zu ergreifen.
Unter dem Dach des Klima-Bündnisses pflegt München seit 1997 eine Klimapartnerschaft mit dem peruanischen Volk der Asháninka. Sie beruht auf folgenden drei Säulen:
- Bildungs- und Informationsarbeit, um die Menschen in München für die globale Bedeutung des Regenwaldes zu sensibilisieren
- Unterstützung konkreter Projekte im peruanischen Regenwald nach Schwerpunkten, die die Asháninka setzen
- Politische Unterstützung zum Schutz des Regenwaldes und seiner Bewohner*innen
Nicht nur die Asháninka profitieren von der Partnerschaft, sondern auch die Münchner Bürger*innen, insbesondere durch die Begegnungen mit indigenen Delegierten. Diese berichten bei ihren Aufenthalten in München in Schulen und Universitäten, sowie bei Fachgesprächen und Konferenzen aus erster Hand über ihr Leben im Regenwald, über die unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels und über ihre Vorhaben und Projekte.
Hintergrund und Unterstützung
Die Asháninka sind mit rund 80.000 Menschen das größte indigene Volk im peruanischen Regenwald.
"Asháninka" bedeutet "Geschwister, Menschen mit gleicher Sprache". Die kleinen Siedlungen befinden sich meist in der Nähe eines Flusses. Wichtigste Organisationseinheit ist die Dorfgemeinschaft, die von Selbstversorgung geprägt ist.
Eine Kooperative von Asháninka-Frauen finanziert den Familienunterhalt über den Verkauf von Schmuck aus Regenwaldmaterialien. Ein sehr großes Problem ist die Verteidigung von Landrechten. Wo offizielle Landtitel fehlen, sind die Asháninka zunehmend der Willkür wirtschaftlicher Interessen ausgeliefert.
Die Folgen der Abholzung des Regenwalds sind verheerend: Es entweicht organischer Kohlenstoff, der sich mit Sauerstoff zum Treibhausgas Kohlenstoffdioxid (CO2) verbindet.
Die Landeshauptstadt München unterstützt deshalb das Volk der Asháninka sowohl auf politischer Ebene, als auch bei der Realisierung konkreter Bildungs- und Umweltprojekte.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Partnerschaft mit den Asháninka und ihre Bemühungen rund um den Erhalt des Regenwaldes zu unterstützen. Beispielsweise durch den Kauf der fair gehandelten München Schokolade oder des fair gehandelten München-Kaffees. Ins Leben gerufen wurde diese Möglichkeit durch das Nord Süd Forum München e.V. in Zusammenarbeit mit Fairkauf Handelskontor München eG. Die Rohstoffe der Produkte stammen aus dem Fairen Handel. Pro verkaufter Tafel und Packung gehen jeweils 5 Cent an die Projekte der Asháninka.
Auch eine Mitarbeit im Arbeitskreis München-Asháninka des Nord Süd Forum München e.V., der die Partnerschaft begleitet, ist sehr willkommen.
Über kleine Spenden freuen sich die Projektpartner:
Nord Süd Forum München e.V.
Bank für Sozialwirtschaft München
BLZ: 700 20 500, Konto: 88 33 100
IBAN: DE 29 7002 0500 0008 833100
BIC: BFSWDE33MUE
Stichwort Asháninka
Einzelne Projekte
Ein wesentlicher Aspekt der Partnerschaft ist die Unterstützung bei der Sicherung kollektiver Landrechte. Traditionell gibt es in indigenen Dörfern keinen privaten Grundbesitz. Die Dorfgemeinschaft vergibt lediglich Nutzungsrechte an ihrem Gemeinschaftsland. Dieses kann nur mit einem offiziell anerkannten und eingetragenen Landtitel rechtlich gesichert und geschützt werden. Die amtliche Anerkennung der Landrechte ist ein langwieriges und für die Dorfgemeinschaften kostspieliges Verfahren. Mit der Hilfe Münchens konnten sich die Asháninka über 35.000 Hektar Regenwald sichern.
Wo Teile des Regenwaldes durch Holzfirmen, Erdölförderung oder Neusiedler zerstört worden sind, kämpfen die Dorfgemeinschaften mit den negativen Auswirkungen: Mangel an Nahrungsmitteln, ein verändertes Mikroklima, Wasserknappheit sowie gleichzeitige Überschwemmungen nach starken Regenfällen. Mit mehreren Projekten zur Wiederaufforstung soll dem begegnet werden.
Als wichtiges Element der Kooperation wird zweisprachige Bildung und die indigene kulturelle Identität gefördert. Die Herausgabe des Wörterbuches Asháninka - Spanisch hat große Bedeutung für den zweisprachigen Unterricht. Auch anderer Lesestoff in der Sprache der Asháninka stand bisher kaum zur Verfügung. Der Verband der zweisprachigen Lehrerinnen und Lehrer hat mündlich überlieferte Geschichten zusammen getragen und ein zweisprachiges Lesebuch veröffentlicht. Eine Auswahl dieser Geschichten ist auf deutsch erhältlich.
Mit Unterstützung Münchens wurden in mehreren Dörfern im Landkreis Rio Negro einfache Standesämter eingerichtet und circa 20 indigene Standesbeamt*innen ausgebildet, die inzwischen auch Trauungen vollziehen. Denn in der Vergangenheit war die Eintragung in die behördlichen Geburtsregister oft nicht möglich. Ohne den Geburtsurkunden war es den Asháninka nicht möglich Schulen zu besuchen, einen Personalausweis zu erhalten und zu wählen. Jetzt haben fast 95 Prozent der Menschen in diesem Landkreis gültige Geburtsurkunden und Ausweise und können nun ihre Bürgerrechte wahrnehmen.
München unterstützt auch verschiedene Initiativen der Asháninka im Sinne einer Solidarischen Ökonomie. So haben sich Frauen aus mehreren Dörfern auf die Herstellung von Schmuck aus Naturmaterialien des Regenwaldes spezialisiert. Die Frauengruppen sind sehr erfolgreich: Inzwischen existiert ein kleiner Laden und eine Firma mit eigenem Label. Mit dem Erlös können auch Fortbildungskurse finanziert werden.