Handlungsraum 6 – Neuperlach und seine Nachbarn
Mit zahlreichen Aktivitäten im Rahmen des EU-geförderten NEBourhoods Projektes ist der Handlungsraum 6 "Neuperlach" in die Umsetzungsphase gestartet.
Neuperlach: Fit für die Zukunft!
Für den Handlungsraum 6 wurde ein integriertes Handlungsraumkonzept erstellt.
Der Handlungsraum 6 Neuperlach umfasst nicht nur die Großwohnsiedlung Neuperlach mit ihren rund 50.000 Einwohner*innen, sondern bezieht auch (Alt-)Perlach, Waldperlach und das Umland sowie Neubiberg mit ein. Insgesamt hat der Handlungsraum eine Größe von zirka elf Quadratkilometern mit über 65.000 Menschen.
Das Besondere am Handlungsraum Neuperlach ist, dass das integrierte Handlungsraumkonzept gemeinsam mit den vorbereitenden Untersuchungen der Stadtsanierung erstellt wurde. Ein Teil des Handlungsraumgebiets „Neuperlach und Umgebung“ ist zusätzlich ein sogenanntes Sanierungsgebiet, durch das weitere Möglichkeiten entstehen, um Neuperlach fit für die Zukunft zu machen.
Außerdem werden im Rahmen des EU-geförderten Projekts "Creating NEBourhoods Together - Gemeinsam schöne, umweltgerechte und zukunftsfähige Nachbarschaften gestalten" zahlreiche Maßnahmen in Neuperlach umgesetzt.
Rückblick: Europafest in Neuperlach
Zwei Tage vor der Europawahl fand am 7. Juni 2024 am Theodor-Heuss-Platz das Europafest „EU for YOU(th)“ statt, eine Kooperation des Handlungsraummanagements und des Referats für Stadtplanung und Bauordnung mit dem kulturbunt e.V., dem Facharbeitskreis Jugend von Regsam, dem MGS Stadtteilmanagement und dem EU-Projekt „Creating NEBourhoods Together“. Anlass war die Neuerung, dass bei der Wahl zum Europäischen Parlament zum ersten Mal das Wahlrecht ab 16 Jahren ausgeübt werden durfte und in Neuperlach besonders viele Jugendliche wohnen.
Um junge Wähler*innen zu mobilisieren, wurde einiges organisiert: Auf der Hoodwood-Bühne vom kulturbunt e.V. gestalteten lokale Jugendgruppen, Künstler*innen und Bands das Programm. Am Europamobil und am „How to Wahl“-Infomobil der Stadtsanierung konnten sich die Jugendlichen zur Wahl informieren und schon mal spielerisch ihre Stimme vergeben. Das Organisationsteam freute sich über mehrere hundert Besucher*innen, die alle unter dem Motto „Nutze Deine Stimme“ zusammenkamen.
Aktueller Stand und nächste Schritte
Das integrierte Handlungsraumkonzept für Neuperlach wurde 2020 und 2021 unter Beteiligung der Anwohner*innen, des Bezirksausschusses 16 und weiterer Akteure entwickelt. Mit dem Stadtratsbeschluss Anfang Dezember 2021 fiel der Startschuss zur Umsetzung.
Das Konzept bildet den Rahmen für die zukünftige Entwicklung des Handlungsraums. Auf Basis einer Bestandsanalyse wurden für den Handlungsraum Handlungsbedarfe und Herausforderungen identifiziert. Daraus wurden vier Strategiefelder mit dazugehörigen Zielen abgeleitet. In allen Strategiefeldern wurden Strategien und Maßnahmen entwickelt, wie die Ziele in Neuperlach erreicht werden können. In den sogenannten Zukunftsbildern werden drei von vier Strategiefeldern als Karten dargestellt, die zeigen, welche Projekte künftig an welchem Ort in Neuperlach umgesetzt werden sollen
Jetzt geht es darum, die im Handlungsraumkonzept beschriebenen Maßnahmen zu präzisieren und voranzutreiben. Hierfür wurde ein Handlungsraummanagement eingerichtet, die Stelle des Handlungsraummanagers wurde Mitte 2023 besetzt. Die Umsetzung der Maßnahmen wird auch weiterhin im Austausch mit der Stadtgesellschaft vor Ort passieren. In alle kommenden Schritte und Entscheidungen werden. Bürger*innen, Bezirksausschuss und lokale Akteure eingebunden.
Ein wichtiger Bestandteil ist das von der EU geförderte Leuchtturmprojekt „Creating NEBourhoods together“. Neuperlach soll in diesem Rahmen zu einem zukunftsfähigen, nachhaltigen, integrativen und attraktiven Stadtteil entwickelt werden. Klimaneutralität und Lebensqualität stehen dabei im Vordergrund. Verschiedene Teilprojekte zu unterschiedlichen Schwerpunkten werden in Kooperation mit zahlreichen Projektpartnern aus der breiten Öffentlichkeit umgesetzt.
Handlungsraummanagement Neuperlach
Kontakt: plan.hr6@muenchen.de
Das Konzept
Besondere Merkmale
Ein besonderes Merkmal des Handlungsraumes, auch im Vergleich zu anderen Gebieten in München, ist die Großwohnsiedlung Neuperlach mit ihren hohen Gebäuden, weiten Freiflächen, der Erschließung über breite Straßen und dem davon unabhängigen Fuß- und Radwegenetz in Teilen Neuperlachs. Vieles davon war bei der Planung und dem anschließenden Bau der Siedlung modern und sogar wegweisend, manches davon ist aber inzwischen in die Jahre gekommen und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen, etwa hinsichtlich Barrierefreiheit, Gestaltung oder Nutzungsbedarfen. Hier soll Neuperlach für heutige und zukünftige Anforderungen und Bedürfnisse „fit gemacht“ werden.
In Perlach und Waldperlach hingegen hat sich eine kleinteilige Bebauung erhalten, am markantesten sicherlich im Perlacher Ortskern entlang des Hachinger Baches und rund um den Pfanzeltplatz. Hier – wie in fast allen Teilen des Handlungsraums – gibt es jedoch große Herausforderungen und einen zunehmenden Nutzungsdruck auf Baugrundstücke und Freiflächen gleichermaßen.
Die umfassende Analyse Neuperlachs, die als Teil der Konzepterstellung für Neuperlach durchgeführt wurde, zeigt viele Themen auf, zu denen in Neuperlach Handlungsbedarf besteht.
Handlungsbedarf besteht bei ...
Neuperlach ist ein stetig wachsender Stadtteil mit einer sehr internationalen Bevölkerungsstruktur und weiteren sozialstrukturellen Besonderheiten, zum Beispiel im Bereich Bildung, Erwerbstätigkeit und Gesundheit. Aufgabe hier ist sowohl die Unterstützung der örtlichen Bevölkerung als auch des sozialen Zusammenhalts durch den Ausbau von Angeboten im Bereich Bildung, Soziales und Kultur.
Zwar gibt es auch in Neuperlach kaum mehr freie Flächen, die neu entwickelt werden können, aber Neubauten und Nachverdichtungen in Bestandsgebieten sind Themen, welche die Entwicklung im Handlungsraum prägen. Gleichzeitig besteht insbesondere bei vielen Wohngebäuden Sanierungsbedarf, auch im Bereich Energieverbrauch und Klimaanpassung. Ähnlich sieht es im Bereich der Einzelhandelszentren und Bürokomplexe aus, die baulich und funktionell teils nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind.
Der ursprünglich sehr großzügig gestaltete Freiraum in Neuperlach bedarf ebenfalls einer Überarbeitung und Anpassung an heutige Anforderungen. Bestehende Straßenräume sind häufig zu groß und belegen Flächen, die anderweitig genutzt oder entsiegelt werden könnten. Rad- und Fußwegnetze entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen an Barrierefreiheit, Platzbedarf und Sicherheit. Grünflächen sollen einerseits von den Einwohner*innen genutzt werden, andererseits Aufgaben hinsichtlich des Klimawandels erfüllen.
Strategiefelder und Ziele
Das Handlungsraumkonzept hat die Herausforderungen untersucht und für die einzelnen Themen Leitbilder und Ziele festgelegt, anhand derer die Entwicklung des Gebiets vorangetrieben werden soll. Daraus sind vier Strategiefelder abgeleitet worden.
In allen Strategiefeldern wurden Strategien und Maßnahmen entwickelt, wie die Ziele in Neuperlach erreicht werden können. Eine genaue Beschreibung aller Strategien und Maßnahmen findet sich im integrierten Handlungsraumkonzept.
Ziele
Das Strategiefeld „Innovativer Lern- und Arbeitsort“ umfasst die Bereiche Bildung sowie Aus- und Weiterbildung, den Ausbau von Kinderbetreuung und Bildungseinrichtungen, aber auch die Schaffung innovativer Standorte für moderne Arbeitsplätze sowie die Stärkung des lokalen Gewerbe-, Einzelhandels- und Dienstleistungsangebots.
Die Ziele dieses Strategiefelds sind:
- Im Handlungsraum werden Bildungsgerechtigkeit und ein umfassendes und inklusives Angebot an formaler, non-formaler und informeller Bildung gefördert. Dazu gehören auch Möglichkeiten zur beruflichen Weiterbildung und für lebenslanges Lernen.
- Im Handlungsraum unterstützen soziale Infrastrukturen, Betreuungsangebote und außerschulische Angebote die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und fördern benachteiligte Bevölkerungsgruppen.
- Der Handlungsraum bietet ein attraktives Umfeld für Unternehmen und Gewerbe und bietet Raum für neue Arbeits- und urbane Produktionsformen. Es werden dabei gezielt Unternehmen und Gewerbebetriebe auf dem Weg zu nachhaltiger Entwicklung und Kreislaufwirtschaft gefördert.
- Im Handlungsraum wird eine gemischte Wirtschaftsstruktur etabliert, kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe können neben den großen Filialisten und Bürostandorten existieren.
- Der Handlungsraum wird Experimentierfeld und Innovationsstandort für Digitalisierung und nachhaltige Technologien im den Bereichen Mobilität, Energie, Klimaschutz und Smart City.
- Im Handlungsraum werden bestehende Räume für künstlerisches, kreatives und innovatives Arbeiten gesichert und das Angebot erweitert. Die Räume bieten darüber hinaus Bildungsangebote im kulturellen, informellen und digitalen Bereich.
Das Strategiefeld „Vielfältige und aktive Nachbarschaften“ thematisiert das gesellschaftliche Miteinander und die dafür notwendigen Maßnahmen in den Bereichen Kultur, Bewegung, Gesundheit, Soziales, Nachbarschaft und Nahversorgung.
Die Ziele dieses Strategiefelds sind:
- Der Handlungsraum ist offen für Menschen unterschiedlicher Kulturen und verschiedenster Herkunft, bringt sie aktiv zusammen, und fördert Integration.
- Der Handlungsraum ist geprägt von nachbarschaftlichem Zusammenhalt und ehrenamtlichem Engagement.
- Die einzelnen Quartiere bieten fußläufig erreichbare Angebote von Nahversorgung, Bildung, Sport, Spielflächen, Gesundheit, Kultur und Gastronomie.
- Der Handlungsraum bietet Möglichkeiten für aktive Bewegung und Sport. Gesundheitliche Gefahren, wie Lärm und Abgase werden vor allem in Wohngebieten verringert und Angebote der Gesundheitsversorgung und Prävention bereitgestellt.
- Im Handlungsraum bestehen ein umfassendes kulturelles Angebot und Möglichkeiten zur kreativen Entfaltung und Eigeninitiative für alle Gruppen.
- Der Handlungsraum bietet eine bedarfsgerechte soziale Infrastruktur für alle Gruppen und ermöglicht die inklusive gesellschaftliche Teilhabe aller.
Das Strategiefeld „Attraktives und nachhaltiges Wohnen und Wohnumfeld“ befasst sich mit den Themen Verkehr, Mobilität, Freiraum, Stadtgestalt, Wohnen und Bauen und skizziert unter anderem die anstehenden Aufgaben in den Bereichen bezahlbares Wohnen, energetische Sanierung und Klimaanpassung.
Die Ziele dieses Strategiefelds sind:
- Bestehende und neue Quartiere weisen hohe städtebauliche und freiraumplanerische Qualitäten auf und erhalten den besonderen Charakter des Handlungsraums.
- Es wird eine Siedlungsentwicklung vorangetrieben, bei der Flächen effizient genutzt werden. Bestehende und neue Strukturen werden auf Adaptierbarkeit, Nutzungsdurchmischung und Flexibilität geprüft.
- Der Handlungsraum bietet bezahlbaren, energieeffizienten und klimaangepassten Wohnraum, der unterschiedliche Wohnbedürfnisse berücksichtigt.
- Innerhalb des Handlungsraums werden Produktionsstandorte für erneuerbare Energien etabliert.
- Straßen, Wege, Plätze, Grünanlagen und andere öffentlich genutzte Räume werden entsprechend unterschiedlicher Nutzungsbedürfnisse gestaltet.
- Die wohnungsnahe Versorgung mit Grün-, und Freiflächen ist sichergestellt. Freiflächen sind besser miteinander verknüpft. Die grüne Infrastruktur wird ausgebaut, es findet ein Ausgleich zwischen Nutzung, Naturschutz und der Anpassung an den Klimawandel statt. Luftaustauschprozesse werden erhalten und verbessert.
- Im Handlungsraum wird eine stadt- und klimagerechte Mobilität mit Fokus auf ÖPNV, Rad- und Fußverkehr gefördert. Das Leitbild der kurzen und barrierefreien Wege wird umgesetzt.
Dieses Strategiefeld beschreibt, wie der Prozess der Umgestaltung Neuperlachs gemeinsam mit allen Beteiligten und der Bevölkerung vor Ort einvernehmlich gestaltet werden soll. Zu den Zielen gehören hier neben anderen die Beteiligung der Stadtgesellschaft bei der Gestaltung der Stadt und ihrer Quartiere sowie ein Angebot an Partizipationsmöglichkeiten, das eine gleichberechtigte Teilhabe aller ermöglicht. Das lokale Wissen soll bestmöglich genutzt und ein Dialog über die besten Lösungen für die Zukunft angestoßen werden.
Die Ziele dieses Strategiefelds sind:
- Im Handlungsraum wird ein gemeinsames Planungsverständnis unter allen Beteiligten innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung geschaffen.
- Wechselwirkungen zwischen Planungen, Projekten und Maßnahmen werden im Handlungsraum aufgezeigt, um Synergien zu realisieren und potenzielle Zielkonflikte zu lösen.
- Im Handlungsraum findet ein intensiver und offener Dialog zwischen Verwaltung, Bezirksausschuss, lokalen Akteuren und Bürger*innen statt. Die Teilhabe aller wird ermöglicht.
- Das Handlungsraummanagement entwickelt als Katalysator die vorgeschlagenen Strategien und Maßnahmen weiter und stößt deren Umsetzung an. Die Realisierung der Maßnahmen erfolgt durch die zuständigen Fachreferate.
- Die Chancen der Digitalisierung für Steuerung und Partizipation sowie Kommunikation werden aktiv genutzt. Digitale Teilhabe wird ermöglicht.
- Die Stadtentwicklung in Neuperlach erfolgt nachhaltig und gemeinwohlorientiert im Sinne der Perspektive München.
Zukunftsbilder
Die drei erstgenannten Strategiefelder werden in Zukunftsbilder zusammengefasst und räumlich in Zusammenhang gebracht. Es handelt sich hierbei um Karten, in denen dargestellt wird, welche Projekte künftig an welchen Orten in Neuperlach umgesetzt werden sollen. Das vierte Strategiefeld "Partizipation, Steuerung und Teilhabe" lässt sich nicht verorten, weshalb es kein Zukunftsbild für dieses Strategiefeld gibt.
Querschnittsthemen
Die zunehmende Digitalisierung durchdringt immer stärker alle Lebensbereiche. Dies ist einerseits eine Chance für neue Formen der Zusammenarbeit, für Bildungsangebote und Arbeitsplätze. Andererseits besteht die Gefahr einer „digitalen Spaltung“ der Gesellschaft beziehungsweise der Abhängung derjenigen, die keine digitalen Angebote nutzen. Dies gilt es zu berücksichtigen.
Neuperlach ist ein sehr vielseitiger Stadtteil, in dem Menschen mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen Hintergründen und Vorstellungen leben. Dies ist einerseits eine Herausforderung, andererseits eine große Chance für die gemeinsame Weiterentwicklung Neuperlachs. Wichtig ist, diese Vielfalt bei allen Planungen mitzudenken und die Bürgerschaft Neuperlachs aktiv mit einzubeziehen.
Auch Neuperlach muss sich an den Klimawandel anpassen. Das heißt, Gebäude und Quartiere hitzeresilient umzubauen, um Schutz bei heißen Sommern zu bieten oder Freiflächen zu entsiegeln, um Starkregen besser aufnehmen zu können. Gleichzeitig muss alles getan werden, um im Quartier einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, indem zum Beispiel Gebäude energetisch saniert und mehr Angebote für nachhaltige Mobilität geschaffen werden.
Die Querschnittsthemen Klimawandel und Klimaanpassung, Digitalisierung sowie sozialer Zusammenhalt und Teilhabe und deren Zusammenhänge mit dem Handlungsraum 6 wurden sowohl bei der Analyse, als auch bei der Entwicklung von Zielen, Strategien und Maßnahmen berücksichtigt.
Maßnahmen
Die Formulierung von Zielen und Zukunftsbildern in einem Handlungsraumkonzept ist dabei nur der erste Schritt. Das Konzept skizziert darüber hinaus auch für den Handlungsraum passende Maßnahmen, die eingesetzt werden können, um diese Ziele zu erreichen. Gesammelt wurden diese Ideen, Konzepte und Projekte während der Konzeptphase gemeinsam von der Bürgerschaft, Fachleuten vor Ort und den Referaten der Stadtverwaltung. In der Umsetzungsphase, die jetzt für Neuperlach beginnt, werden diese Ideen weiter ausgearbeitet und anschließend umgesetzt.
Die für Neuperlach gesammelten Maßnahmen finden sich hier in der Maßnahmenkarte und ausführlich im Handlungsraumkonzept.