Georg Elser-Preis

Der Georg Elser-Preis zeichnet couragiertes Handeln und den Einsatz für demokratische Errungenschaften aus.

Über den Preis

Der Preis wird seit 2013 alle zwei Jahre im November als Preis der Landeshauptstadt München verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert.

Mit dem Georg Elser-Preis wird das Wirken und Handeln von Menschen mit Zivilcourage, die sich für die demokratischen Errungenschaften einsetzen, gewürdigt. Der Preis wird seit 2013 alle zwei Jahre im November als Preis der Landeshauptstadt München verliehen. Er ist mit 5.000 Euro dotiert.

 

Vergabekriterien

Der Georg Elser-Preis wird in der Regel an einzelne Personen vergeben. In Ausnahmefällen ist eine Verleihung an Gruppen/Initiativen möglich. Der Preis kann an Menschen im deutschsprachigen Raum überreicht werden und ist nicht auf München beschränkt.

Der Georg Elser-Preis wird auf Vorschlag einer vom Stadtrat der Landeshauptstadt München berufenen Jury verliehen; die Entscheidung über den Preisträger oder die Preisträgerin obliegt dem Stadtrat. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich.

Den Georg Elser Preis erhielten

Jurybegründung

Die Jury begründet ihren Vorschlag wie folgt:

Yirgalem Fisseha Mebrahtu erhält den Georg-Elser-Preis 2023 für ihren beeindrucken­den Einsatz gegen undemokratische Strukturen – für Demokratie. Sie wurde 1981 in Adi Keyh in Eritrea geboren. Zusammen mit anderen jungen Autor*innen gründete sie den Adi Keyh-Literatur-Club. Bis zum Verbot privater Medien 2001 arbeitete sie als unabhän­gige Journalistin und veröffentlichte Gedichte in Literaturzeitschriften. Von September 2003 bis Februar 2009 war sie Autorin, Moderatorin und Programmdirektorin bei Radio Bana, einem Radiosender des eritreischen Bildungsministeriums.

2009 wurde sie mit ca. 30 weiteren Mitarbeitenden im Gebäude des Radiosenders ver­haftet. Die Vorwürfe gegen sie waren willkürlich: Sie habe Verbindungen zu ausländi­schen Medien unterhalten, Politiker herabgewürdigt, ein Attentat auf den Präsidenten ge­plant. Ohne offizielle Anklage und Gerichtsverfahren wurde sie sechs Jahre eingesperrt und wiederholt gefoltert. Aus dem Krankenhaus, in das man sie nach einem „Verhör“ bewusstlos brachte, drang ihr Fall nach außen und wurde bekannt – was schließlich zu ihrer Freilassung führte. Nach einer zweiten Inhaftierung gelang ihr schließlich die Flucht nach Uganda.

Die Umstände der Gefangenschaft von Yirgalem Fisseha Mebrahtu fanden während ei­ner Debatte über die Menschenrechte in Eritrea großes internationales Interesse. Der in­ternationale PEN und der im Exil arbeitende PEN Eritrea unterstützten sie, Reporter ohne Grenzen nahm sie 2014 in ihre erstmalig erstellte „Liste der 100 Helden der Pres­sefreiheit“ auf. Weltweit tritt Yirgalem Fisseha Mebrahtu heute als Rednerin für Men­schenrechte auf. Sie berichtet über die politische Repression in Eritrea und diskutiert öf­fentlich über Demokratie und Freiheit. Für ihr politisches Engagement wurde sie bereits international ausgezeichnet.

Seit 2018 lebt Yirgalem Fisseha Mebrahtu im Exil in München, bis 2021 im Rahmen des Programms „Writers in Exile“ des PEN-Zentrum Deutschland. Sie setzt sich auch für an­dere Geflüchtete ein, u.a. beim Aktionsbündnis „WIR MACHEN DAS“, das geflohene Au­tor*innen bei der Fortsetzung ihrer schriftstellerischen Arbeit unterstützt.

Der gesellschaftspolitische Einsatz von Yirgalem Fisseha Mebrahtu spiegelt sich auch in ihrem Werk als Autorin, in ihren Essays, öffentlichen Briefen und ihrer Lyrik. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht. In deutscher Übersetzung erschien 2023 der Gedichtband „Ich bin am Leben", der sich vielschichtig mit der Politik totalitärer Staaten und ihren ei­genen Erfahrungen in Eritrea beschäftigt, dabei über kleinste Beobachtungen und De­tails seine widerständige Sprachkraft entfaltet. Einige Gedichte daraus stammen noch aus ihrer Zeit in Haft, wo sie heimlich schrieb, so sagt sie heute, um nicht den Verstand zu verlieren – oder ganz aufzugeben.

Yirgalem Fisseha Mebrahtu hat großen Mut und Zivilcourage bewiesen. Trotz der trau­matischen Erlebnisse während ihrer Gefangenschaft hat sie sich dem Willen der totalitä­ren Obrigkeit nicht gebeugt – ja, bietet ihm aus dem Exil noch immer die Stirn, indem sie öffentlich Zeugnis ablegt, mal kämpferisch, mal poetisch. Ihr Empowerment stärkt ande­re, die sich in einer ähnlichen Lage befinden, gerade auch weibliche People of Color mit ihren weltweit multiplen Gewalterfahrungen. Sie zeigt uns, welch hohes Gut die Demo­kratie ist, eines, um das tagtäglich – überall auf der Welt – gerungen werden muss.

  • 2023
    Yirgalem Fisseha Mebrahtu für ihren beeindrucken­den Einsatz gegen undemokratische Strukturen – für Demokratie
  • 2021
    Seda Başay-Yildiz für ihr außerordentliches Engagement und ihren Einsatz für die Hinterbliebenen der Opfer der schwersten rechtsextremen Attentate.
  • 2019
    Michael Buschheuer für sein Engagement mit der Organisation Sea-Eye e.V. zur Rettung schiffbrüchiger Geflüchteter.
  • 2017
    Ernst Grube für sein Engagement, über die Verbrechen der NS-Diktatur aufzuklären und Konsequenzen diktatorischer Systeme aufzuzeigen.
  • 2015
    Angelika Lex für ihr Engagement für die persönlichen Belange von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten ein sowie gegen ein rigides Asyl- und Ausländerrecht.
  • 2013
    Peter Ohlendorf und Thomas Kuban für ihr gesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus.

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