Georg Elser-Preis

Der Georg Elser-Preis zeichnet couragiertes Handeln und den Einsatz für demokratische Errungenschaften aus.

Über den Preis

Der Preis wird seit 2013 alle zwei Jahre im November als Preis der Landeshauptstadt München verliehen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Mit dem Georg Elser-Preis wird das Wirken und Handeln von Menschen mit Zivilcourage, die sich für die demokratischen Errungenschaften einsetzen, gewürdigt.

 

Vergabekriterien

Der Georg Elser-Preis wird in der Regel an einzelne Personen vergeben. In Ausnahmefällen ist eine Verleihung an Gruppen/Initiativen möglich. Der Preis kann an Menschen im deutschsprachigen Raum überreicht werden und ist nicht auf München beschränkt.

Der Georg Elser-Preis wird auf Vorschlag einer vom Stadtrat der Landeshauptstadt München berufenen Jury verliehen; die Entscheidung über den Preisträger oder die Preisträgerin obliegt dem Stadtrat. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich.

Den Georg Elser Preis erhielten

Jurybegründung

Die Jury begründet ihren Vorschlag wie folgt:

Die Arbeit von „Recherche Nord“ verdient höchste Anerkennung und Schutz. In einer Zeit, in der der Rechtsextremismus in Deutschland eine Bedrohlichkeit erreicht hat, wie seit der Nachkriegszeit nicht mehr, leisten die Recherchierenden einen mutigen und unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung und Verteidigung unserer Demokratie.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2004 widmen sich die Mitglieder von „Recherche Nord“ der akribischen und unabhängigen Aufdeckung rechtsextremer Netzwerke. Ihr besonderer Fokus liegt auf der militanten Neonaziszene, deren Strukturen, Verflechtungen und Untergrundaktivitäten sie durch sorgfältige Recherche sichtbar machen. Dabei agiert das Kollektiv konsequent unabhängig – weder im Auftrag von Medienhäusern noch von politischen Organisationen – und orientiert sich allein am demokratischen Auftrag, gesellschaftliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und öffentlich zu machen.

„Recherche Nord“ hat unter anderem enge Verbindungen zwischen AfD-Politiker*innen und rechtsextremen Gruppierungen aufgedeckt. Sie dokumentieren regelmäßig Neonazi-Aufmärsche und Rechtsrock-Konzerte, um die dahinterstehenden Netzwerke für die Öffentlichkeit transparent zu machen. Besonders erschütternd sind ihre Recherchen über rechtsextreme Jugendveranstaltungen: Sonnwendfeiern, bei denen Kleinkinder mit Fackeln marschieren und frühzeitig in neonazistische Ideologie eingeführt werden, verdeutlichen die perfide Strategie rechtsextremer Kreise, den demokratischen Grundkonsens unserer Gesellschaft von innen heraus zu unterwandern.

Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit liegt darüber hinaus in der Unterstützung von Initiativen, Vereinen und Einzelpersonen – insbesondere in Ostdeutschland –, die sich mutig gegen rechtsextreme und faschistische Organisationen stellen. Durch ihre Recherchen liefern die Mitglieder von „Recherche Nord“ wichtige Hintergrundinformationen, stärken lokale Akteur*innen und tragen so konkret zur Verteidigung demokratischer Strukturen in besonders gefährdeten Regionen bei.

Die Arbeit von „Recherche Nord“ geht mit erheblichen persönlichen Risiken einher. Die Recherchierenden setzen sich massiven Bedrohungen aus – juristisch, körperlich und psychisch. Einschüchterungsklagen, strategische Verfahren und konkrete Angriffe auf die körperliche Unversehrtheit gehören zu ihrem Alltag.

Deswegen arbeiten die Mitglieder des Kollektivs weitestgehend anonym, auch um von der extrem rechten Szene unerkannt weiterarbeiten zu können. Das ist auch möglich, weil André Aden das Kollektiv öffentlich vertritt, ihm ein Gesicht gibt und die Arbeit des Kollektivs so der Öffentlichkeit transparent macht.

Ebenso ist die Gefahr erheblicher privater und finanzieller Verluste ständiger Begleiter der Mitglieder des Kollektivs. Dennoch lassen sie sich nicht beirren. Ihr unerschütterlicher Einsatz ist ein beeindruckendes Beispiel für gelebte demokratische Verantwortung.

Mit der Verleihung des Georg-Elser-Preises an „Recherche Nord“, stellvertretend überreicht an den Gründer André Aden, der das Kollektiv öffentlich vertritt, würdigt die Landeshauptstadt München eine Arbeit, die den Geist Georg Elsers auf beispielhafte Weise verkörpert: den Mut, frühzeitig Unrecht zu erkennen, nicht zu schweigen und entschlossen dagegen vorzugehen. Die Auszeichnung setzt zugleich ein Zeichen für die Bedeutung unabhängiger Recherche und demokratischer Wachsamkeit als wesentliche Säulen einer offenen Gesellschaft.

„Recherche Nord“ steht für Zivilcourage, Unabhängigkeit und die Überzeugung, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist, sondern täglich verteidigt werden muss.

"Recherche Nord" gebührt größter Respekt, nachhaltige Unterstützung und öffentliche Anerkennung.

Mitglieder der Jury
Die Jury setzte sich gemäß Stadtratsbeschluss unter dem Vorsitz des Kulturreferenten wie folgt zusammen:
Yirgalem Fisseha Mebrahtu, Preisträgerin des Georg-Elser-Preises 2023; Liam Rohmeder, Schüler des Münchner Schüler*innenbüros; Raimund Keller, Georg-Elser-Initiative München; Esther Dischereit, Künstlerin und Autorin aus Berlin für den Bereich Kunst und Kultur; Dr. Hella Schlumberger, Georg-Elser-Initiative München; Till Eckert, Investigativreporter CORRECTIV Berlin für den Bereich Publizistik; Anne Wild, Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München
Aus dem Stadtrat: Ulrike Grimm (CSU/Freie Wähler); David Süß (die Grünen-Rosa Liste); Klaus Peter Rupp (SPD/Volt); Hans-Peter Mehling (CSU/Freie Wähler);


 

  • 2025
    „Recherche Nord“ für die akribische und unabhängige Aufdeckung rechtsextremer Netzwerke
  • 2023
    Yirgalem Fisseha Mebrahtu für ihren beeindrucken­den Einsatz gegen undemokratische Strukturen – für Demokratie
  • 2021
    Seda Başay-Yildiz für ihr außerordentliches Engagement und ihren Einsatz für die Hinterbliebenen der Opfer der schwersten rechtsextremen Attentate.
  • 2019
    Michael Buschheuer für sein Engagement mit der Organisation Sea-Eye e.V. zur Rettung schiffbrüchiger Geflüchteter.
  • 2017
    Ernst Grube für sein Engagement, über die Verbrechen der NS-Diktatur aufzuklären und Konsequenzen diktatorischer Systeme aufzuzeigen.
  • 2015
    Angelika Lex für ihr Engagement für die persönlichen Belange von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten ein sowie gegen ein rigides Asyl- und Ausländerrecht.
  • 2013
    Peter Ohlendorf und Thomas Kuban für ihr gesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus.

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