Förderpreise Musik
Der Förderpreis Musik ist eine Auszeichnung für künstlerisch herausragende Leistungen in den Bereichen Komposition, Arrangement und Interpretation.
Für herausragende Leistungen oder ungewöhnliche Positionen
Alle zwei Jahre vergibt die Landeshauptstadt München fünf mit jeweils 8.000 Euro dotierte Förderpreise Musik für künstlerisch herausragende Leistungen bzw. ungewöhnliche künstlerische Positionen in den Bereichen Komposition, Arrangement, Interpretation. Beurteilt wird das gesamte bisherige künstlerische Schaffen.
Vergabekriterien
Als Preisträger*innen kommen nur Künstler*innen bzw. Ensembles in Betracht, die ihren Wohnsitz in der Region München haben (bei Ensembles mindestens die Hälfte der Mitglieder). Vorschlagsrecht hat eine vom Stadtrat berufene Fachkommission; die Entscheidung obliegt dem Stadtrat. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich.
Die Förderpreise Musik erhielten
Jurybegründungen
Marja Burchard
Ein Abend im Herzkasperlzelt auf der Oidn Wiesn mit der Express-Brass-Band, kurz nach dem offiziellen Musikschluss. Die Musiker*innen spielen bereits unverstärkt, die Programmleitung muss das offizielle Ende anmahnen. Ein begeistertes und mitgerissenes Publikum in magischer Verbindung mit der Musikerin Marja Burchard, die mit ihrer unbändigen Energie alle auf und vor der Bühne in einen nicht enden wollenden Rausch versetzt. Diese Ekstase wiederholt sich seit gut zwanzig Jahren, wundersamerweise in jeder der mannigfaltigen Konstellationen, der sie beiwohnt.
Marja Burchard, die sich durch ihre Musik genauso wie durch ihre unprätentiöse, physische Präsenz ihrem Publikum sehr unmittelbar nähert, beeindruckt seit vielen Jahren durch einen sehr ungewöhnlich weiten musikalischen Horizont. Ihr mentaler Katalog an Kompositionen ist riesig, wer mit ihr spielt, bekommt das Vertrauen, alles einbringen zu können und daraus gemeinsam etwas ganz Neues zu erschaffen, das von Herzen kommt.
Neue Formationen einzugehen, mit Musiker*innen verschiedenster Genres die eigenen, noch nicht entdeckten musikalischen Potentiale aufzuspüren, Neues auszuprobieren und sich dabei nicht von gängigen Konventionen einengen zu lassen, im Gegenteil, Musik als Möglichkeit der Verständigung mit bislang Unentdecktem zu betrachten, zeichnet Maria Burchards Schaffen der vergangenen Jahrzehnte aus.
Der Musikförderpreis der Stadt München geht damit an eine herausragende Künstlerin, deren musikalisches Selbstverständnis sich irgendwo zwischen Herzensangelegenheit und Daseinsberechtigung verorten lässt, deren klangliches Spektrum ihr Publikum entführt in das Spannungsfeld zwischen Innovation und Verantwortung dem musikalischen Erbe gegenüber und deren mitreißende Spielfreude direkt ins Herz geht.
Skee Mask
Skee Mask ist Musikproduzent und DJ aus München und bewegt sich vor allem im Bereich von Techno, Ambient und Experimental.
Bryan Müller – wie er mit bürgerlichem Namen heißt – startete seine Karriere 2010. Schon ein Jahr später führte ihn diese auf weltweite Tourneen unter dem Pseudonym SCNTST. 2014 erschien die erste EP unter dem neuen Künstlernamen Skee Mask und findet eine musikalische Heimat bei dem von den Zenker Brothers betriebenen Münchner Label Ilian Tape, das weltweit für seine zeitgeistig-avantgardistischen Techno-Visionen bekannt ist und als eines der wichtigsten – aus München agierenden – Labels in diesem Bereich bezeichnet werden kann.
2018 sorgte dann seine Platte „Compro“ für Aufsehen, bei der er ein für alle Mal seine außergewöhnlichen Produktionsqualitäten unter Beweis stellte.
Das drei Jahre später erschienene Album „Pool“ wurde von Resident Advisor sogar als eines der 30 weltbesten Alben des Jahres ausgezeichnet und andernorts von der Kritik mit Worten wie „kohärent, virtuos und elektrisierend physisch“ (Pitchfork) beschrieben.
International stark vernetzt und gefeiert bei Headliner-Shows von den Niederlanden bis Mexiko, gilt Skee Mask in seiner Heimatstadt nach wie vor noch eher als Geheimtipp und ist vor allem dem Publikum vom Blitz Club oder den Boiler Room Munich-Fans bekannt. Trotzdem bleibt er München treu. Jetzt wird es Zeit für die Anerkennung dieses weltweiten Botschafters der anspruchsvollen elektronischen Musik auf städtischer Ebene in München.
Munich Tetra Brass
Die Programme tragen Titel wie „Kraft“, „Metal“ oder „Atem“ und auf der Repertoireliste des Blechbläserquartetts finden sich mehrheitlich Werke der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart. Munich Tetra Brass – gegründet 2018 – hat sich auf die Entdeckung und Aufführung der Quartett-Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts für Blechbläser spezialisiert. Das Ensemble verknüpft sein weit gespanntes Repertoire zu dramaturgisch klug gebauten Konzertprogrammen und integriert dabei regelmäßig auch Uraufführungen junger Komponist*innen.
Neben einem warmen, feinen Zusammenklang, größter Musikalität und Virtuosität besticht dieses junge Quartett durch eine besondere Performancekraft. Da werden Konzerträume durch verschiedene Aufstellungen klanglich neu erfahrbar oder bei digitalen Angeboten wie bei “Peter und der Wolf” darf das junge Publikum mittels einer App den Verlauf der Geschichte aktiv beeinflussen. Als String-Brass-Octet überschreitet Munich Tetra Brass gemeinsam mit dem Sirius-Quartett mühelos die Genre-Grenzen und schafft eine musikalische Symbiose aus Klassik, Jazz, Filmmusik und Improvisation. Der selbstverständliche Einbezug etwa von Electronics oder Projektionen im sinnfälligen Kontext einer hochspannenden Werk-Auswahl machen ein Konzert von Munich Tetra Brass – ob im Konzertsaal oder im Club – zu einem musikalischen Gesamterlebnis.
Munich Tetra Brass sind die allesamt bestens ausgebildeten Musiker Aljoscha Zierow (Trompete), Luca Chiché (Trompete), Christian Traute (Posaune) und Jakob Grimm (Bassposaune). Sie haben als erstes Blechbläser-Ensemble den Studiengang Kammermusik an der Hochschule für Musik und Theater München absolviert. Von der Präzision und herausragenden Ensembleleistung zeugen auch die Auszeichnungen des Quartetts, unter anderem mit einem 1. Preis in der Chieri International Competition und einem 1. Preis bei der 7. International Music Competition Berlin.
Die spielerische Leichtigkeit, musikalische Präzision und starke performative Programmdramaturgie des Kammermusik-Ensembles Munich Tetra Brass ist schlicht überzeugend. Der Musikförderpreis 2023 soll das Quartett auf seinem noch jungen Weg unterstützen und zu weiteren spannenden Formaten ermutigen.
Stefan Noelle
Seit drei Jahrzehnten prägt Stefan Noelle die Münchner Musikszene als Mann der vielen Gesichter mit: Als gelernter Jazzdrummer war und ist er ein gefragter Sideman; als Spezialist für die arabische Rahmentrommel ist er regelmäßig bei Weltmusiker*innen im Einsatz; den großen Bogen bis hin zu Klassik und Pop spannt er im Theatergraben oder im Kult-Duo „Unsere Lieblinge“; als mitspielender Gastgeber seiner Reihe „Be My Guest“ am Ackermannbogen und im Stragula ist er außerdem unter die Veranstalter gegangen. Seine eigentliche Bestimmung aber hat er vor einigen Jahren als Chansonnier gefunden. Schon sein Debüt in diesem Fach „Meinetwegen im Regen“ war 2016 weit mehr als eine Talentprobe. Ein opulentes Meisterwerk, das im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht, legte er nun im vergangenen Jahr mit „Wie es mich zieht“ vor: Das mit enormem persönlichen Einsatz produzierte und mit umfangreichem Foto-Booklet im LP-Format erschienene Album versammelt 35 Kolleg*innen, Freunde und Weggefährt*innen fast schon zu einem Kompendium der Münchner Szene und besticht auch durch Noelles einzigartige Texte. In seinen Liedern paaren sich Lebenserfahrung und Beobachtungsgabe mit wachem Geist, sicherem Geschmack und der Liebe zur Sprache. Wenn nicht schon durch seine Lebensleistung, so hätte sich Noelle allein damit jeden Preis verdient.
Simon Popp
Rhythmen werden zu sinnlichen Melodien. Welch ein Groove, welch ein Drive, welch ein schier orchestraler Reichtum! Simon Popp schafft es, Klänge für Schlag-Instrumente zu einem Abenteuer der Entdeckung werden zu lassen. Der in München lebende Schlagzeuger, geboren 1990 im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben, auch bekannt als Mitglied des hervorragenden Jazz-Quintetts Fazer, schafft als Solo-Künstler und Leiter von Schlagzeug-Ensembles ganz eigene Klangwelten. Er schreibt Musik für verschiedenste Instrumente aus Fellen, Metall und Holz, realisiert sie in seinem Studio in München-Untergiesing allein und im Konzert zusammen mit hochkompetenten Kolleg*innen. Schlagzeug-Musik ist bei ihm weit entfernt vom Sound eines bloßen Drumsets. Er begreift Schlagzeug – wie etwa auch in der klassischen Musik üblich - in der ganzen Bandbreite des Wortes. Percussion- und Schlag-Instrumente unterschiedlichster Art – von Pauken und Gongs über Steeldrums und Glocken bis hin zu Klangschalen - setzt Popp ein und lässt sie eine ganz eigene Schönheit und Farbigkeit entfalten. Seine Stücke sind wie Forschungsreisen in eine verblüffende Landschaft geschlagener Klänge: Die Zuhörenden erfasst ein unwiderstehlicher Sog. Stücke aus seinen Programmen und Alben wie „Devi“ und „Blizz“ haben trancehafte Rhythmen, die oft wie von selbst zu Melodien werden, und sind geprägt von fein aufgefächerter handwerklicher Präzision. Genre-Bezeichnungen wie Pop, Jazz oder Weltmusik werden bei Simon Popp unwichtig. Dieser Münchner Musiker trägt Klänge von grenzüberschreitender Offenheit in die Welt, die stets auch ein besonderes sinnliches Erlebnis sind.
Jurymitglieder
Der Jury für die Vergabe der Musikförderpreise 2023 gehörten an: Frau Rita Argauer (Musikjournalistin), Frau Katrin Beck (Musikmanagerin), Herr Oliver Hochkeppel (Musikjournalist), Herr Martin Jonas (Veranstalter), Frau Alessa Patzer (Feierwerk e.V.), Herr Roland Spiegel (Bayerischer Rundfunk) und aus dem Stadtrat Frau Stadträtin Mona Fuchs und Herr Stadtrat Thomas Niederbühl (beide Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Herr Stadtrat Jens Luther und Herr Stadtrat Thomas Schmid (beide Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) und Herr Stadtrat Roland Hefter (Fraktion SPD/Volt).
- 2022
- 2021
Andrea Hermenau Leonhard Kuhn Umme Block Klaus-Peter Werani - 2019
Ebru Düzgün, Matthias Lindermayr, Masako Ohta, das Duo Schlachthofbronx - 2017
Minas Borboudakis, Erol Dizdar, die Band Candelilla, Verena Marisa - 2015
BEISSPONY, Salewski, Federico Sánchez Nitzl, Hugo Siegmeth - 2013
Ardhi Engl, Kofelgschroa, Polina Lapkovskaja, Johannes X. Schachtner - 2011
Micha Acher, Gregor „Amadeus“ Böhm, Geoff Goodman. Albert Pöschl - 2009
Georg Glasl, Sachiko Hara, Christoph Reiserer, Klaus Schedl - 2007
Sabine Liebner, Helga Pogatschar, Markus Schmitt, Tom Sora - 2005
Mathis Mayr, Robert Merdzo, Bernhard Weidner, Wolfram Winkel - 2003
Carl Oesterhelt, Axel Frank Singer, Alexander Strauch, Projekt „Musik zum Anfassen“ - 2001
Zoro Babel, Ensemble TrioLog, Martin Wolfrum, Adelheid M. Thanner - 1999
Thomas Stabenov, Nikolaus Brass - 1998
Sabine Liebner, Johannes Enders - 1997
Silke Avenhaus, piano possibile (Philip Kolb) - 1996
Cornelia Melién, Jörg Widmann - 1995
Gunnar Geisse, Roberto Di Gioia - 1994
Caroline Anne Widmann, Kalle Lahr - 1993
Sebi Tramontana, "Die Interpreten" - 1992
Larry Porter, Walter Kiesbauer - 1991
Xsemble, Modern String Quartet - 1990
Anja Lechner, Peter Ludwig - 1989
Jürgen Seefelder - 1988
Maximilian Beckschäfer - 1987
Robyn Scholkowsky - 1986
Franz Hummel - 1985
Harald Rüschenbaum - 1984
Jannis Kaimakis - 1983
Hans Jürgen von Bose - 1982
Paul Engel - 1981
Heinz Winbeck - 1980
Meinrad Schmitt - 1979
Peter Kiesewetter - 1978
Anton Ruppert - 1977
Peter–Michael Hamel - 1976
Ulrich Stranz - 1975
Herbert Blendinger - 1974
Karl Haupt - 1973
Dieter Schnebel - 1972
Carl Heinrich Veerhoff - 1971
Wilfried Hiller - 1970
Hans Ludwig Hirsch, Robert Maximilian Helmschrott - 1969
Nikolaus A. Huber - 1968
Peter Jona Korn - 1967
nicht verliehen, (Kompositionsauftrag an Michael Rüggeberg) - 1966
Franz Xaver Lehner - 1965
Helmut Lachenmann - 1964
Hans Stadlmair - 1963
Prof. Günter Bialas - 1962
Prof. Harald Genzmer - 1961
Ludwig Kusche - 1960
nicht verliehen, (Kompositionsauftrag an Günter Bialas) - 1959
Josef Anton Riedl - 1958
Rochus Gebhardt - 1957
Wilhelm Killmayer - 1956
Joseph Haas - 1955
Mark Lothar - 1954
Robert Heger - 1953
Wolfgang Jacobi - 1952
Fritz Büchtger - 1951
Alfred von Beckerath - 1950
Karl Höller - 1949
Werner Egk - 1948
Karl Amadeus Hartmann - 1947
Carl Orff