Förderpreise Musik

Der Förderpreis Musik ist eine Auszeichnung für künstlerisch herausragende Leistungen in den Bereichen Komposition, Arrangement und Interpretation.

Für herausragende Leistungen oder ungewöhnliche Positionen

Alle zwei Jahre vergibt die Landeshauptstadt München fünf mit jeweils 8.000 Euro dotierte Förderpreise Musik für künstlerisch herausragende Leistungen bzw. ungewöhnliche künstlerische Positionen in den Bereichen Komposition, Arrangement, Interpretation. Beurteilt wird das gesamte bisherige künstlerische Schaffen.

Vergabekriterien

Als Preisträger*innen kommen nur Künstler*innen bzw. Ensembles in Betracht, die ihren Wohnsitz in der Region München haben (bei Ensembles mindestens die Hälfte der Mitglieder). Vorschlagsrecht hat eine vom Stadtrat berufene Fachkommission; die Entscheidung obliegt dem Stadtrat. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich.

Die Förderpreise Musik erhielten

Enji, Evi Keglmaier, Angela Metzger, Philipp Schiepek, Widersacher aller Liedermacher

Jurybegründungen

Enji (Enkhjargal Erkhembayar)

Die 33-jährige Sängerin Enkhjargal Erkhembayar, die sich Enji nennt, war die erste Erfolgsgeschichte der Kooperation des Münchner Goethe-Instituts und dann des Jazz-Instituts der Hochschule für Musik und Theater München mit der Musikhochschule in Ulan Bataar. Aus der Tradition der mongolischen Volksmusik und der Klassik völlig unvoreingenommen zum Jazz gekommen, hört man bei ihr, welches Vergnügen es sein kann, die eigene Kultur mit einer fremden zu verschmelzen. Schon ihr zu Beginn ihres Master-Studiums beim renommierten Label Enja und in einer großartigen Besetzung mit Johannes Enders, Paul Kirby, Martin Zenker und Billy Hart erschienenes Debütalbum „Mongolian Song“ sorgte für Aufsehen. Inzwischen folgten drei weitere erfolgreiche Produktionen, unter anderem in der Zusammenarbeit mit den vielfach preisgekrönten Münchner Musikern Simon Popp und Paul Brändle. Das vor eineinhalb Jahren erschienene „Ulaan“ kürte der Bayerische Rundfunk zum „Album des Monats“.

So ist Enji seit einigen Jahren nicht nur ein fester Bestandteil, sondern auch eine weltweite Botschafterin der Münchner Musikszene. Unter anderem bereiste sie für das Goetheinstitut Südkorea, tourte in Südafrika und trat bei den „Late Junction Sessions“ der BBC auf. Ihr brandneues Album „Sonor“ - mit Elias Stemeseder am Klavier, Robert Landfermann am Bass, Julian Sartorius am Schlagzeug und Paul Brändle als Co-Komponist und Produzent wieder in einer großartigen Besetzung entstanden – ist gewissermaßen die Quersumme ihrer bisherigen Entwicklung, die jede Art der Förderung verdient.

Evi Keglmaier

Eine Familie, für die die Auseinandersetzung mit Musik so wichtig ist wie das tägliche Brot und die die musikalische Vielfalt Bayerns seit Jahren nachhaltig prägt – das sind die biografischen Koordinaten einer ganz besonderen Künstlerin: Evi Keglmaier.

Geboren in Landshut, bereichert sie seit über 20 Jahren die Münchner Musikszene und vereint in ihrem Schaffen ebenso mühelos wie brillant unterschiedlichste Musiksparten wie Volksmusik, Klassik, Jazz und Indiepop. Ausgehend von Projekten wie Zwirbeldirn, gemeinsam mit Maria Hafner, Beatrix Wächter und Simon Ackermann gegründet und 2008 mit dem Fraunhofer Volksmusikpreis ausgezeichnet, erstreckt sich ihr musikalisches Spektrum über vielerlei Formate bis hin zu dem aktuellen Soloprojekt KEGLMAIER. In bestechender Bandbreite ist ihr künstlerischer Weg gepflastert mit pastoralem Gesang von Orlando di Lasso, der Mitwirkung bei zeitgenössischen Tanz-Performances oder Installationen, wie zuletzt mit Ruth Geiersberger, der Wanderausstellung Land.schafft.Klang des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, dem Nockherberg oder unterschiedlichen Arbeiten für den Bayerischen Rundfunk zusammen mit Greulix Schrank.
Herausragend ist ihr Bratschespiel, vor allem mit der Hochzeitskapelle, an dem nicht nur John Cale seine Freude hätte. Nicht umsonst wurde das Ensemble für die Filmmusik zu „Wackersdorf“ 2019 mit dem deutschen Filmpreis ausgezeichnet.
Keglmaiers Musik zeichnet sich aus durch feinstes Hinhören, spontanes Reagieren und ihre Fähigkeit, sich im Ensemblespiel gegenseitig Raum zu geben. Ihre zarte und doch durchdringende Stimme verzaubert und trägt ihre komischen und gleichsam ernsten Texte wunderbar direkt in Herz und Hirn. Ohne sich in den Vordergrund zu drängen, spiegelt ihre Musik eine besondere Kraft und ganz eigene Haltung, die beim Publikum in besonderer Weise nachwirkt. Ihre Vorbildfunktion für andere Musiker*innen, der Auseinandersetzung mit den eigenen musikalischen Wurzeln zu vertrauen, kann dabei gar nicht hoch genug geschätzt werden.
Mit dem Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt München würdigt die Jury eine Künstlerin, die Tradition weiterdenkt, Genregrenzen durchkreuzt und dabei stets ihrem eigenen, unverwechselbaren Klang treu bleibt.

Angela Metzger

Angela Metzger hat die Jury sofort überzeugt: Die in München lebende, international renommierte Konzertorganistin, die auch Oboistin ist, beherrscht ihr Instrument nicht nur auf herausragende Weise. Sie engagiert sich unerschrocken und beharrlich für die Weiterentwicklung der Orgel: indem sie das zeitgenössische Repertoire mit Leidenschaft auf ihre Programme setzt, durch kluge Kuration und ganz wesentlich durch die Zusammenarbeit mit Komponist*innen, deren Werke sie zu Uraufführung bringt. Ihr Repertoire umfasst die gesamte Orgelliteratur, von den Klassikern bis zu unentdeckten Nischen, von der Renaissance bis in die Gegenwart. Sie arbeitet regelmäßig mit Komponierenden zusammen wie Betsy Jolas, Mark Andre, Moritz Eggert, Johannes X. Schachtner und Philipp Maintz.

Angela Metzger leistet einen unschätzbaren Beitrag zur Erweiterung der Klangmöglichkeiten der Konzertorgel. Sie versteht und vermittelt ihr Instrument auf faszinierende und nachvollziehbare Weise, an Komponierende, aber auch an ein breites Publikum. Als Konzertorganistin ist sie zu Gast in München, Deutschland und in internationalen Konzertsälen sowie auf Festivals. Durch ihre Präsenz im Konzertleben Münchens bringt sie die hiesige Szene aktiv in Austausch mit anderen, überregionalen und internationalen Szenen. Ihr umfassendes Wissen und ihre Leidenschaft für die zeitgenössische Musik vermittelt sie auch in der Lehre an Studierende, u.a. seit 2023/24 an der Hochschule für evangelische Kirchenmusik Bayreuth. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 2019 mit dem Bayerischen Kunstförderpreis.
Angela Metzger studierte Kirchenmusik mit A-Diplom sowie Konzertfach Orgel mit Diplom, Master und Meisterklasse bei Prof. Edgar Krapp und Prof. Bernhard Haas an der Hochschule für Musik und Theater München. Zudem studierte sie Oboe am Innsbrucker Landeskonservatorium in der Klasse von Konrad Zeller.

Philipp Schiepek

Mit erst 31 Jahren gehört Philipp Schiepek schon zu den führenden und prägenden Jazz-Gitarristen Deutschlands. Dass er eine elektrische Stratocaster so lyrisch spielen kann wie nur wenige, liegt auch daran, dass Schiepek sowohl klassische Gitarre wie Jazzgitarre studiert hat und beides trotz der völlig unterschiedlichen Spieltechnik auf höchstem Niveau beherrscht. Diese Vielseitigkeit, seine Musikalität, sein ausnehmend schöner Ton, aber auch seine kompositorische Kraft haben ihm Preise wie den BMW Young Artist Jazz

Award eingebracht und ihn zu einem der gefragtesten Gitarristen der hiesigen Szene gemacht. Die Trompeter Vincent Eberle und Matthias Lindermayr, der Saxofonist Moritz Stahl, die Sängerinnen Hannah Weiss, Alma Naidu und Fiona Grond – sie alle rekrutierten ihn für ihre Bands und Alben. Aber auch mit Stars früherer Generationen wie Richie Beirach, Manfred Schoof, Klaus Doldinger oder John Scofield hat Schiepek inzwischen gespielt. Der Pianist Walter Lang nahm kurz vor seinem überraschenden, frühen Tod das grandiose Duo-Projekt "Cathedral" mit ihm auf. Und Mulo Francel von Quadro Nuevo holt ihn seit 2020 immer wieder auf die wechselnd besetzte vierte Position in Deutschlands erfolgreichster Weltmusik-Band. Auch bei seinen eigenen Projekten bewegt sich Schiepek gerne an den Schnittstellen der Genres. Wie auch sein neues Album „Versuch zu Träumen“ zeigt, zugleich als erste Veröffentlichung des von ihm und seiner Schwester gegründeten Labels „Wooden Waggon Records“. Traumhafte Musik ist auf jeden Fall weiterhin von ihm zu erwarten.   

Widersacher aller Liedermacher

Die „Widersacher aller Liedermacher“ beeindrucken durch ihre außergewöhnliche Fähigkeit, musikalische und sprachliche Elemente zu einer unverwechselbaren Einheit zu verweben. Ihre Musik ist virtuos und vielfältig, getragen von den tiefsinnigen, rhythmisch ausgefeilten Texten des Sängers Matthias Wolf, in denen die Sprache selbst zum integralen musikalischen Element wird. Besonders bemerkenswert ist die innovative Nutzung des Dialekts: Statt ihn auf Klischees wie Volkstümlichkeit und Tradition zu reduzieren, setzen sie ihn als klangliches Stilmittel ein, das den Gesamtklang ihrer Werke prägt.

Mit ihrer erfrischenden Herangehensweise sich musikalisch von André Heller über Falco und Bilderbuch, bis hin zum einfachen Volkslied zu bedienen und damit zu spielen, sprengen die „Widersacher“ die Grenzen traditioneller Genrevorstellungen. Ihr Stil bewegt sich souverän zwischen Dadaismus, Volksmusik sowie hochklassigem Jazz und Blues. Diese einzigartige Mischung ist nicht nur künstlerisch anspruchsvoll, sondern auch zugänglich und mitreißend. Sie vereinen anarchistische Wildheit mit einer einladenden, grundsympathischen Ausstrahlung, die ein breites Publikum anspricht.

Die „Widersacher aller Liedermacher“ stehen für einen modernen, vielfältigen und zugleich tief verwurzelten Zugang zur Musik, der Gegensätze harmonisch verbindet: Sie sind bunt und politisch, aber niemals belehrend, verspielt, aber niemals beliebig. In ihrer Musik findet sich eine neue, zeitgemäße Interpretation von Heimat und Identität, die Grenzen überwindet und Menschen verbindet.

Diese Qualitäten machen die „Widersacher aller Liedermacher“ zu einem herausragenden Ensemble, dessen Arbeit nicht nur künstlerisch beeindruckt, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Landschaft Münchens leistet. Mit dem Förderpreis für Musik der Landeshauptstadt München würdigen wir eine Band, die Tradition neu denkt, Innovation lebt und dabei stets ihrem eigenen, unverwechselbaren Klang treu bleibt.

Jurymitglieder
Frau Christiane Böhnke-Geisse, Herr Oliver Hochkeppel (Musikjournalist), Herr Martin Jonas (Veranstalter), Frau Katharina Ortmann (Musikmanagerin), Herr Roland Spiegel (Bayerischer Rundfunk), Frau Antje Zelnitschek (F.A.M.E. Recordings) und aus dem Stadtrat Frau Stadträtin Mona Fuchs und Herr Stadtrat Thomas Niederbühl (beide Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Herr Stadtrat Jens Luther und Herr Stadtrat Thomas Schmid (beide Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) und Herr Stadtrat Roland Hefter (Fraktion SPD/Volt).

  • 2023
    Marja Burchard, Skee Mask, Munich Tetra Brass, Stefan Noelle, Simon Popp
  • 2021
    Andrea Hermenau, Leonhard Kuhn, Umme Block, Klaus-Peter Werani
  • 2019
    Ebru Düzgün, Matthias Lindermayr, Masako Ohta, das Duo Schlachthofbronx
  • 2017
    Minas Borboudakis, Erol Dizdar, die Band Candelilla, Verena Marisa
  • 2015
    BEISSPONY, Salewski, Federico Sánchez Nitzl, Hugo Siegmeth
  • 2013
    Ardhi Engl, Kofelgschroa, Polina Lapkovskaja, Johannes X. Schachtner
  • 2011
    Micha Acher, Gregor „Amadeus“ Böhm, Geoff Goodman. Albert Pöschl
  • 2009
    Georg Glasl, Sachiko Hara, Christoph Reiserer, Klaus Schedl
  • 2007
    Sabine Liebner, Helga Pogatschar, Markus Schmitt, Tom Sora
  • 2005
    Mathis Mayr, Robert Merdzo, Bernhard Weidner, Wolfram Winkel
  • 2003
    Carl Oesterhelt, Axel Frank Singer, Alexander Strauch, Projekt „Musik zum Anfassen“
  • 2001
    Zoro Babel, Ensemble TrioLog, Martin Wolfrum, Adelheid M. Thanner
  • 1999
    Thomas Stabenov, Nikolaus Brass
  • 1998
    Sabine Liebner, Johannes Enders
  • 1997
    Silke Avenhaus, piano possibile (Philip Kolb)
  • 1996
    Cornelia Melién, Jörg Widmann
  • 1995
    Gunnar Geisse, Roberto Di Gioia
  • 1994
    Caroline Anne Widmann, Kalle Lahr
  • 1993
    Sebi Tramontana, "Die Interpreten"
  • 1992
    Larry Porter, Walter Kiesbauer
  • 1991
    Xsemble, Modern String Quartet
  • 1990
    Anja Lechner, Peter Ludwig
  • 1989
    Jürgen Seefelder
  • 1988
    Maximilian Beckschäfer
  • 1987
    Robyn Scholkowsky
  • 1986
    Franz Hummel
  • 1985
    Harald Rüschenbaum
  • 1984
    Jannis Kaimakis
  • 1983
    Hans Jürgen von Bose
  • 1982
    Paul Engel
  • 1981
    Heinz Winbeck
  • 1980
    Meinrad Schmitt
  • 1979
    Peter Kiesewetter
  • 1978
    Anton Ruppert
  • 1977
    Peter–Michael Hamel
  • 1976
    Ulrich Stranz
  • 1975
    Herbert Blendinger
  • 1974
    Karl Haupt
  • 1973
    Dieter Schnebel
  • 1972
    Carl Heinrich Veerhoff
  • 1971
    Wilfried Hiller
  • 1970
    Hans Ludwig Hirsch, Robert Maximilian Helmschrott
  • 1969
    Nikolaus A. Huber
  • 1968
    Peter Jona Korn
  • 1967
    nicht verliehen, (Kompositionsauftrag an Michael Rüggeberg)
  • 1966
    Franz Xaver Lehner
  • 1965
    Helmut Lachenmann
  • 1964
    Hans Stadlmair
  • 1963
    Prof. Günter Bialas
  • 1962
    Prof. Harald Genzmer
  • 1961
    Ludwig Kusche
  • 1960
    nicht verliehen, (Kompositionsauftrag an Günter Bialas)
  • 1959
    Josef Anton Riedl
  • 1958
    Rochus Gebhardt
  • 1957
    Wilhelm Killmayer
  • 1956
    Joseph Haas
  • 1955
    Mark Lothar
  • 1954
    Robert Heger
  • 1953
    Wolfgang Jacobi
  • 1952
    Fritz Büchtger
  • 1951
    Alfred von Beckerath
  • 1950
    Karl Höller
  • 1949
    Werner Egk
  • 1948
    Karl Amadeus Hartmann
  • 1947
    Carl Orff

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