Biodiversitätsmonitoring München

Die Stadt München möchte ihre Artenvielfalt bestmöglich schützen. Daher wird seit 2021 ein umfangreiches Biodiversitätsmonitoring durchgeführt.

Schmetterlin Hände

Ergebnisse des Monitorings

Das Monitoring wird auf naturschutzfachlich wichtige Artengruppen beschränkt. Hauptaugenmerk liegt auf schutzbedürftigen Arten – also Tier- und Pflanzenarten die besonders selten und gefährdet sind.

Das Ergebnis des Monitorings ist gemischt. Ein Großteil der Münchner Arten konnten erhalten werden, aber es gibt auch Verluste:

  • Der größte Verlust an Arten hat vor 1980 stattgefunden. Seitdem hat die Geschwindigkeit des Artverlusts etwas abgenommen und es sind weniger Arten verschwunden. Das ist auch ein Erfolg der gemeinsamen Arbeit von amtlichem und Verbandsnaturschutz.
  • Im Vergleich zum Lebensraumverlust durch die Stadtentwicklung ist die Abnahme bisher moderat.
  • In den letzten Jahren sind - bedingt durch die Klimaerwärmung - neue Arten aus wärmeren Regionen eingewandert.
  • Ein negativer Trend zeigt sich bei besonders bedrohten Arten, die nur noch in wenigen Gebieten und in geringer Anzahl vorkommen. Gründe dafür sind die Zerschneidung von Lebensräumen, Pestizide, Erholungsnutzung durch den Menschen und der Klimawandel.

Markus Bräu
Graue Skabiose

Wie viele Arten sind bekannt?
•    Bayern: 5886 Taxa
•    München, inklusive historischer Funde: 2875 Taxa
•    München, seit 2006: 1852 Taxa

Fremdworterklärung: Taxa = Arten, Unterarten und Varietäten

München verfügt über eine große Vielfalt an Pflanzen. Auf einer Fläche von nur 310 Quadratkilometern konnten zumindest zeitweise etwa 50 Prozent der Artenvielfalt ganz Bayerns nachgewiesen werden. Dennoch haben in den letzten Jahren viele der untersuchten schutzbedürftigen Arten eine leicht negative Bestandsentwicklung.

Robert Völkl
Goldammer

Wie viele Arten (Brutvögel) sind bekannt?
•    Bayern: 240 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 122 Arten
•    München, aktuell: 112 Arten


Für die untersuchten Vögel der Agrarlandschaft (Kiebitz Feldlerche, Neuntöter und Dorngrasmücke) zeigt sich ein teilweise deutlicher Bestandsrückgang. Auch bei Vögeln im Siedlungsbereich zeigt sich eine negative Tendenz, was die Anzahl der Arten und die Anzahl der Individuen betrifft. In Kleingartenanlagen ist die Situation stabil. In den untersuchten Grünanlagen, Parks und Friedhöfen blieb die Vogelfauna bisher weitgehend konstant.

wikimedia//Christian Fischer
Europäischer Laubfrosch

Wie viele Arten sind bekannt?
•    Bayern: 20 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 15 Arten
•    München, seit 2000: 12 Arten


Bei den Amphibien konnten sich die letzten Vorkommen des Kammmolches im Bereich der Aubinger Lohe halten. Die Bestände des Laubfrosches sind aber weiter zurückgegangen. Für den Laubfrosch ist daher ein Artenhilfsprogramm (AHP) gestartet worden. Dass solche erfolgreich sein können, zeigt das Beispiel der Wechselkröte. Hier wurde durch ein schon länger laufendes AHP ein weiterer Rückgang der Verbreitung verhindert.

Markus Bräu
Weißbeinige Schmalbiene

Wie viele Arten sind bekannt?

•    Bayern:  521 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 349 Arten
•    München, seit 2000: 265 Arten

Für die Wildbienen ist die Situation in den letzten 10 Jahren im Großen und Ganzen stabil. Es handelt sich um ein dynamisches System – es gibt Verluste aber auch Zugänge von Wildbienenarten. Wobei anzumerken ist, dass in München oft weit verbreitete, ungefährdete Arten einwandern und eher seltene, gefährdete Arten verschwinden.

Robert Völkl
Himmelblauer Bläuling

Wie viele Arten sind bekannt?

•    Bayern: 169 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 104 Arten
•    München, seit 2000: 73 Arten

Die Situation der Tagfalter, bezogen auf die letzten 25 Jahre, ist nach wie vor teilweise kritisch. Viele Arten sind – auch noch in letzter Zeit – verloren gegangen. So konnten im Monitoring drei Arten nicht mehr gefunden werden: der Grüne Zipfelfalter, der Braune Eichenzipfelfalter und das Braunauge. Weitere Arten sind selten geworden und kommen teilweise nur noch in wenigen Biotopen in geringer Anzahl vor.

Robert Völkl
Kleine Goldschrecke

Wie viele Arten sind bekannt?

•    Bayern:  73 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 48 Arten
•    München, seit 2000: 41 Arten

Die seit der Jahrtausendwende in München bekannten Heuschreckenarten konnten erhalten werden und deren Situation ist überwiegend stabil.

Markus Bräu
Wachtelweizen Weichwanze

Wie viele Arten sind bekannt?

•    Bayern:  647 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 459 Arten
•    München, seit 2000: 419 Arten

Eine Bilanzierung ist bei den Wanzen schwer möglich, da es nur wenige Vergleichsdaten aus der Vergangenheit gibt. Das aktuelle Monitoring ist somit auch als Basiserhebung anzusehen. Eine Bilanzierung sollte in Zukunft damit möglich sein. Generell kann in München beobachtet werden, dass die Verluste eher seltene, gefährdete Arten betreffen und überwiegend weit verbreitete, ungefährdete Arten neu auftreten.

Robert Völkl

Wie viele Arten sind bekannt?

•    Bayern:  67 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 60 Arten
•    München, seit 2000: 50 Arten

Die Situation der Libellen in den letzten 20 Jahren ist stabil: Zu- und Abgänge von Arten halten sich die Waage.

Manfred Colling
Moospüppchen

Wie viele Arten sind bekannt?

•    Bayern:  299 Arten
•    München, inklusive historischer Funde: 146 Arten
•    München, seit 2000: 135 Arten

Bei den Schnecken zeichnet sich ein Rückgang der Artenvielfalt ab – vermutlich aufgrund der häufigeren und verlängerten Trockenperioden, hervorgerufen durch den Klimawandel. Die Haut der Weichtiere ist – im Gegensatz zu beispielsweise Insekten – empfindlich gegen Austrocknung, daher reagieren sie besonders sensibel auf mangelnde Feuchte.

wikimedia//Jörg Freyhof
Larve der Rheinmücke

Als Makrozoobenthos bezeichnet man aquatische, bodenlebende, wirbellose Tiere verschiedener Tiergruppen (Köcherfliegen, Eintagsfliegen, Käfer, Schnecken u.a.) ab einer bestimmten Größe (ab ca. 1 Millimeter).

Die im Wasser lebenden wirbellosen Tiere wiesen in den untersuchten Gewässern eine deutlich geringere Vielfalt auf als noch vor ca. 25 Jahren. Mögliche Ursachen für den Schwund sind u.a. die durch den Klimawandel erhöhten Wassertemperaturen sowie eine Verschlechterung der Wasserqualität. Das Monitoring macht deutlich, dass dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung der Lebensqualität vor allem der kleineren Fließgewässer in München besteht.

Warum ist ein Biodiversitätsmonitoring wichtig?

Schmetterling
pixabay//Radfotosonn
Schachbrettfalter

Das Biodiversitätsmonitoring hilft die Artenvielfalt Münchens im Blick zu behalten.

Dafür werden regelmäßig stichprobenartige Daten zu Münchens Flora und Fauna erfasst.

Die Informationen dienen dazu

  • Veränderungen in der Natur schnell zu erkennen,
  • gezielt darauf zu reagieren,
  • bereits erfolgte Schutzmaßnahmen zu bewerten und
  • die Artenvielfalt in München langfristig zu erhalten.

Biodiversität erhalten

München ist ein Hotspot der Biodiversität. Schätzungen nach leben im Stadtgebiet derzeit zwischen 9.000 und 20.000 Arten. Diese große Vielfalt gibt es, weil München eine Fülle unterschiedlicher Lebensräumen hat: verschiedene Waldarten, Heidewiesen, Moorreste, Flüsse, Bäche und Seen sind hier zu finden.

Gleichzeitig wächst die Stadt stetig und hat mittlerweile über 1,5 Millionen Einwohnende. Dies führt dazu, dass viele Flächen bebaut werden, was die Lebensräume der Tiere und Pflanzen bedroht.

Um Mensch und Natur wieder in Einklang zu bringen, wurde im Jahr 2018 einstimmig im Stadtrat die Biodiversitätsstrategie der Stadt München beschlossen.

 

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