Siedlung Ludwigsfeld

Die Siedlung Ludwigsfeld soll erweitert werden. Insgesamt sollen dort 1.950 neue Wohnungen sowie Schulen und Einkaufsmöglichkeiten entstehen.

Projekt

Luftbild mit Umgriff Bebauungsplan
LHM

Lage

Die Siedlung Ludwigsfeld liegt im 24. Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl, östlich der Dachauer Straße gegenüber der Firma MAN und südlich der Karlsfelder Straße. Das rund 32 Hektar große Areal, umfasst die bestehende Siedlung sowie im Osten und Süden angrenzende Flächen.

Die Siedlung Ludwigsfeld soll städtebaulich verträglich nachverdichtet und im östlich und südlich angrenzenden Bereich erweitert werden. Im Zuge der Entwicklung soll die Versorgung der bestehenden Siedlung mit sozialen Einrichtungen, Bildungs- und Sportinfrastruktur sowie die Nahversorgungsinfrastruktur verbessert werden. Um dies zu erreichen, sind mehr Bewohner*innen notwendig. Es sollen etwa 1.950 neue Wohneinheiten in der Münchner Mischung entstehen. Planungsziel ist es, den wertvollen Baumbestand und den parkähnlichen Charakter der Bestandssiedlung zu erhalten. Zusätzlich sollen öffentliche Grünflächen und private Freiflächen geschaffen werden. Besonderes Augenmerk liegt auf dem notwendigen Ausbau der Karlsfelder Straße und der problematischen Parkplatzsituation innerhalb der Siedlung.

Ein Teil der Flächen gehört der Landeshauptstadt München. Sie sind aktuell unbebaut und sollen unter anderem für bezahlbaren Wohnraum genutzt werden. Die restlichen Flächen, die überplant werden sollen, befinden sich in Privateigentum. Auf diesen werden gemäß den Vorgaben der Sozialgerechten Bodennutzung im neu eingeführten Baukastenmodell ein wesentlicher Anteil der neu geschaffenen Wohnfläche für den geförderten und preisgedämpften Wohnungsbau vorgesehen. Einige Flächen, die sich in Privatbesitz von Einzeleigentümern befinden (z.B. Reihen- und Mehrfamilienhäuser) sind von der Überplanung ausgenommen.

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt ist das historische Erbe des Gebiets: 1943 wurde im Bereich der heutigen Siedlung Ludwigsfeld das Außenlager Dachau-Allach des Konzentrationslagers Dachau angelegt, das im Laufe der Jahre 1943/44 mehrfach erweitert wurde und von dem noch ein heute denkmalgeschütztes Gebäude erhalten ist. Ein sorgfältiger Umgang mit den vorhandenen Spuren sowie die Schaffung eines Gedenkorts werden bei den weiteren Planungen berücksichtigt.

Nach Kriegsende entstand auf dem Gelände des Außenlagers eine Siedlung für sogenannte Displaced Persons, in der Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund eine Heimat gefunden haben. Über die Jahrzehnte des Zusammenlebens hat diese Gemeinschaft die Bestandssiedlung geprägt.

Wettbewerb

  1. Preis: Palais Mai Architekten, München und grabner huber lipp Landschaftsarchitekten, Freising

  2. Preis: Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH, Dortmund/Stuttgart und Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft, München

  3. Preis: Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht Gesellschaft von Architekten mbH und Uniola GmbH Landschaftsarchitektur Stadtplanung, München

Ausloberin

Ludwigsfelder Grund GmbH, PG Granatstraße 12 GmbH, Wohnungsges. Ludwigsfeld GmbH in Abstimmung mit der Landeshauptstadt München

Anlass und Ziel des Wettbewerbs
Aufgabe des Wettbewerbs war es, Ideen zu entwickeln, wie sich die Siedlung Ludwigsfeld verantwortungsvoll nachverdichten und im Süden und Osten erweitern lässt. Zum einen sollen etwa 1.800 bis 2.000 neue Wohnungen entstehen mit einem hohen Anteil an geförderten und bezahlbaren Wohnungen nach den neuen Vorgaben der Sozialgerechten Bodennutzung. Zudem soll die Infrastruktur deutlich verbessert werden: Geplant sind unter anderem soziale Einrichtungen wie ein Nachbarschaftstreff, Kindertagesstätten und eine Grundschule mit Sportplatz und Sporthalle. Das künftige Zentrum der Siedlung samt Supermarkt soll in der Nähe der Schule liegen und neue mit alter Bebauung verknüpfen. Verbesserungen wird es auch bei der Verkehrsanbindung geben. Bislang ist die Siedlung Ludwigsfeld nur rudimentär an den Öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen. Mit der Siedlungserweiterung sollen zunächst Expressbusse die Menschen an die umliegenden S-Bahn-Stationen bringen, langfristig ist eine Anbindung ans Trambahnnetz angedacht

Würdigung des Preisgerichts

„Die in ihrer nahezu quadratischen Form sehr prägnante Bestandssiedlung wird umfasst mit einem „Ringpark“, der alle umliegenden Freiflächen in einen eigentlichen Grüngürtel zusammenschließt. Dieser breite, landschaftlich geprägte Bereich schafft eine angemessene Distanz zu dem gegen Südosten hin angelagerten Neubauquartier, dessen Dichte und bauliche Präsenz im Vergleich zum Bestand deutlich größer sein wird.

Das Neubauquartier besteht mehrheitlich aus wohl proportionierten Wohnhöfen, die nicht hermetisch abgeschlossen sind, sondern sich an strategisch richtig gesetzten Orten gegenseitig öffnen. Zusätzlich sind diese Höfe geometrisch verformt, so dass eine gewisse Bewegung in den Fluss der öffentlichen Freiräume kommt, und eine allzu starke Hierarchie zwischen den Außen-und Innenbereichen der Hofrandbebauungen vermieden wird. Mit dieser neuartigen Variation des klassischen Hoftyps wird der spezifischen Situation am Siedlungsrand und Übergang zur freien Landschaft Rechnung getragen. Trotz der großen baulichen Dichte lässt diese Bebauungsform eine willkommene räumliche Diffusion zwischen dem Siedlungsinneren und der Umgebung zu.

Mit einer Basishöhe von 5 Geschossen bleibt die Bebauung in einem gut verträglichen, städtebaulich tradierten Maßstab. Über diesen Horizont hinaus werden an einzelnen, stadträumlich gut gewählten Orten höhere Bauten gesetzt, die eine selbsterklärende räumliche Orientierung im Quartiersinneren ermöglichen. Großes Potential hat die innere Vernetzung durch mehrere Platzbildungen, die alle Schwerpunkte öffentlichen Lebens aber auch das Schulareal miteinschließen; die Anordnung von Wohnungsbauten dort ist noch zu überprüfen. Trotz seiner in jeder Hinsicht sehr angemessenen städtebaulichen Disposition weist dieser Vorschlag die höchste Anzahl an Wohnungen auf.

Entlang einer öffentlich geprägten, breiten Straße vom Quartiersplatz im Norden bis zur Haltestelle der Straßenbahn im Süden werden die meisten Versorgungseinrichtungen angesiedelt. Wie bei einer klassischen städtischen Situation ist mit den vielseitig nutzbaren Bautiefen und der differenzierten räumlichen Exposition der Lokale die Möglichkeit des Wandels je nach Bedarf gegeben. Das Konzept für die Erdgeschosse weist deshalb eine hohe Flexibilität aus, obschon das Planungsprogramm für die Nutzungen bereits jetzt weitgehend erfüllt ist.

Indem die Hofränder an geeigneten Stellen geöffnet werden, wird die Anzahl der Ecksituationen über das übliche Maß hinaus stark erhöht, so dass wegen der Mehrfachausrichtung dort effiziente mehrspännige Erschließungen möglich sind. Ein Wohnhof bietet schon grundsätzlich sehr verschiedenartige Ausblicke nach Innen und Außen, aber mit der hier gezeigten Vermehrung von Ecken und Köpfen werden Nachbarschaften auch in großer baulicher Dichte weitaus angenehmer. Eine große Vielfalt von Wohnungsgrößen und Typen finden in den je nach Ausrichtung differenzierten Bautiefen Platz und lassen damit eine sehr durchmischte Bewohnerschaft erwarten.

Den Verfassern gelingt es, den Quartiersbestand und das geplante Viertel mit einem Ringpark zu verknüpfen, der die bestehenden Freiraumqualitäten aufgreift und trotz der vorgeschlagenen hohen baulichen Dichte auf positive Weise unterstreicht. Kernstück des Ringparks ist die zentrale großzügige Grünfläche um die ehemalige Sanitärbaracke, die von weiterer Bebauung freigehalten wird und den Erinnerungsort und  einen Geschichtspfad auf sensible Weise integriert. Nach Süden hin setzt sich der Quartierspark in einer Gasse fort, die die Frischluftzufuhr gewährleistet, als stark befestigte Fläche allerdings den Anforderungen an den Biotopverbund noch nicht ganz genügt. Bis auf den Gehölzbestand südlich des Schulgrundstücks gelingt es den Verfassern, den wertvollen Baumbestand weitgehend zu erhalten. Das ist auch bei den Setzungen der Atriumhäuser im Bestandsquartier gelungen, die mit ihrer Anordnung dazu beitragen, dass im bislang wenig differenzierten Bestandsfreiraum zwei dreiecksförmige Grünflächen mit öffentlichem Charakter herausgearbeitet werden können. Insgesamt wäre die Grün- und Freiflächenbilanz zu Gunsten des Anteils erholungsrelevanter Freiflächen zu verbessern.

Die Verknüpfung der Schule mit dem Quartierszentrum und dem Einzelhandel durch eine Platzfläche ist ebenso wie die Weiterführung durch eine großzügige Gasse bis zur ÖPNV-Haltestelle eine sehr gut gelungene Geste, wobei der hohe Versiegelungsgrad und die geringe Begrünung an dieser Stelle problematisch erscheint. Die Wohnhöfe im Süden des Quartiers sind in ihrem Wechselspiel mit den Erschließungsgassen gut proportioniert, bieten gestalterische Vielfalt und lassen mit ihrer großzügigen Begrünung eine hohe Wohnqualität erwarten. Kritisch gesehen wird der Zuschnitt der Kitafreiflächen, die nicht mehr als zwei Gebäudeseiten umfassen sollten.

In den Bestand werden an ausgewählten Orten neue Atriumhäuser eingepasst, deren Bautypus sich für private und öffentliche Nutzungen gleichermaßen gut eignet. Dieser Typus ist im Kontext der Zeilenbebauung zwar neuartig, aber durch seine den Zeilenbauten verwandte Bautiefe und Maßstäblichkeit innerhalb des Bestandes sehr verträglich. Offene Fragen bleiben bezüglich Höhenentwicklung der neuen Einfügungen, die mit ihren 4-Geschossen und Flachdächern im Kontext etwas wuchtig wirken könnten.

Die Führung des MIV und des öffentlichen Nahverkehrs ist voneinander getrennt. Während der MIV als Ringstraße am Siedlungsrand geführt wird, darf die Straßenbahn im südlichen Teil des Ringparks zwischen bestehender Siedlung und neuem Quartier hindurchfahren. Sie erschließt damit beide Teile gleichermaßen gut und bildet im Übergang zwischen den Quartieren eine neue öffentliche Mitte, aus welcher der motorisierte Verkehr konsequent herausgehalten wird. Die Abkoppelung der Kristallstraße von der Karlsfelder Straße würde zu Schwierigkeiten für den erforderlichen Busverkehr führen und wird daher kritisch gesehen.

Energie und Nachhaltigkeit: Dieser Entwurf ist sehr kompakt, hat dabei jedoch geringe Dachflächenpotentiale. Es finden sich keine konkreten Angaben zu PV-Flächen, mit theoretischer Annahme einer Belegung von 70% der Dachflächen wird noch keine CO2-Neutralität erreicht, es müssten mehr Dachflächen und Fassadenflächen aktiviert werden, um die Anforderungen zu erfüllen."

Empfehlung des Preisgerichts

„Das Preisgericht empfiehlt, das Planungskonzept des 1. Rangs dem weiteren Planungsverfahren zugrunde zu legen."

Preisgerichtssitzung

9. und 10. März 2023

Koordination

bgsm Architekten Stadtplaner, München

Pläne 1. Preis

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Verfahren

Die Wettbewerbsergebnisse werden als Grundlage für die Bebauungsplanung herangezogen.

Beteiligung

Am 15. Mai 2024 fand im Bürgerhaus in Karlsfeld eine öffentliche Erörterungsveranstaltung im Rahmen der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung nach § 3 Absatz 1 Baugesetzbuch statt. Alle Interessierten hatten dort die Möglichkeit, sich umfassend über die Planungen zu informieren und sich dazu zu äußern.

Strukturkonzept: Grundlage für den Wettbewerb

Strukturkonzept Siedlung Ludwigsfeld
LHM
Strukturkonzept Gesamtplan

Für das rund 32 Hektar große Areal wurde 2019 eine grobe Strukturskizze erstellt. Sie zeigt, wo welche Nutzungen denkbar wären. Zudem werden darin Fragen und Herausforderungen benannt, die bei einer weiteren Planung behandelt werden müssen.

Nach der ersten frühen Öffentlichkeitsbeteiligung im Jahr 2019 wurde vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung in Zusammenarbeit mit dem Referat für Klima- und Umweltschutz und dem Mobilitätsreferat der Entwurf eines Strukturkonzeptes entwickelt. Dieser Entwurf wurde am 10. November 2021 mit der Öffentlichkeit diskutiert und am 27. Juli 2022 in der Vollversammlung vom Stadtrat beschlossen.

Chronologie

26. April - 28. Mai 2024: Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung nach § 3 Absatz 1 Baugesetzbuch
15. Mai: öffentliche Erörterungsveranstaltung im Bürgerhaus in Karlsfeld
14. Juni 2023: Bekanntgabe des Ergebnisses des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbes
9./10. März 2023: Preisgerichtsitzung des städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs mit anschließender Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten
27. Juli 2022: Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates
6. Juli 2022: Beschluss des Ausschusses für Stadtplanung und Bauordnung zum Strukturkonzept mit Eckdaten und Aufstellung Bebauungsplan mit Grünordnung
10. November 2021: Öffentliche Vorstellung und Diskussion des Strukturkonzeptentwurfes
2020: Erarbeiten von planerischen Eckdaten
17. Oktober 2019: Informations- und Dialogveranstaltung
24. Juli 2019: Stadtratsbeschluss zur Strukturuntersuchung der Siedlung Ludwigsfeld

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