Anpassung an den Klimawandel: Das EU-Förderprojekt "JUSTNature"
Gemeinsam mit Partnern aus neun Ländern entwickelt die Landeshauptstadt München naturbasierte Lösungen, um Städte besser an den Klimawandel anzupassen.
Vernissage Ideen für St.-Anna-Schule und -Straße
Die ersten Ergebnisse sind sichtbar!
München engagiert sich für mehr Klimagerechtigkeit in der Stadt. Im Juni 2021 startete das EU-Projekt „JUSTNature – Activation of nature-based solutions for a just low carbon transition“: 23 Projektpartner aus neun europäischen Ländern entwickeln dabei Lösungen für eine bessere Klimaanpassung in Städten. Im Mittelpunkt: mehr Grün im öffentlichen Raum. Seit Ende August 2024 sind die ersten sichtbaren Ergebnisse zu sehen: im Innenhof des Cafés Bellevue di Monaco im Glockenbachviertel und im Schulhof der St.-Anna-Schulen im Lehel:
Naturnahe Umgestaltung der St.-Anna-Schulen
Ein Klassenzimmer im Freien, begrünte Zäune, mobile Schatteninseln, Bäume, Sträucher und Hochbeete - so sieht der neue Pausenhof der St.-Anna-Schulen aus. Die temporäre Umgestaltung basiert auf den Ergebnissen mehrerer Workshops in der Schule. Und auch die Wünsche und Anregungen von Schüler*inneneltern, Lehrer*innen, Schulleitung und Technischer Hausverwaltung flossen in die temporäre Umgestaltung ein. Ende September 2024 wurde der neue Pausenhof schulintern eröffnet.
Die St.-Anna-Schulen sind zwei von mehreren Pilotschulen in München, die langfristig naturnah umgestaltet werden sollen. Die während des JUSTNature-Projekts gesammelten Erfahrungen darüber, wie eine temporäre Umgestaltung ankommt und genutzt wird, fließen in diese langfristige Neugestaltung ein.
Grüner Innenhof im Bellevue di Monaco
Ein Holzpodest mit einem Hochbeet und ein Weidentipi als Aufenthaltsort für Kinder sowie neu begrünte Beete sollen den Innenhof des Bellevue di Monaco naturnäher, kühler und attraktiver für möglichst viele Menschen machen. Das ist das Ergebnis eines Workshops mit Anwohner*innen, Kindern, Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen des Café Bellevue di Monaco.
Für das Jahr 2025 sind weitere Aktionen geplant, etwa eine Pflanzaktion und eine Wandgalerie. Sie zielen ebenfalls auf die Themen Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit ab.
Zwei Innenhöfe als Pilotprojekte
2023 wählte die Landeshauptstadt München zusammen mit der Technischen Universität München als lokale Forschungspartnerin und unterstützt von Green City e.V., Spiellandschaft Stadt sowie innerstädtischen Interessensvertretungen die beiden Innenhöfe als Pilotprojekte für eine temporäre Begrünung und Umgestaltung aus. Die Ideen dazu stammen aus vorgeschalteten Workshops mit Kindern und Jugendlichen.
Beide Umgestaltungen bleiben zunächst bis Herbst 2025 bestehen. Ein dritter Innenhof – der Hof des Referats für Stadtplanung und Bauordnung – soll 2025 ebenfalls temporär begrünt werden.
Haben Sie Ideen oder Anregungen zu den temporären Begrünungen? Dann schreiben Sie uns gerne an justnature@muenchen.de.
Grünflächen und Schatten für mehr Lebensqualität
Mit der zunächst temporären Umgestaltung möchte München ausgewählte Innenhöfe naturnäher gestalten und so der Hitzebelastung im Sommer entgegenwirken. Außerdem sollen begrünte Innenhöfe dabei helfen, Grünflächen und Lebensräume für Tiere und Pflanzen zu verbinden. Um den Menschen in der Innenstadt mehr schattige und kühle Orte anzubieten und so die Lebensqualität zu erhöhen, möchte die Landeshauptstadt die Höfe nach Möglichkeit mehr Menschen zugänglich machen. Dazu arbeitet die Stadt eng mit den jeweiligen Eigentümer*innen zusammen. Auf lange Sicht soll diese Begrünung dauerhaft etabliert werden und Vorbild für andere Innenhöfe sein.
Die an JUSTNature beteiligten Städte gehen unterschiedliche Wege bei der Umsetzung. Leuven und Gzira etwa wollen innerstädtische Straßen umgestalten und begrünen. Meran, Chania und Szombathely werten Parks auf oder bauen neue, sie legen Gärten an und pflanzen Obstbäume oder verbinden Grünanlagen mit nahegelegenen Flüssen und Bächen. Bozen, Chania und Gzira begrünen Dächer und Fassaden, um Temperaturen, Luft- und Lärmverschmutzung zu reduzieren und neue Flächen für Bürger*innen zu erschließen. Während alle Städte möglichst viele Menschen in den Prozess einbinden wollen, legen manche ein Augenmerk auf besonders betroffene oder oft ausgeschlossene Gruppen. Szombathely arbeitet vorrangig mit Kindern und Jugendlichen, während Leuven beispielsweise auch mit Insassen eines Gefängnisses arbeitet.
Über das Projekt
Die Europäische Kommission fördert das Projekt „JUSTNature – Activation of nature-based solutions for a just low carbon transition!" mit fast zehn Millionen Euro, die Landeshauptstadt München erhält davon 648.600 Euro. In der Münchner Innenstadt sollen bis Ende Februar 2026 gemeinsam mit den Münchner*innen verschiedene temporäre Aktionen im Freiraum getestet und untersucht werden.
Mit dabei sind neben München sechs weitere Städte: Leuven (Belgien), Bozen und Meran (Italien), Chania (Griechenland), Szombathely (Ungarn) und Gzira (Malta).
JUSTNature hat sich gegen 35 andere Projekte im Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizon 2020" durchgesetzt.
Das Projektkonsortium
Die Abteilung Grünplanung des Referats für Stadtplanung und Bauordnung entwickelt und untersucht im Rahmen von JUSTNature zusammen mit 22 anderen Projektpartnern aus acht europäischen Ländern naturbasierte Lösungen für eine bessere Anpassung der Städte an den Klimawandel. In München knüpft JUSTNature an das Freiraumquartierskonzept Innenstadt des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an. Das Konzept entwickelt Leitbilder, Potenziale sowie Visionen für die weitere Freiraumentwicklung der Innenstadt. Die Laufzeit des Projekts ist auf viereinhalb Jahre angelegt.
Freiraumquartierskonzept Innenstadt
In München knüpft JUSTNature an das Freiraumquartierskonzept Innenstadt des Referats für Stadtplanung und Bauordnung an. Das Konzept zeigt Leitbilder, Potenziale sowie Visionen für die weitere Freiraumentwicklung der Innenstadt auf. Basierend auf den Ergebnissen des Freiraumquartierskonzepts sind insbesondere Innenhöfe vom Hitzeinseleffekt betroffen. Gleichzeitig bieten sie als kleine „Oasen“ ein großes Potenzial für Begrünungen, um die Temperaturen in der Innenstadt wesentlich zu senken.
Weiterhin sind im Freiraumquartierskonzept u.a. temporäre Maßnahmen zur Stärkung der grünen Infrastruktur vorgesehen. Auch mit dem Gutachten für kühle Orte in der Altstadt gibt es thematische Überschneidungen, die Ideen für eine klimafitte Altstadt in sechs Fokusräumen darstellen.