Dieter-Hildebrandt-Preis
Der Preis zeichnet anspruchsvolles politisches Kabarett aus.
Über den Preis
Mit der Schaffung des Dieter-Hildebrandt-Preises ehrt die Stadt München seit dem Jahr 2016 den 2013 verstorbenen Kabarettisten Dieter Hildebrandt, der nicht nur das politische Kabarett, sondern die politische Kultur in Deutschland insgesamt entscheidend geprägt hat. Der Preis zeichnet anspruchsvolles politisches bzw. dezidiert gesellschaftskritisches Kabarett aus. Er wird jährlich vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert.
Der Dieter-Hildebrandt-Preis tritt an die Stelle des Kabarettpreises der Stadt München.
In die Auswahl kommen Künstlerinnen und Künstler aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Ausgezeichnet werden Einzel- und Ensembleleistung, reine Wortprogramme und Musikkabarett. Entscheidend für die Beurteilung sind das bisherige Schaffen und die aktuellen Leistungen der Kabarettistinnen und Kabarettisten. Der Preisträger/die Preisträgerin wird von einer vom Stadtrat berufenen Jury vorgeschlagen. Die Entscheidung liegt beim Stadtrat der Landeshauptstadt München. Eine Eigenbewerbung ist nicht möglich.
Den Dieter-Hildebrandt-Preis erhielten
Jurybegründung
Die hohe Kabarett- und Comedy-Kunst von Till Reiners macht den Kriterien des Dieter-Hildebrandt-Preises alle Ehre, ja feiert sie geradezu mit der ganzen verschmitzten Kraft eines erst 39 Jahre alten Shooting-Stars. Der gesellschaftskritische Impetus von Till Reiners‘ Programmen hebt sich von jenem genreüblichen vieler seiner Generationskolleg*innen durch eine dezidiertere politische Ausrichtung ab. Dafür braucht er keine große Lautstärke oder polemische Schärfe – er vertraut einfach seinem Scharfsinn. Und der Fähigkeit, die komödiantische politische Analyse noch komplexester Themen federleicht wirken zu lassen, ohne achtlos zu vereinfachen. So gewinnt die Satire eine spielerische Konstruktivität, die immer auch Lösungsansätze für das Kritisierte aufzeigt, anstatt es sich in der schnellen Pointe bequem zu machen.
Till Reiners‘ Repertoire ist dabei enorm facettenreich. Er legt nicht nur brillante Fernseh- und Bühnenauftritte hin, sondern schreibt auch noch Bücher über deutsche Überfremdungsängste oder gründet eine Partei, um jungen Menschen aufzuzeigen, wie man sich demokratisch engagieren kann. Den vielen kreativen Seiten gemein ist, dass Till Reiners bei allem Ernst seiner Anliegen auch einfach irrsinnig komisch ist. Sein flinker, junger Humor fühlt den Puls der Zeit und spielt zugleich virtuos mit klassischen Elementen und Vorbildern, bis hin zur geistreichen Rasanz der Screwball-Komödie. Vor allem in den Bühnenprogrammen erlebt man das besondere Tempo- und Rhythmusgefühl eines geborenen Geschichtenerzählers. Mühelos schlüpft er in andere Rollen, seine schnell wechselnde Mimik und winzigen Gesten genügen schon, um leibhaftige Figuren vor sich zu sehen. Aber Vorsicht, unter ihnen lauern doppelte, ja dreifache Böden! So gedankenschnell ist Till Reiners‘ Sprachwitz, so hinter- und abgründig sein scheinbar jungenhafter Charme, dass man nie zu sicher sein sollte, auf der richtigen oder gar moralisch anständigen Seite zu stehen. Sonst überführt das Lachen schon auch mal die eigenen falschen Erwartungen oder Klischeevorstellungen.
Für seine überragende Begabung und den schon so früh derart ausgeprägten eigenen Stil, der das Publikum konfrontiert, aufklärt und gleichzeitig durch ein hohes Maß an Selbstironie vor Zynismus schützt, erhält Till Reiners hochverdient den Dieter-Hildebrandt-Preis 2024.
Jurymitglieder
Der Jury gehörten unter dem Vorsitz des Kulturreferenten Anton Biebl an:
Angela Ascher (Kabarettistin, Schauspielerin), Josef Bachmaier (Fraunhofer), Wolfgang Ettlich (Kleinkunstförderer, Filmemacher), Renate Hildebrandt (Kabarettistin), Thomas Koppelt (Bayerischer Rundfunk), Sabine Rinberger (Valentin-Karlstadt-Musäum)
und aus dem Stadtrat: Marion Lüttig und Angelika Pilz-Strasser (Fraktion Die Grünen-Rosa Liste), Beatrix Burkhardt und Ulrike Grimm (Fraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) und Lars Mentrup (Fraktion der SPD/Volt).
- 2023: Maren Kroymann
- 2022: Severin Groebner
- 2021: Sarah Bosetti
- 2020: Frank-Markus Barwasser
- 2019: Christine Prayon
- 2018: Andreas Rebers
- 2017: Josef Hader
- 2016: Claus von Wagner