Theaterstipendien
Mit dem Stipendium soll die künstlerische Weiterbildung beziehungsweise die Erarbeitung eines neuen künstlerischen Konzepts gefördert werden.
Zur Weiterbildung
Die eingereichten Vorschläge werden durch die freie Theaterjury bewertet.
Künstler*innen sowie Gruppen, die auf der Basis nachgewiesener professioneller Arbeit erste künstlerische Erfolge erzielt haben, können sich um ein Stipendium bewerben. Die Stipendien sind vorhabensbezogene Arbeits- und Weiterbildungsstipendien, mit denen sowohl jüngere als auch etablierte Theaterschaffende gefördert werden sollen. Die Förderung beträgt maximal 8.000 Euro.
Es besteht keine Altersbegrenzung. Der Wohnsitz der Bewerberinnen und Bewerber muss im S-Bahn Bereich München sein.
Die Einreichung muss bis 1. Juni für das darauffolgende Kalenderjahr erfolgen.
Theaterstipendien haben erhalten
Heiduk, Michael: Heyoka. Schamanismus und Clownerie
Michael Heiduk hat sich in den letzten Jahren um die Weiterentwicklung innovativer Formen von Zirkus regional, national und international verdient gemacht. Seit 2014 kuratiert und leitet er die Arbeit von Pepe Arts, dem Münchner Künstlerkollektiv für zeitgenössischen Zirkus. Von München ausgehend engagiert er sich für einen zunehmenden Aufbau von Netzwerkstrukturen für den künstlerischen Bereich Zirkus und Clownerie. Im Rahmen des Arbeits- und Fortbildungsstipendiums möchte er die Beziehung zwischen Schamanismus und Clownerie erforschen und dabei die Querverbindungen und sozialen Funktionen dieser beiden spirituellen Traditionen zweier unterschiedlicher Kulturen mittels Recherchen, Interviews und künstlerischer Praxis verfolgen. Auf diese Weise möchte er das Spektrum seiner eigenen Arbeit erweitern und die Erfahrungen an die hiesige Szene weitergeben. Die Jury sieht in diesem Forschungsvorhaben ein Alleinstellungsmerkmal und empfiehlt, es mit einem Stipendium von 8.000 Euro zu fördern.
Keith King Mpunga: Queers in Exile
Keith King Mpunga thematisiert in Queers in Exile eine differenzierte Auseinandersetzung mit verschiedenen Arten von Diskriminierung wie antischwarzem Rassismus, antimuslimischem Rassismus und Antisemitismus. In ihrem Konzept untersucht sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Ausformungen und befragt sie nach ihren Auswirkungen auf LGBTQIA+ Gemeinschaften. Keith King Mpunga will erforschen, wie solidarische Praxis, interkulturelles Bewusstsein und Offenheit für Diversität als Gegengewichte zu diskriminierenden Tendenzen wirken können. Als „Queers in Exile“ werden dabei LGBTQIA+ Menschen verstanden, die sich in einem ständigen Zustand der Bewegung, des Experimentierens und Transformierens befinden, weil sie physisch, emotional und soziokulturell aus ihren heimischen Kontexten vertrieben wurden. Ziel ist es, mittels Interviews, Forschungsreisen und der Beschäftigung mit zeitgenössischen und historischen Texten ein Konzept für eine Theaterproduktion zu entwickeln. Für dieses gesellschaftlich relevante Vorhaben empfiehlt die Jury ein Arbeits- und Fortbildungsstipendium in Höhe von 8.000 Euro.
Julia Prechsl: FUCKABILITY
Die Regisseurin Julia Prechsl möchte mit dem Arbeitsstipendium unter dem Titel FUCKABILITY ein Rechercheprojekt durchführen, während dessen sie theoretisch und performativ untersucht, wie Diskriminierungserfahrungen von mehrgewichtigen FLINTA*-Personen im Kontext des deutschen Theaterbetriebs wie auch als gesamtgesellschaftliches Phänomen aussehen und sich auswirken (können). Innerhalb dieses Recherchevorgangs, dessen klarer Bezugspunkt auch die eigene Person sein soll, wird der zentrale Gegenstand die „Fuckability“ weiblich gelesener Körper sein, also die Beurteilung durch fremde, zumeist männliche* Blicke. Die Jury bewertet dieses Konzept als inhaltlich überzeugend und gesellschaftlich relevant vor dem Hintergrund immer noch massiver gesellschaftlicher Diskriminierung aufgrund von Körperbildern. Auch die davon nicht freie Theaterpraxis zu befragen und Stereotypen der Repräsentation aufzubrechen erachtet die Jury als wichtig und befürwortet entsprechend die Förderung eines Arbeits- und Fortbildungsstipendiums in Höhe von 8.000 Euro.
Olivia Rosendorfer: Nana
Olivia Rosendorfer begibt sich zu Fuß über die Alpen nach Bozen, um dem 1939 durchgeführten Umsiedlungsprojekt „Die Option“ nachzuspüren, das zahlreiche Südtiroler*innen zwang, ihre Heimat zu verlassen. Zwischen dem persönlichen Bezug und dem geopolitischen Thema der Zwangsumsiedlung verspricht der Antrag eine eingehende theoretische und archivalische Auseinandersetzung in Kooperation mit interdisziplinären Wissenschaftler*innen und unter Einbezug persönlicher Dokumente aus Rosendorfers Familiengeschichte. Im Kern der Recherche steht jedoch die körperliche Erfahrung, das ,Rückwärts-Spurenlesen‘, beim Fußmarsch über die Alpen sowie deren textliche Dokumentation als Grundlage für eine musiktheatrale Bearbeitung. Rosendorfer stellt Fragen nach der Bedeutung von Nationalitäten und Grenzen: Was bedeuten sie für die Identität? Wem bieten sie Schutz, für wen stellen sie eine Bedrohung dar? Die Jury empfiehlt, das Recherchevorhaben „Nana“ mit einem Arbeits- und Fortbildungsstipendium in Höhe von 8.000 Euro zu unterstützen.
Anastasiya Shtemenko: Lidiia | Лідія
Anastasiya Shtemenko schlägt entlang ihrer eigenen deutsch-ukrainischen Familiengeschichte einen Bogen von 100 Jahren Zeitgeschichte. Von der Flucht ihrer Großmutter 2022 vor dem heutigen Krieg in der Ukraine ausgehend, schaut sie zurück in die Zeit des 2. Weltkriegs, während dessen ihre 1924 geborene Urgroßmutter von Kiew nach Neu-Ulm deportiert wurde, wo sie der Zwangsarbeit unterworfen war. Shtemenko, die selbst um die Jahrtausendwende im Alter von vier Jahren mit ihren Eltern aus der Ukraine nach Deutschland kam, will auf den Spuren ihrer Urgroßmutter eine gegenwärtige Reise in die Vergangenheit antreten. Anhand des Einzelschicksals ihrer Vorfahrin will sie Wege erforschen, wie mit theatralen Mitteln eine universelle Geschichte über das System von Deportation und Zwangsarbeit in der damaligen Zeit erzählt und die jahrzehntelange Verbindung von Deutschland und der Ukraine greifbar gemacht werden kann. Die Jury empfiehlt dieses Vorhaben für ein Arbeits- und Fortbildungstipendium in Höhe von 8.000 Euro.
Jan Struckmeier: connecting in progress…(AT) – eine mobile Bühne
Jan Struckmeier ist auf der Suche nach dem „Dazwischen“ auf dem Kreativquartier am Münchner Leonrodplatz: Zwischen zahlreichen künstlerischen und kreativwirtschaftlichen Initiativen fragt Struckmeier danach, wie ein „new ritual space“ (Dorothea von Hantelmann) an diesem Ort aussehen könnte. Angetrieben von der Idee, Synergien zwischen einzelnen Initiativen zu schaffen und Zwischenräume zu erschließen, entwickelt Struckmeier unter dem Arbeitstitel „connecting in progress…“ und in Zusammenarbeit mit interdisziplinären Expert*innen ein Konzept für eine mobile Bühne. Am Ende der Recherchearbeit soll ein zukunftsfähiger Finanzierungs- und Umsetzungsplan stehen, was für die Freie Szene ebenso wie für die diversen Initiativen im Kreativquartier einen Mehrwert darstellen würde. Die Jury empfiehlt, die Recherchen zu einer mobilen Bühne im Kreativquartier mit einem Arbeits- und Fortbildungsstipendium in Höhe von 8.000 Euro zu unterstützen.
Oliver Zahn: Katastrophe/Übung
Oliver Zahn hat bereits mit früheren Arbeiten den Themenkomplex Gesellschaften und Katastrophen bearbeitet. Er möchte seine Forschung intensivieren, indem er sich vor allem auf präventive Maßnahmen und Reaktionen von Gesellschaften auf Naturkatastrophen fokussiert und diese als performative Akte betrachtet. Dabei will er die zentraleuropäische Perspektive, von der aus vor allem eine Auseinandersetzung mit extremen Naturereignissen vor dem Hintergrund des Klimawandels und damit verbundener Prognosen stattfindet, um eine globale Sichtweise erweitern. Zahn befragt Gesellschaften, die aufgrund ihrer geografischen Lage bereits regelmäßig von Katastrophen betroffen sind und entsprechend kollektive Praktiken der Vorsorge und des Ausführens von Notfallplänen entwickelt haben. Durch nationale und internationale Recherchen soll szenisches Material gesammelt und dramaturgische Logiken von Katastrophenübungen nachvollzogen werden. Die Jury empfiehlt für dieses Vorhaben ein Arbeits- und Fortbildungsstipendium in Höhe von 8.000 Euro.
- 2024
Marie-Sophie Ernst; Daniela Gancheva; Ruth Geiersverger; Christiane Huber; Caroline Ann Kapp; Keith King Mpunga; Gladys Mwachiti; Sahar Rahimi; Christina Ruf; Edith Saldanha; Otone Sato; Oliver Zahn; - 2023
Demjan Duran; Camille Hafner; Evelyn Hriberšek; Christiane Huber; Felix Kruis; Christina M. Lagao; Alexandra Martini; Verena Regensburger; Anna Winde-Hertling - 2022
Franziska Angerer, Oliver Exner, Anna Gschnitzer, Evelyn Hriberšek, Sebastian Hirn, Anne Sophie Kapsner, Charlotte Mednansky, Bülent Kullukcu, Kim Mira Meyer, Keilit King Mpunga, Lulu Obermayer, Thalia Schoeller, Caitlin van der Maas, Oliver Zahn - 2021
avec, Dziomber & Sühnel, Silvia Bauer, Helena Eckert, BUERO GRANDEZZA E.V., Benno Heisel, Caroline Kapp, Manon Haase, Cornelia Mélian, Lulu Obermayer, Gesche Piening, Gineke Pranger, Jan Struckmeier,
Frauke Zabel - 2020
Jonny Bongers, Dominik Burki, Burchard Dabinnus, Tomma Galonska, Jan Geiger, Barbara Balsei / Astrid Behrens, Matthias Leitner, Gina Penzkofer und Demjan Duran, Oliver Zimmer - 2019
Tuncay Acar und Peter Arun Pfaff, Antonia Beermann, Klemens Hegen, Niels Klaunick, Anna McCarthy, Cornelia Melian, Christiane Mudra, Pia Richter, Otone Sato, Jan Struckmeier, Julian Warner - 2018
Sandra Chatterjee, Léonard Engel, Stephanie Felber, Ceren Oran - 2017
Emre Akal, ausbau.sechs, Raphaela, Seraphin, Theresa Bardutzky, La Shut, Katrin Petroschkat, Anta Helena Recke - 2016
Ziad Adwan, CADAM, GIESCHEand GbR, Caitlin van der Maas, Raphael Samay / Patrik Thomas - 2015
Tomma Galonska, Inga Helfrich - 2014
Emre Akal, Ana Zirner: Erarbeitung, Ines Honsel, Isabel Kott, Christiane Mudra - 2013
Emre Akal und Tunay Önder, Institut für Glücksfindung/Stefanie Fleckenstein, Christina Ruf - 2012
Judith Huber, Lorenz Seib, Leila Semaan - 2011
Dirk Engler, Ruth Geiersberger, Sebastian Linz/ausbau.sechs - 2010
Cornelie Müller, Katrin Dollinger und Kai Schmidt, Ruth Geiersberger, Gisela Müller und Walter Siegfried