Quartier an der Hochmuttinger Straße
In Feldmoching sollen auf einem 8,4 Hektar großen Areal 610 neue Wohnungen für etwa 1.440 Menschen, zwei Kindertageseinrichtungen und Grünflächen entstehen.
Das Projekt
Das Planungsgebiet liegt im 24. Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl am nördlichen Stadtrand von München. Es ist weitgehend unversiegelt und wird momentan noch landwirtschaftlich genutzt. Im direkten Umfeld stehen Ein-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser mit großzügigen Gärten, im Norden befinden sich große landwirtschaftliche Flächen. Das Gelände gehört zu einem Drittel der Stadt, zwei Drittel sind in Privateigentum.
Nördlich des Geländes liegen die Autobahnen A92 und A99 und im Osten die Bahnlinie München-Regensburg, so dass das Gebiet Lärmbelastungen ausgesetzt ist, für die Lösungen gefunden werden müssen. Die S- und U-Bahn-Haltestelle Feldmoching ist zirka 600 Meter entfernt.
Geplante Nutzungen
Auf dem Gelände sind Geschosswohnungen in dichter, kompakter Bauweise für unterschiedliche Einkommensgruppen geplant. 30 Prozent sollen im geförderten Wohnungsbau entstehen. Am westlichen Quartierseingang an der Hochmuttinger Straße sind eine Nahversorgungs- und eine Kindertageseinrichtung geplant. Durch diese Lage wird das Gelände gut an die Nachbarschaft und den Ortskern von Feldmoching angebunden. Durch eine neue ringförmige Erschließungsstraße sind alle Baufelder mit dem übergeordneten Verkehrsnetz verknüpft.
Außerdem soll das Planungsgebiet einen Grünzug im Norden und eine „Dorfwiese“ im Süden erhalten. Die „Dorfwiese“ wertet die bestehende Grünfläche entlang der Herbergstraße auf und ergänzt sie sinnvoll. Die Grünfläche verbindet die Neu- und die Bestandsbebauung. Der Grünzug am nördlichen Stadtrand schafft einen Übergang vom Quartier in die offene Landschaft. Künftig wird dort ein zusätzlicher Bolzplatz entstehen.
Die Höhenentwicklung des neuen Quartiers soll einen verträglichen Übergang zum Bestand schaffen. Die Bebauung ist dabei in zwei Bereiche – Randbebauung und Bebauung im Mittelfeld – untergliedert. Durch unterschiedliche Bautypologien, wie Zeilen- oder Punktbauten soll an die kleinteilige Bebauungsstruktur der Umgebung angeknüpft werden.
Beteiligung der Öffentlichkeit und Wettbewerb
Um die Nachbarschaft frühzeitig in den Planungsprozess einzubinden, fand am 3. März 2016 ein Workshop statt. Die Ergebnisse flossen in den Eckdatenbeschluss für den städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb ein, den die Demos Wohnbau GmbH, die HI Wohnbau GmbH und die Wowobau Wohnungsbaugesellschaft GmbH in der zweiten Jahreshälfte 2016 in Kooperation mit der Landeshauptstadt München auslobten. Mit dem ersten Preis wurde der Beitrag der Büros Ammann Albers StadtWerke, Zürich, mit Burkhardt + Engelmayer Landschaftsarchitekten, München, prämiert. Auf der Grundlage dieses Konzeptes wurde der Bebauungsplan erarbeitet.
Details zum Wettbewerb
Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb
1. Preis
Ammann Albers StadtWerke, Zürich, mit Burkhardt + Engelmayer Landschaftsarchitekten, München
Weitere Preise
2. Preis: su und z Architekten, München, mit studio B Landschaftsarchitektur, München
3. Preis: MORPHO-LOGIC Architekten und Stadtplaner, München, mit michellerundschalk, landschaftsarchitektur und urbanismus, München
Ausloberin
DEMOS Wohnbau GmbH, WOWOBAU Wohnungsbaugesellschaft mbH und HI Wohnbau GmbH
Lage
Das etwa 8,15 Hektar große Wettbewerbsgebiet befindet sich am nördlichen Stadtrand Münchens im 24. Stadtbezirk Feldmoching – Hasenbergl. Es liegt nördlich der Herbergstraße, östlich der Hochmuttinger Straße und westlich der Bebauung an der Paul-Preuß-Straße.
Anlass und Ziel des Wettbewerbs
Das Planungsgebiet stellt im städtebaulichen Zusammenhang eine Lücke am nördlichen Stadtrand Münchens im Bereich Feldmoching dar. Durch deren Schließung können die bestehende Bebauung an der Paul-Preuß-Straße und die Bebauung westlich der Hochmuttinger Straße arrondiert sowie der Übergang zur offenen Flur im Norden durch eine Ortsrandeingrünung verträglich gestaltet werden. Die Demos Wohnbau GmbH, die HI Wohnbau GmbH und die Wowobau Wohnungsbaugesellschaft mbH beabsichtigen, in Kooperation mit dem Kommunalreferat der Landeshauptstadt München an dieser Stelle ein neues Wohnquartier mit den zugehörigen Freiraumnutzungen sowie den sozialen Infrastruktureinrichtungen zu entwickeln.
Am 29. Juni 2016 hat der Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung die Ziele und Eckdaten für die Durchführung eines städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbes beschlossen. Wettbewerbsziel war es, ein Wohnquartier für zirka 600 Wohnungen mit hoher städtebaulicher und landschaftsplanerischer Qualität und eigener Identität in kompakter, flächenschonender Bauweise im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu schaffen.
Der dörfliche Charakter beziehungsweise die dörflichen Strukturen des bestehenden Siedlungsgebiets sollten dabei in die Planungsüberlegungen mit einbezogen werden. Auch die Versorgung des Gebiets mit der erforderlichen sozialen Infrastruktur in Form von zwei integrierten Kindertageseinrichtungen mit ihren notwendigen Außenspielflächen sollten in immissionsgeschützter und gut erreichbarer Lage eingeplant werden. Daneben sollte auch die Integration von Ladenflächen von maximal 800 Quadratmetern im Westen des Planungsgebiets ermöglicht werden, um die Versorgung der künftigen Wohnbebauung mit Gütern des täglichen Bedarfs zu gewährleisten.
Für die Versorgung mit Erholungsflächen war ein Freiraumkonzept zu erarbeiten, welches für die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner ein attraktives und barrierefreies Wohnumfeld mit einem differenzierten Angebot an Erholungsmöglichkeiten mit hohen landschaftsplanerischen Qualitäten aufweist. Es sollten private Frei- und öffentliche Grünflächen in ausreichender Größe entwickelt werden. Großer Wert wurde dabei auf die öffentlichen Bereiche gelegt, die durch ihre Aufenthaltsqualität als soziale Treffpunkte des unmittelbaren Umfeldes dienen, zur Identifikation mit dem Quartier beitragen und gleichzeitig die Bildung von Nachbarschaften fördern.
Im Norden sollte die Ausformulierung der überörtlichen Grünverbindung in Form einer öffentlichen Grünfläche als Übergangszone zwischen neuem Stadtrand und freier Landschaft eine wichtige Rolle einnehmen.
Eine besondere Herausforderung stellten die Belastungen aus verschiedenen Lärmquellen dar. Das Planungsgebiet ist den Lärmbelastungen der umgebenden Straßen, insbesondere der nördlich gelegenen Autobahnen A 92 und A 99, ausgesetzt. Der bestehende Bolzplatz an der Herbergstraße sowie eine westlich der Frankaustraße bestehende Sportanlage wirken als Sportlärm auf das Planungsgebiet ein. Im Norden des Wettbewerbsgebiets war zusätzlich ein neuer Bolzplatz vorzusehen.
Würdigung des Preisgerichts
"Der Beitrag entwickelt die städtebauliche Struktur aus der Beziehung zum bestehenden Dorfkern von Feldmoching. Die fächerförmige Anordnung der Baufelder wächst in fast natürlicher Art und Weise aus den vorhandenen Geometrien der Umgebung heraus und wirkt sehr selbstverständlich.
Innerhalb dieser Wegeführung teilt sich das neue Quartier in drei Zonen, die jedoch immer das Ganze erkennen lassen. An die bestehende Bebauung im Süden an der Herbergstraße schließt eine durchlässige, in Nordsüd-Richtung orientierte Baufeldschiene an. Hier wird an der Kreuzung zur Hochmuttinger Straße in einem recht massiven und langgezogenen Baukörper Gewerbe, Wohnen und eine Kita untergebracht. Ob diese Dimension dem Ort gerecht wird, wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Ob die fünfgeschossige Bebauung eine nachteilige Auswirkung auf die Belichtung der Nachbargebäude hat, wäre in einer vertiefenden Ausarbeitung zu untersuchen.
Im weiteren Verlauf dieser Bebauung verbindet sich eine Reihe von typologisch unterschiedlichen Punkt- und Zeilengebäuden zu einem klaren und harmonischen Gesamtbild, dessen moderate Höhenentwicklung zwischen zwei und fünf Geschossen pendelt.
Der nördlich angrenzende Straßenraum wird hierdurch gut ausgebildet. Dieser umschließt mehrere Baufelder im mittleren Quartiersbereich, die in West- Ost-Richtung orientiert sind und durch gemeinsame, dorfartig aufgeweitete Gassen und grüne Höfe miteinander verbunden sind. Die Adressbildung erfolgt jeweils zu den Gassen hin, die Wohnungen orientieren sich zu den grünen Höfen. Die privatgemeinschaftliche Nutzung der Höfe wird durch die Höhenlage unterstützt, jedoch stellt sich die Frage, ob die Abgrenzung zum öffentlichen Raum ausreichend ist.
Die Baufelder setzen sich im Wesentlichen aus zwei Grundtypologien zusammen: einem viergeschossigen Punkthaus und einer dreigeschossigen, eher horizontal orientierten Zeile. Mit diesen Typologien kann eine differenzierte Nachfrage von Wohnmodellen und Lebensformen abgedeckt werden. Hierbei werden auch erdgeschossig zum Gassenraum hin kleinere Wohnungen angeboten. Ob diese durch ein Hochparterre zum öffentlichen Raum hin abgeschirmt werden, lässt sich aus den Zeichnungen nicht abschließend herauslesen.
Am westlichen Rand dieser mittleren Bauschiene wird zur Hochmuttinger Straße ein weiterer Sonderbaukörper ausgebildet. Hier soll im Erdgeschoss ebenfalls eine gewerbliche Nutzung stattfinden, in den oberen Geschossen sind Wohnungen vorgesehen.
Der nördliche Abschluss wird durch vier Zeilen zum Landschaftsraum hin begrenzt. Hierdurch entsteht ein sehr klarer und gegliederter Ortsrand. Die Körnung nimmt die bestehenden Ränder auf und fügt die unterschiedlichen Siedlungsteile zu einem Ganzen zusammen.
Drei öffentliche Freiräume beziehungsweise Grünflächen bestimmen den Entwurf qualitätsvoll und richtig dimensioniert: von der großen Wiese im Süden im Anschluss an den bestehenden Bolzplatz verbindet sich der Anger in Fortsetzung der Schaarschmidtstraße mit dem offenen Landschaftsraum im Norden des Areals.
Die große Wiese in Verbindung mit der bestehenden Grünanlage samt Bolzplatz wird als große Qualität gesehen, insbesondere als Verbindungsglied zur bestehenden Bebauung und Nutzung.
Die etwas unglückliche Platzierung der Kindertagesstätte schwächt die räumliche Verbindung der großen Wiese zum Anger.
Diese Schnittstelle zum Inneren des Quartiers sollte offener und einladender gestaltet sein. Die Positionierung des Bolzplatzes im Norden scheint unter lärmtechnischen Gesichtspunkten nicht optimal.
Insgesamt führt die konsequente Ableitung des neuen Quartiers aus der Siedlungsmorphologie zu einer eigenständigen städtebaulichen Weiter-entwicklung des nördlichen Ortsrandes von Feldmoching. Mit einer inspirierenden Raumfolge trifft das Konzept die Stimmung des Ortes und verspricht den zukünftigen Bewohnern ein Leben in Vielfalt und Atmosphäre.
Empfehlung des Preisgerichts
„Das Preisgericht empfiehlt einstimmig, die Verfasser mit dem ersten Preis mit den ausgelobten Planungsleistungen zu beauftragen. Dabei sollen die im Beurteilungstext enthaltenen Hinweise beachtet werden“.
Preisgerichtssitzung
8. November 2016
Koordination
bgsm Architekten Stadtplaner, München
Verfahrensstand
Der Bebauungsplan mit Grünordnung Nr. 2106 wurde im Dezember 2019 vom Stadtrat als Satzung beschlossen. Seit 30. März 2020 ist der Bebauungsplan rechtskräftig. Die ersten Wohnungen sollen 2022/23 fertiggestellt werden. Auf städtischem Grund werden 200 Wohnungen errichtet. Weitere Wohnungen werden durch private Wohnungsbauunternehmen realisiert.
Chronologie
03/2020: Inkrafttreten des Bebauungsplans
12/2019: Satzungsbeschluss des Stadtrats
03/2019 - 04/2019: Öffentliche Auslegung nach § 3 Absatz 2 Baugesetzbuch
06/2018: Billigungs- und vorbehaltlicher Satzungsbeschluss
01/2018 – 02/2018: Behördenbeteiligung
01/2018: Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses im Stadtrat
01/2017 - 02/2017: Frühzeitige Unterrichtung der Öffentlichkeit / frühzeitige Beteiligung der Behörden
11/2016: Preisgerichtssitzung im städtebaulichen und landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb
06/2016: Eckdatenbeschluss zur Durchführung eines Ideenwettbewerbs
03/2016: Workshop mit der Öffentlichkeit
02/2016: Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 2106