Münchner Gebiete mit Gartenstadtcharakter

Die Landeshauptstadt München möchte die Gartenstädte in ihrem städtebaulichen Charakter schützen, muss dort aber auch angemessene Entwicklungen ermöglichen.

Was macht die Gartenstadt-Gebiete so besonders?

ein Eindruck aus einem Gebiet mit Gartenstadtcharakter in München
Landeshauptstadt München
Beispielhafte Bebauung

Rund 20 Prozent des Münchner Stadtgebiets entfallen auf Gebiete mit Gartenstadtcharakter. Diese kleinteilige, locker bebaute und sehr grüne Siedlungstypologie zeichnet sich durch einen wertvollen Baumbestand, zusammenhängende private Freiflächen und begrünte Vorgärten aus. Die Münchner Gartenstädte sind über Jahrzehnte gewachsen und prägen das Stadtbild maßgeblich.

Wieso verändern sich die Gartenstädte?

Das Siedlungsbild verändert sich, da viele Erben in zweiter oder dritter Generation ihre Grundstücke veräußern oder selbst ihr Baurecht ausschöpfen möchten. So entsteht auf den für heutige Verhältnisse großen Grundstücken anstelle des früher typischen Einfamilienhauses ein Mehrfamilienhaus oder ein weiteres Haus im rückwärtigen Garten. In der Folge werden auch aufgrund des höheren Stellplatzbedarfes Vorgärten versiegelt. Knapper Wohnraum und die zu erzielenden hohen Preise für Baugrund regen die Bau- und Nachverdichtungstätigkeit an. Diskussionen über die Identität und Lebensqualität in diesen Gebieten sind die Folge.

Wie geht die Stadt mit diesen Gebieten um?

Die Landeshauptstadt München möchte die Gartenstädte in ihrem städtebaulichen Charakter schützen, muss dort aber auch angemessene, qualitätsvolle Entwicklungen ermöglichen. 2015 hat der Stadtrat einen umfassenden Maßnahmenkatalog auf den Weg gebracht, um die bauliche Entwicklung dort zu steuern. Um künftige Bauvorhaben einheitlich prüfen und beurteilen zu können, kommen unterschiedliche Instrumente zum Einsatz:

  • a) Rahmenplanungen
    Die Stadt hat in enger Zusammenarbeit mit örtlichen Bürgerinitiativen und den Bezirksausschüssen Rahmenplanungen erstellt. Sie enthalten städtebauliche und freiraumplanerische Ziele und beziehen auch historische Aspekte ein. Die Ergebnisse sind vielfältig und variieren von Gebiet zu Gebiet stark. Weitere Rahmenplanungen sollen folgen. Das Instrument wird bei Baugenehmigungsverfahren herangezogen und dient auch zur Kommunikation der Qualitäten der jeweiligen Gartenstadt.
  • b) Blockweise Betrachtung
    Die blockweise Betrachtung ist ein Konzept zur einheitlichen Prüfung und Dokumentation im Baugenehmigungsverfahren. Sie wird in der Lokalbaukommission seit Ende 2017 für ausgewählte Gartenstadtbereiche angewendet: Zum einen werden bestehende Baurechtspotentiale klar benannt und verdeutlicht; zum anderen wird die bauliche Entwicklung sensibel gesteuert, die Grenzen einer möglichen Nachverdichtung werden nachvollziehbar aufgezeigt. Ziel ist es, rückwärtige Grün- und Freiflächen möglichst frei zu halten und eine hochwertige Durchgrünung des Baublocks zu garantieren. Um Eigentümer*innen, Planer*innen und Investor*innen eine Hilfestellung zu geben, wurden Leitlinien entwickelt.
  • c) Gestalterhaltungssatzungen
    Für den Schutz von prägenden und herausgehobenen Stadtquartieren wird im Einzelfall der Erlass von Gestalterhaltungssatzungen nach Baugesetzbuch geprüft. Diese machen aber nur bei sehr einheitlich gestalteten Siedlungsbereichen Sinn und können bestehendes Baurecht nicht einschränken.
    Für die Gebiete der Gartenstadt 2.0 ist dieses Instrument nach ausführlicher Prüfung nicht anwendbar.
  • d) Bebauungspläne
    In einzelnen, besonders schützenswerten Gartenstadt-Bereichen können zur Steuerung der baulichen Entwicklung Bebauungspläne aufgestellt werden. Beispiele hierfür sind der Bebauungsplan Nr. 1857 Hartmannshof oder Nr. 2141 Zuccalistraße.

Rahmenplanung: Gartenstadt 1.0

In einer ersten Untersuchung wurden 2018 mit Hilfe von Rahmenplanungen für drei Testgebiete in Laim, Harlaching und Trudering gebietsspezifische, methodisch nachvollziehbare und vergleichbare Steuerungsinstrumente entwickelt. Anschließend untersuchte die Stadt anhand von drei weiteren Gebieten in Großhadern, Ramersdorf und Pasing, inwieweit sich die Steuerungsinstrumente auf größere Umgriffe beziehungsweise andere Gartenstadtgebiete übertragen lassen. Die Ergebnisse wurden im Mai 2019 vom Stadtrat beschlossen.

Die Gartenstadt Geiselgasteig ist eine der ersten Villenkolonien außerhalb der damaligen Münchner Stadtgrenzen, die ab 1910 auf dem Gebiet des königlichen Grünwalder Forstes um den Gutshof Menterschwaige erbaut wurde. Heute wird sie maßgeblich durch alten Baumbestand sowie parkartige Freiflächen geprägt. Die weitere städtebauliche Entwicklung des Gebiets soll – von der vorhandenen städtebaulichen und freiräumlichen Struktur ausgehend – unter dem Leitmotiv „Parkstadt“ stehen.

Die Gartenstadt Östliche Exter-Kolonie I ist Teil der 1894 von dem Architekten August Exter gegründeten Villenkolonie Pasing. Hier finden sich, je nach Ansprüchen der damaligen Käuferschaft, große Villen bis hin zu schmalen Reihenhäusern. Allen Parzellen gemeinsam sind die relativ großzügigen Gärten. Heute prägen große, alte Bäume das Ortsbild. Das Gartenstadtgebiet soll unter dem Leitmotiv der „Pasinger Gärten“ weiterentwickelt werden. Ziel ist es, den Charakter der individuellen Garten- und Gebäudeensembles sowie den alten Baumbestand zu erhalten.

Die Gartenstadt Waldtrudering wurde in einem ehemaligen Forstgebiet angelegt. Das Straßenraster und die Parzellenteilung gehen auf die historischen Forstwe­ge zurück. Noch heute prägt der charakteristi­sche Nadelholzbestand des ehemaligen Forstes das Gartenstadtgebiet. Anknüpfend an die Entstehung im Truderinger Forst lautet das Leitmotiv für die weitere städtebauliche Entwicklung „Waldstadt“. Unter anderem soll der Waldcharakter im Straßenraum erhalten und gestärkt werden.

Die Gartenstadt Holzapfelkreuth befindet sich auf dem Gelände des ehemals im Wald erbauten Guts Kreuth und wurde ab den 1920er Jahren errichtet. Heute weist das Gartenstadtgebiet eine relativ vielfältige Bebauungs- und Freiraumstruktur auf. Zusammenhängende Freiräume in den Blockinnenbereichen und ein alter Baumbestand prägen das Erscheinungsbild. Das Leitmotiv für die weitere städtebauliche Entwicklung lautet „Harte Schale, grüner Kern“. Ziel ist eine dichte, lärmschützende Bebauung entlang der Hauptstraßen und der Erhalt der grünen Freiräume im Blockinneren.

Die Gartenstadt Senftenauerstraße ist von 1935 bis 1937 nach dem Konzept einer Familienhauskolonie mit relativ kleinen Häusern und Gärten zur Selbstversorgung entstanden. Eine einheitliche, kleinteilige Parzellen- und Gebäudestruktur prägt das heutige Erscheinungsbild des Quartiers. Markenzeichen der Häuser der Gartenstadt Senftenauerstraße sind detailreich gestaltete Giebel mit einheitlichen Proportionen. Leitmotiv und Ziel für die weitere städtebauliche Entwicklung des Gartenstadtgebiets ist die Stärkung der Qualitäten als „Familienstadt“.

Die Gartenstadt Heimstättensiedlung wurde ab den 1920er Jahren errichtet, ursprünglich als Siedlung für Rückkehrer*innen aus dem Ersten Weltkrieg. Auch heute noch weist sie ein weitgehend einheitliches Erscheinungsbild mit drei prägenden Gebäudetypen sowie eine homogene städtebauliche Struktur auf. Unter dem Leitmotiv „Garten in der Stadt“ soll die Bewahrung und Stärkung der bestehenden städtebaulichen, freiräumlichen und architektonischen Struktur bei der weiteren städtebaulichen Entwicklung des Gebiets im Mittelpunkt stehen.

Rahmenplanung: Gartenstadt 2.0

Im Mai 2019 beauftragte der Stadtrat die Aufstellung von drei weiteren Rahmenplanungen, die im September 2024 als „Rahmenplanung Gartenstadt 2.0“ vorgelegt wurden. Bei der Erstellung der Rahmenpläne für die neuen Gebiete wurde die 2018 entwickelte Methodik eingesetzt. Zielvorgabe war die Entwicklung einer Richtschnur für die Sicherung und Stärkung der Qualitäten in den Gebieten sowie für den Umgang mit neuen Bauvorhaben. Die Aussagen und Empfehlungen der Steckbriefe aus den Rahmenplanungen sollen als Grundlage für die Beratung von Bauherr*innen sowie als Entscheidungshilfe bei Baugenehmigungsverfahren dienen.

Das Gartenstadtgebiet Obermenzing, östlich Bahn grenzt an den Nymphenburger Schlosspark an. Es war bis Anfang des 20. Jahrhunderts kaum bebaut und wurde erst in den 1950er Jahren dichter besiedelt. Aufgrund der Heterogenität des 88 Hektar großen Gebiets wurde in drei Teilbereiche unterschieden, für die folgende städtebauliche Zielaussagen formuliert wurden: „Grüncharakter stärken" im nördlichen Teilbereich, „Grünes Herz bewahren" im Mittelbereich und „Übergang zum Schlosspark gestalten" in dem an den Schlosspark angrenzenden Südteil des Untersuchungsgebiets.

Die Bebauung des Gartenstadtgebiets Pasinger Villenkolonie III zwischen Pasinger Stadtpark und Bodenseestraße begann mit der Eröffnung der königlich bayerischen Lehrerbildungsanstalt am Avenariusplatz im Jahr 1910, die heute den Campus Pasing der Hochschule für angewandte Wissenschaften München beherbergt. Die Villenkolonie II erstreckt sich über 75 Hektar und wurde aufgrund ihrer Größe und Heterogenität im Rahmen der Untersuchung in fünf Teilbereiche untergliedert, für die folgende städtebauliche Zielaussagen formuliert wurden: „Auftakt ins Quartier gestalten" an der Kreuzung Maria-Eich-Straße und Bodenseestraße, „Grüncharakter ausbilden" beziehungsweise „Grüncharakter stärken" für den Teilbereich zwischen Bodenseestraße und Maria-Eich-Straße, „Gartenstadt erhalten" in der Maria-Eich-Straße und „Freiräume qualifizieren" am Übergang zum Pasinger Stadtpark.

Die Gartenstadt Solln ist Teil der historischen Münchner Villenkolonien und umfasst zudem das ehemalige Dorf Solln, das bis 1938 eine eigenständige Gemeinde war. Ihr Gebiet erstreckt sich über circa 65 Hektar. Aufgrund der Größe und Heterogenität wurden im Rahmen der Untersuchung mehrere Teilbereiche definiert, für die folgende städtebauliche Zielaussagen formuliert wurden: „Grüncharakter ausbilden" und „Grüncharakter stärken" im westlichen Bereich, „Nahtstelle gestalten" für den Bereich in der Verlängerung der Plattlinger Straße, „Anbinden an Ortskern und Landschaft" für den Bereich südlich und nördlich des Ortskerns und „Ortskern ausgestalten" für den Bereich des Sollner Ortskerns.

Wichtige Stadtratsbeschlüsse

10/2024 Stadtratsbeschluss Rahmenplanungen Gartenstadt 2.0 – Endbericht und Evaluation der Steuerungsinstrumente 
06/2019 Stadtratsbeschluss zum weiteren Vorgehen bei der Entwicklung der Gartenstädte
04/2015 Stadtratsbeschluss Erhalt des Charakters und bauliche Entwicklung der Gartenstädte

  • Referat für Stadtplanung und Bauordnung

    Team 13 Servicezentrum

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