Alte Akademie
Die Alte Akademie in der Neuhauser Straße soll umgebaut werden. Das Bebauungsplanverfahren ist abgeschlossen. Derzeit ruht die Baustelle.
Das Projekt
Die Alte Akademie in der Neuhauser Straße ist historisch und baukulturell eines der bedeutsamsten Gebäude in der Innenstadt. Pläne von 2016 sahen vor, das ehemalige Jesuitenkolleg behutsam zu einem Gebäudekomplex mit einer Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen umzubauen. Das Grundstück selbst gehört dem Freistaat Bayern. Es wurde bis 2079 in Erbpacht an den ursprünglichen Investor vergeben. Auf Grundlage des Bebauungsplans Nr. 1975a hat die Landeshauptstadt München zum Jahresbeginn 2022 einen Bauantrag genehmigt, zur Jahresmitte 2022 wurde der Baubeginn angezeigt. Derzeit ruht die Baustelle.
Historie
Das ehemalige Jesuitenkolleg bildet eines der ersten und großartigsten Beispiele klösterlicher Monumentalarchitektur der Renaissance. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Gebäude nach Aufgabe der kirchlichen Nutzung für unterschiedliche wissenschaftliche Zwecke genutzt. Die gesamte Anlage steht nach dem Wiederaufbau und der Beseitigung erheblicher Kriegsschäden heute unter Denkmal- und Ensembleschutz. Der kriegszerstörte Westflügel (Neuhauser Straße 10) wurde von 1953 bis 55 nach dem Entwurf von Professor Josef Wiedemann (1910-2001) für das Textilkaufhaus Hettlage völlig neu errichtet und ist repräsentativ für den städtebaulichen und architekturgeschichtlichen Wiederaufbau der Nachkriegszeit.
Wettbewerb
Der Freistaat Bayern hat als Eigentümerin die Eigentums- und Nutzungsrechte neu geregelt: Das Grundstück an der Neuhauser Straße wurde 2013 nach einem mehrstufigen Bieterverfahren im Erbbaurecht der München Alte Akademie Immobilien GmbH & Co. KG, einem Unternehmen der SIGNA-Gruppe, auf 65 Jahre zur Nutzung überlassen. Die Firma SIGNA hat 2015 als Bauherrin nach Abstimmung mit der Landeshauptstadt München einen nichtoffenen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Das Preisgericht empfahl im April 2016 mit großer Mehrheit, die Verfasser des ersten Preises - das Baseler Büro Morger Partner Architekten und den Berner Landschaftsarchitekten Maurus Schifferli - mit den Planungsleistungen zu beauftragen und im Zuge des weiteren Planungsprozesses das Ergebnis des Wettbewerbs zu überarbeiten.
1. Preis
Morger Partner Architekten, Basel, mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekten, Bern
2. Preis
Christ & Gantenbein Architekten, Basel, mit Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich
3. Preis
Caruso St. John Architects, London, mit Vogt Landscape, London
Würdigung des Preisgerichts (Auszug)
„Die Verfasser verstehen sich nicht als Autoren, sondern als Interpreten des Gebäudeensembles – und es gelingt ihnen. Minimale Eingriffe oder Adaptionen reichen aus, um den Geist der unterschiedlichen Historie der Gebäude hervorzuheben. So wird das ehemalige Hettlage-Gebäude unter denkmalgerechtem Erhalt der Fassade rückgebaut und weiterentwickelt. Fassade und Arkade repräsentieren mit neuer Nutzung die Vergangenheit des Wiedemann-Gebäudes. Zitate aus der Architektursprache der Zeit unterstreichen die Feinfühligkeit der „neuen“ Architektur. Das Kopfgebäude der Alten Akademie – derzeit als Arkade ausgebildet – erhält eine Verkaufsnutzung und seine historische Fassade einschließlich des östlichen Mittelportals.
Dieses steht nun wieder in direktem visuellen Bezug zur Neuhauser Straße. Der Schmuckhof wird durch einen großzügigen Durchgang über die bestehende Eingangshalle attraktiv erschlossen. Bodenbelag und Decken werden hierbei erhalten.
Mit der neuen Arkade im Schmuckhof als Zitat der Architektursprache der 50er-Jahre wird dieser reizvoll ergänzt und die notwendige Abschirmung zu den darüber liegenden Wohnungen geschaffen.
Der denkmalgeschützte Hofbelag bleibt erhalten. Die Gastronomienutzung im Erdgeschoss des Schmuckhof-Flügels wird für die Attraktivierung und Belebung des nun öffentlich- genutzten Hofes positiv gesehen.
Leider weist der Entwurf eine Reihe funktionaler Defizite auf. Die vielen und sehr großen Erschließungskerne mit angegliederten Nebenflächen wirken sich ungünstig auf die Flächeneffizienz aus. Die Verkaufsfläche im Bauteil Hettlage wird durch ein Treppenhaus zerschnitten, in der Retailfläche im Kopfbau werden Rolltreppen vermisst.
Die vorgeschlagene Geschosshöhe im ersten Obergeschoss erscheint zu gering. Das Wohnungsangebot im Schmuckhof kann nicht überzeugen, insbesondere hinsichtlich der Erschließung und Belichtung.
Insgesamt jedoch stellt der Beitrag einen wertvollen Lösungsansatz zur gestellten Aufgabe dar, der insbesondere durch die differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Epochen der einzelnen Gebäudeteile und deren architektonische Weiterentwicklung auch in denkmalfachlicher Sicht besonders überzeugen kann.“
Empfehlung des Preisgerichts
„Das Preisgericht empfiehlt mit großer Mehrheit, die Verfasser des ersten Preises mit den ausgelobten Planungsleistungen zu beauftragen. Dabei sollen die im Beurteilungstext enthaltenen Hinweise beachtet werden.
Der weitere Planungsprozess soll in Abstimmung mit dem Stadtrat und der Verwaltung Folgendes beinhalten:
Die Arkade an der Kapellenstraße ist zu prüfen.
Die konkrete Reduzierung der Tiefe der Arkadenzone im Hettlagebau zur Neuhauser Straße ist zu prüfen mit der Maßgabe, eine funktional ausreichende Durchwegung sicherzustellen.
Die Beibehaltung der Torbögen an der Ostseite des Kopfbaus soll geprüft werden."
Chronologie
02/2020: Satzungsbeschluss
05/2019: Billigungsbeschluss
07 – 08/2018: Frühzeitige Unterrichtung der Öffentlichkeit
2/2018: Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses und Auftrag an die Verwaltung, Beschluss zum weiteren Vorgehen
11/2015 – 04/2016: Realisierungswettbewerb
11/2015: Beschluss zu den Rahmenbedingungen für die Auslobung des Wettbewerb
12/2005: Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans mit Grünordnung Nr. 1975