Stunde Null? | NS-Dokumentationszentrum

Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind | Das NS-Dokumentationszentrum setzt seine Angebote für Schulklassen und Gruppen auch während des Umbaus fort.

01. Januar 2025

Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind

Blick vom Rosental auf die weitgehend zerstörte Münchner Innenstadt mit Frauenkirche und Rathausturm nach Kriegsende.
Bayerische Staatsbibliothek Bildarchiv / Georg Fruhstorfer
Blick vom Rosental auf die weitgehend zerstörte Münchner Innenstadt mit Frauenkirche und Rathausturm nach Kriegsende.

130 Institutionen organisieren von Januar bis Mai mehr als 220 Veranstaltungen

München glich einem Trümmerfeld, als im Mai 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. In der weitgehend zerstörten Stadt mussten ausgebombte Münchner*innen, Überlebende des Holocaust, Vertriebene aus dem Osten und amerikanische Soldaten die Stadt und die Gesellschaft nach dem Ende der Nazi-Herrschaft neu aufbauen. Wie konnte das gelingen? Wie konnte unter diesen Bedingungen eine Demokratie wachsen? Und wie beeinflusst diese Vergangenheit das Zusammenleben bis heute?

Diesen Fragen widmet sich ein umfangreiches stadtweites Kulturprogramm, das die Abteilung Public History München des städtischen Kulturreferats anlässlich des Kriegsendes vor 80 Jahren zusammengestellt hat. Unter dem Titel „1945 - 2025. Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind“ beschäftigen sich von Januar bis Mai rund 130 Institutionen in mehr als 220 Veranstaltungen mit der Nachkriegszeit in München und ihren Auswirkungen auf die heutige Stadtgesellschaft. Beteiligt am Programm sind städtische Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind Umfangreiches Kulturprogramm zur Nachkriegszeit in München Einrichtungen wie das Lenbachhaus, das Jüdische Museum, das NS-Dokumentationszentrum, das Münchner Volkstheater, die Volkshochschule und die Stadtbibliothek, aber auch viele weitere Institutionen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft wie die Ludwig- Maximilians-Universität, die Bayerische Akademie der Wissenschaften, das Deutsche Museum, das Amerikahaus, Polizei und religiöse Gemeinschaften wie der Münchner Dom und die Israelitische Kultusgemeinde.

Das Spektrum der Veranstaltungen reicht von Vorträgen und Diskussionen über Lesungen, Tanztheater, Ausstellungen, Konzerte und Filmreihen bis zu Rundgängen und Radtouren. So zeigt etwa das Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum in der Reihe „Stunde Null?“ Filme über Kindheit im Krieg. Der Verein Stattreisen München spürt bei einer Stadtführung mit dem Titel „Rama dama...“ dem Alltag im zerstörten München der Nachkriegszeit nach. Und im Amerikahaus sind in einer Ausstellung Fotografien der Kriegsfotografin Lee Miller von Kriegsende, Befreiung und Neubeginn zu sehen. Musikalisch blicken die Münchner Philharmoniker in der Isarphilharmonie mit einem Gedenkkonzert zum 80. Jahrestag der Befreiung zurück auf das Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Programmheft zu „1945–2025. Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind“ ist in der Stadt-Information im Rathaus erhältlich und online unter muenchen.de/stundenull abrufbar. Rund zwei Drittel der Veranstaltungen können bei freiem Eintritt besucht werden.

"Im Mai 2025 ist es 80 Jahre her, dass...

Oberbürgermeister Dieter Reiter (Pressefoto 3), © Presseamt / Nagy
OB Dieter Reiter

"Im Mai 2025 ist es 80 Jahre her, dass der Zweite Weltkrieg in Europa und somit auch in München endete. Die Befreiung vom Nationalsozialismus war allerdings kein abrupter Akt in einer „Stunde Null“, sondern erforderte jahrelange Anstrengungen. Damals wurden in Politik und Gesellschaft die Weichen gestellt, die bis heute unser Zusammenleben beeinflussen. Das Programm „Stunde Null? Wie wir wurden, was wir sind“ möchte genau daran erinnern – verbunden mit den für uns heute kaum vorstellbaren Ängsten, Hoffnungen und Leistungen all derjenigen Menschen, die im Jahr 1945 und danach in München einen neuen Anfang suchten."
Oberbürgermeister Dieter Reiter

Mehr Raum für Vermittlung und Austausch

NS-Dokumentationszentrum
Conolly Weber Photography
NS-Dokumentationszentrum

Auch während des laufenden Umbaus führt das NS-Dokuzentrum sein Programm fort

Das NS-Dokumentationszentrum München wird sich zu seinem 10-jährigen Bestehen im neuen Jahr auch mit einem neuen Gesicht präsentieren. Derzeit ist das Dokumentationszentrum am Max-Mannheimer-Platz deshalb wegen Umbauarbeiten geschlossen. Pünktlich zum 10. Jahrestag der Eröffnung und zum 80. Jahrestag des Kriegsendes wird die Einrichtung am 8. Mai 2025 mit einem vielfältigen Programm aus Rundgängen, Workshops, Konzerten und Aktionen wieder öffnen.

Bis dahin soll zum einen die Sicherheit des Hauses verbessert werden, nachdem ein später von der Polizei erschossener Angreifer im September mit einem Gewehr auf die Fassade des Dokumentationszentrums und auf das benachbarte israelische Generalkonsulat geschossen hat. Zugleich soll im Erdgeschoss auch ein Café mit Buchverkauf eingerichtet werden, in den Ausstellungsgeschossen wird mehr Raum für Vermittlung und Austausch geschaffen. Auch die Barrierefreiheit des Eingangsbereichs und des Veranstaltungssaals wird im Zuge des Umbaus optimiert.

Teil des Umbaus ist außerdem das Raumprojekt „Open Doors“. Gemeinsam mit dem Gestaltungsbüro Studio Miessen und dem Künstlerduo Empfangshalle gestaltet das NS-Dokumentationszentrum dabei neue Räume des Zusammenkommens und Austausches für den Außen- und Innenbereich des Hauses. In einem ersten Schritt wurde bereits im Herbst der Max-Mannheimer-Platz zu einer Plattform umgestaltet, auf der sich Menschen zusammenfinden und austauschen können.

Auch während der Umbauphase setzt das NS-Dokumentationszentrum seine Angebote für Schulklassen und Gruppen fort. Veranstaltungen finden online oder in Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen an anderen Orten in der Stadt statt. So beteiligt sich das NS-Dokumentationszentrum auch am Kulturprogramm „1945-2025 Stunde Null?“ – s. Artikel oben. Die Leiterin des NS-Dokumentationszentrums, Mirjam Zadoff, moderiert etwa im Rahmen der Literarischen Woche gegen Antisemitismus am 25. Januar im Literaturhaus München eine Podiumsdiskussion zur Frage „Ein neuer Antisemitismus?“.

Das komplette Veranstaltungsprogramm des NS-Dokumentationszentrums ist zu finden unter

Information

Die Stadt informiert

„Die Stadt informiert" erscheint in der Regel dienstags in der Süddeutschen Zeitung und im Münchner Merkur. Dieser Beitrag ist vom 31. Dezember 2024.