Stipendium Interkulturelles / Internationales
Die Stipendien sollen Kulturschaffenden ermöglichen, sich interkulturell oder international weiterzuentwickeln.
Über das Stipendium
Die Landeshauptstadt München vergibt alle zwei Jahre 10 Stipendien, die mit jeweils 8.000 Euro dotiert sind. Erstmalig wird das Stipendium im Jahr 2022 vergeben, danach in den jeweils folgenden geraden Jahren (2024, 2026 et cetera).
Für das „Stipendium Interkulturelles / Internationales“ können sich neben Künstler*innen ebenso Kurator*innen und Kulturschaffende bewerben. Diese Fördermöglichkeit steht somit auch den vielen netzwerkenden Multiplikator*innen, Gestalter*innen und Vermittler*innen von Kulturangeboten in München offen. Es wird als Pauschalsumme an Einzelpersonen vergeben.
Das Stipendium bietet die Möglichkeit, internationale und interkulturelle Netzwerke weiter zu erschließen und zu pflegen. Es unterstützt die freien Kreativen Münchens in ihrer international verknüpften Kulturarbeit, betont den interkulturellen Austausch und ermöglicht eine professionelle und nachhaltige Vernetzung Münchner Kulturschaffender in die Welt. Dadurch soll eine von Vielheit geprägte Stadtgesellschaft in ihrem kulturellen Schaffen bestärkt und zusätzliche Sichtbarkeit erreicht werden.
Das Stipendium Interkulturelles / Internationales erhielten
Stipendat*innen 2024
Sisilia Akello-Okello, Suzan Çakar, Francesco Giordano, Isabella Haidle (Ella von der Haide), Cornelia Pazmandi (Tiger Tiger), Veronika Schneider, Theresa Seraphin, Ellen Steinmüller, Jan Struckmeier, Husain Zangana
Jurybegründungen (alphabetisch)
Sisilia Akello-Okello
„Recherche zur migrantischen Stadtgeschichte von Münchner*innen afrikanischer Herkunft & Aufbau eines Community Archives“
Sisilia Akello-Okello ist Community Aktivist*in, Kulturanthropolog*in und Mitgründer*in von „AfroDiaspora 2.0//Empowerment afrodiasporischer Münchner*innen e.V.“. Sisilia organisiert in der bayerischen Hauptstadt Events, Workshops, Brunches – alles für die lokale Schwarze Community in München. Aufgewachsen in einem Afro Shop in Trier und München, einem Sammelplatz für Schwarze Menschen, wurde das “Zusammenbringen” ihr quasi in die Wiege gelegt.
Mit einem Anteil von über 43% Menschen mit Migrationshintergrund hat München eine lange Geschichte von Migration aus aller Welt vorzuweisen und gehört zu den internationalsten Städten Deutschlands. Doch obwohl München Wohnort der drittgrößten Community von Menschen afrikanischer Herkunft in Deutschland ist, ist in der Stadtgeschichte bzw. dem Stadtarchiv bisher wenig über die Geschichte und Lebensrealitäten von Münchner*innen afrikanischer Herkunft dokumentiert. Daher freut sich die Jury mit dem Stipendium Sisilia‘s Recherche über die Geschichte von Menschen afrikanischer Herkunft in München und den Aufbau eines Community Archivs unterstützen zu können.
Durch die Recherche und Dokumentation der Geschichte von Münchner*innen afrikanischer Herkunft wird die Münchner Stadtgeschichte um migrantische Perspektiven erweitert, ein differenziertes Bild über die Geschichte afrikanischer Migrant*innen in München aus der Community Perspektive gezeigt und dazu beitragen, dass sich Menschen aus marginalisierten Communities als selbstverständlichen Teil der Stadtgesellschaft betrachten und so betrachtet werden.
Mit der Recherche und Dokumentation in Form des Community Archives möchte Sisilia einen Ort des Lernens schaffen, der für alle Menschen zugänglich ist und der ein besseres Verständnis für die vielfältigen Lebensgeschichten und kulturellen Beiträge eines Teils der ehemals migrantischen Bevölkerung Münchens aufzeigt. Auch andere Communities sollen ermutigt werden, ihre Geschichten zu erforschen, dokumentieren und zugänglich zu machen.
Suzan Çakar
Suzan Çakar studierte Ethnologie und Jura in München, Bielefeld und Spanien und arbeitet im Bereich der politischen Bildung sowie als Moderatorin u.a. zu den Schwerpunkten Migration, Rassismus, Jugend und Feminismus. Als Mitbegründerin des Kollektivs We won’t shut up! Munich setzt sie sich mit kulturellen und politischen Veranstaltungen aktiv dafür ein, gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen. Außerdem hostet sie die Talkrunde „Auf einen Mokka mit Sue“. Suzan flüchtete als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland. Als Kurdin ist sie früh mit politischem Engagement in Kontakt gekommen.
Der Ausgangspunkt Suzans Arbeit im Kollektiv sowie auch in der Bildungsarbeit ist es, Menschen durch Kunst, Kultur und Politik zusammenzubringen und dabei gesellschaftliche Missstände zu thematisieren. Dabei hat sie immer wieder festgestellt, dass es im Bereich des intersektionalen und internationalen Feminismus viel zu oft ein eurozentrischer Feminismus oder eine eurozentrische Perspektive herangezogen wird.
Durch die Revolution im Iran im Jahr 2022 wurde der kurdische Slogan Jin Jiyan Azadî (Frau Leben Freiheit) zum Slogan der Freiheitsbewegung. In Deutschland, wo viele Menschen in der Diaspora leben, hat dieser Slogan eine bedeutende Rolle im Kampf für Gleichberechtigung und gegen frauendiskriminierende Gesellschaftsstrukturen eingenommen. Dieser Slogan ist um die ganze Welt gegangen, er steht für eine globale Perspektive feministischer Strömungen und hat gezeigt, dass kollektiver Protest insbesondere durch die sozialen Medien sichtbarer wird und Frauenbewegungen aus verschiedenen Teilen der Welt sich miteinander solidarisieren und sich in gemeinsamen Netzwerken organisieren.
Die Jury freut sich, Suzan mit dem Stipendium dabei unterstützen zu können, einen tiefergehenden Einblick in die globalen feministischen Bewegungen zu gewinnen, ihre eigene Identität als Kurdin/Yezidin in Deutschland zu stärken, internationale und interkulturelle Netzwerke zu erweitern und damit einen Beitrag zur kulturellen Vielfalt in München zu leisten.
Francesco Giordano
Francesco Giordano ist Fotograf und bildender Künstler, nebenbei auch als Kurator und Community-Organisator in München tätig. Schwerpunktmäßig beschäftigt sich Francesco Giordano in seinen Kunstprojekten mit den Themen Migration und LGBTQIA+. Er selbst hat italienische und spanische Wurzeln und ist queer.
Durch die Fotografie möchte Francesco Giordano marginalisierte Gruppen und queere Menschen sichtbar machen und bestärken. Durch die aktuellen rechtspopulistischen Verschärfungen in Deutschland sowie in den Nachbarländern, sind LGBTQIA+-Menschen wachsender Feindseligkeit und Diskriminierung ausgesetzt. Mittels seiner Recherche möchte er Bewusstsein und Sensibilisierung für diese Herausforderungen schaffen und die Dringlichkeit dieser Themen hervorheben. Dazu wird er sich mit den Rechten und Überlebensstrategien queerer Menschen während des NS-Regimes sowie von LGBTQIA+-Geflüchteten und Aktivist*innen in München auseinandersetzen und darüber hinaus sich mit Menschen in Italien und Ungarn vernetzen, da hier zurzeit rechtsextreme Parteien regieren. Durch seine Vernetzung in der Münchner LGBTQIA+-Community und deren aktiven Einbezug in die Recherche, wird die aktuelle Situation des Rechercheschwerpunkts in der Stadt München vertieft und sichtbar gemacht. Mit seinem Recherchevorhaben möchte Francesco Giordano, die Bedeutung demokratischer Werte und die Schutzbedürftigkeit marginalisierter Gruppen hervorheben sowie Menschenrechtsverletzungen sichtbar machen und bekämpfen.
Die Recherche von Francesco Giordano ist besonders unterstützenswert, da er ein sehr aktuelles Thema angeht und marginalisierte Gruppen sichtbarer sowie bestärkt werden. Sein Vorhaben wurde gut und schlüssig präsentiert.
Isabella Haidle (Ella von der Haide)
Performing Decolonial Botany
Recherche zur Dekolonisierung in den Botanischen Gärten in München und Amani/ Tansania mit kreativen und performativen Mitteln
Isabella Haidle fokussiert sich in ihrem Projekt auf die koloniale Tradition der Botanischen Gärten, deren Popularität vor allem Im 19 Jhd in der westlichen Welt enorm anstieg. Die koloniale Aneignung, der Raubbau von Pflanzen, die machtvolle Manifestation dieser Unternehmungen in den Anlagen, der Architektur und der skulpturalen Ausstattung solcher Orte, ist jedoch den wenigsten Besucher*innen bewusst.
Umso wichtiger ist die Arbeit von Künstler*innen, die sich anhand von kreativen und performativen Mitteln mit diesem Thema auseinandersetzen. Isabella Haidle hat in der kritischen Auseinandersetzung mit Kolonialgeschichte einen blinden Fleck gefunden. Ganz konkret setzt sie sich mit der deutschen Kolonialgeschichte im ehemaligen Deutsch-Ostafrika - dem jetzigen Tansania - auseinander. Dabei beschränkt sie sich nicht nur auf ihre westlich/europäische Sicht, sondern sucht den Austausch mit Künstler*innen vor Ort, um in Kooperation zu treten.
Alleine schon in den schmuckvollen Pflanzennamen stecken unzählige Geschichten von Zwangsumsiedlung, Zwangsarbeit und rücksichtslosem Raubbau, die es lohnt zu erzählen und auch zu erfahren. Aus diesem Grund hat die Jury diese Arbeit für äußerst unterstützenswert befunden und ist gespannt auf die Erkenntnisse und auch auf den künstlerischen Output, der sich anbahnt. Der queer-feministische Ansatz, den die Künstlerin in ihren vorangegangenen Projekten verfolgte und den sie auch hier ansetzt hat die positive Bewertung begünstigt.
Cornelia Pazmandi (Tiger Tiger)
Cornelia Pazmandi ist Künstlerin, Produzentin und Kulturschaffende sowie Mitgründerin des ZIRKA (Zentrum für interdisziplinäre Raum- und Kulturarbeit) in München. Seit 2018 veröffentlicht sie mit ihrem Art Pop Projekt unter dem Künstlernamen Tiger Tiger auch Musik.
Mit ihrem Anliegen, Reflektion der Kulturbranche aus einer europäischen Perspektive in Bezug auf solidarische, inklusive und kooperative Strukturen und Praxen sowie das Aufzeigen von Best-Practice-Beispielen und die Entwicklung von Leitlinien, hat sie die Jury mit ihrem Vorhaben überzeugt. Die Kulturbranche versteht sich überwiegend als gesellschaftskritisch und deckt Missverhältnisse auf, übersieht dabei jedoch oft die eignen Zugangsbarrieren und ausschließenden Strukturen. Dabei sollen vor allem institutionelle und finanzielle Strukturen, Hierarchien und Machtgefälle bedacht werden. Cornelia Pazmandi möchte nach Ansätzen suchen, welche Kunst und Kultur den europäischen sowie weltweiten gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen entgegensetzen, und dadurch Bewusstsein für historische und kulturelle Zusammenhänge schaffen. Dadurch soll die Gemeinschaft und die Solidarität bestärkt werden. Mit diesem Themenschwerpunkt möchte sie einen Beitrag zur Stärkung der Demokratie und des internationalen Zusammenhalts mittels Kunst und Kultur leisten.
Das Recherche- und Austauschvorhaben verspricht Überlegenheitsverhältnisse sowie exkludierende Strukturen aufzudecken und zu reflektieren, wodurch der Aufbau von inklusiveren und marginalisierten, faireren und gerechteren Strukturen in der Kulturbranche ermöglicht werden können. Da die Ergebnisse aktiv in die Münchner Kulturprojekte sowie Kulturorte einfließen werden, kann die Kulturbranche lokal solidarisch bestärkt werden.
Veronika Schneider
Die moderne Stadt und ihre Gesellschaft entstehen durch Migration und Mobilität, entsprechend divers sind auch die Geschichten von Menschen, die in München leben. Ihre Bewohner*innen setzen die Stadt mit allen Teilen der Welt in Beziehung. Veronika Schneider verbindet Bayern und München mit dem westafrikanischen Sierra Leone. Die ausgebildete Modedesignerin arbeitet als Kostümbildnerin für Theaterproduktionen an verschiedenen Häusern und war u.a. mehrere Jahre als Assistenz an den Münchner Kammerspielen tätig.
Im Zuge des Projekt will Veronika Schneider sowohl in München als auch in Sierra Leone über ihren Werkstoff, das Textile, in Kontakt mit unterschiedlichen Akteur*innen kommen. In Workshops vor Ort steht das bildnerische Arbeiten im Fokus, gleichzeitig geht es darum, sich austauschen und Ideen materiell wie immateriell miteinander zu verknüpfen. Sowohl in München als auch in Sierra Leone sollen kollaborativ Kostüme für Musiker*innen gestaltet werden. Dabei wird hier wie dort, insbesondere aber in dem westafrikanischen Land auch das Wissen um kulturelle Praktiken einen zentrale Rolle spielen. „Schutz“ und „Heilung“ sind wesentliche Aspekte in diesem Kontext, gerade im Umgang mit Kleidung ist aber auch „Nachhaltigkeit“ von immanenter Bedeutung. Zwischen Sierra Leone und München entstehen auf diese Weise tragbare Objekte aus Stoff, die verschiedene Themen miteinander in Bezug setzen. Neben anthropologischen Konstanten wie Essen, Wohnen, Lieben, Arbeiten u.a., die alle Menschen weltweit beschäftigen, ist es das Wissen um unterschiedliche kulturelle Kontexte, das eine kosmopolitische Stadtgesellschaft ausmacht.
Theresa Seraphin
In ihrer Arbeit erforscht die freie Autorin und Dramaturgin Theresa Seraphin seit mehreren Jahren das künstlerische Potential heterogener Kollektive. Hieran anknüpfend will sie ihre seit 2023 bestehende Zusammenarbeit mit der kenianischen Autorin und Theatermacherin Ursula Gisemba ausbauen, dabei die zeitgenössische kenianische Theaterszene erforschen sowie die Vernetzung Münchens mit kenianischen Institutionen und Initiativen aus Kultur und Zivilgesellschaft vorantreiben. Geplant ist hierfür eine intensive einmonatige Recherchereise nach Nairobi, Kenia. Zudem soll in München auch die Vernetzung mit afrodiasporischen Initiativen erfolgen. Inhaltlich erforscht werden die Themenbereiche Trauma, Gewalt und Queerness. Von den Ergebnissen sollen sowohl die Münchner Szene als auch zivilgesellschaftliche Initiativen profitieren. So sind in der Folge (Online-)Workshops und weitere Kooperationen geplant.
Das Vorhaben zeichnet sich durch seinen stringenten interkulturellen Ansatz und den Netzwerkcharakter aus und wird wichtige Impulse in die Münchner Kulturszene bringen. Überzeugend ist hierbei auch die Selbstpositionierung von Teresa Seraphin, die in dem Vorhaben ihre eigene deutsche und weiße Perspektive ohne biographische Verbindung zu Kenia reflektieren und erweitern will, um gleichzeitig durch den Einbezug postmigrantischer Perspektiven die Binarität zwischen „deutsch“ und „kenianisch“ aufzubrechen.
Ellen Steinmüller
Ellen Steinmüller ist zeitgenössische Tänzerin, Community Dance-Künstlerin und qualifizierte Tanztherapeutin. In den Bereichen Tanz und Tanzvermittlung bewegt sie sich mit ihren Projekten an der Schnittstelle zur kulturellen Bildung, einer Verknüpfung, die in den vergangenen Jahren zusehends wichtiger geworden ist. Die von ihr praktizierten partizipativen Verfahren sind in erster Linie auf die Arbeit mit Laien ausgerichtet.
Im Rahmen ihres Projekts „Spaces of Belonging“ will Ellen Steinmüller gemeinsam mit Interessierten dem Empfinden von Zugehörigkeit nachspüren. Heimat versteht sie als körperlich vermittelten Prozess am Übergang von Ankommen und Verorten. In diesem Rahmen sollen explizit Räume für Frauen geschaffen werden, um auf deren Wünsche und Bedürfnisse eingehen zu können. Dem Projekt vorausgegangen ist die internationale Koproduktion Encounters – "How do you think it feels?". Mit dem Ziel, auf der Höhe des zeitgenössischen Diskurses an der Umsetzung von „Spaces of Belonging“ zu arbeiten, will sich Ellen Steinmüller mit dem Stipendium für Internationales/Interkulturelles in diesem Bereich weiterbilden. Die Choreografin wird bei Kompanien und Expert*innen in verschiedenen europäischen Ländern recherchieren, um Impulse „für einen Brückenschlag zwischen professioneller Tanzpraxis und partizipativer Tanzvermittlung für Laien“, wie sie es selbst formuliert, zu erhalten. Ellen Steinmüller möchte ihr Vorgehen gerade im Austausch mit Kolleg*innen in UK und in Belgien reflektieren. Ihre Learnings werden in künftige Produktionen in München und die Arbeit mit internationalen Partner*innen einfließen.
Jan Struckmeier
Jan Struckmeier ist Tänzer, freier Regisseur und Vorstandsmitglied des Netzwerks Freie Szene München e.V. Seit 2023 engagiert er sich als Teil des Kollektivs UDW (Ukrainisch-Deutsche Welle) für die ukrainische Exil-Community in München. In diesem Kontext ist in einem Gemeinschaftsprojekt die theatrale Sound- und Lichtinstallation polifoniia entstanden, an deren Realisierung 30 hauptsächlich ukrainische Personen beteiligt waren.
Das geplante Rechercheprojekt zielt darauf ab, die Zusammenarbeit mit ukrainischen Kunstschaffenden auszuweiten sowie deren Vernetzung in München und darüber hinaus zu fördern. Kontaktaufnahme erfolgte bereits mit dem Haus der Kunst, der Halle 6, dem Lenbachhaus sowie mit der aktivistischen Gruppe „Munich-Kyiv-Queer“. Anliegen ist, nicht nur bereits etablierte Künstler*innen an große Institutionen zu vermitteln, sondern auch ein Forum für bisher weniger bekannte Kunstschaffende zu etablieren. Neben der Zusammenarbeit mit der ukrainischen Community in Deutschland, liegt ein Fokus auf der Einbindung der Szene in der Ukraine. Hierfür ist bereits Kontaktaufnahme in die Theater- und Kunstlandschaft in der Ukraine erfolgt sowie für den Sommer 2024 eine Recherchereise nach Kyjiw geplant.
Die Stärke von Jan Struckmeiers Vorhaben liegt in der Erarbeitung eines bisher nur fragmentarisch bestehenden Netzwerks zwischen ukrainischen Künstler*innen und Institutionen sowie Akteur*innen in Deutschland. Zudem stärkt das Vorhaben mit seinem Fokus auf München die Städtepartnerschaft zwischen München und Kyjiw. Wünschenswert ist die Einbindung von bereits bestehenden Organisationen und Netzwerken, die sich seit Jahren für eine Bekanntmachung von Kunst und Kultur aus dem Raum Osteuropa engagieren.
Husain Zangana
Erinnerungen auf der Bühne
„20 Jahre Theaterlandschaft nach Saddams Sturz“
Husain Zangana ist seit seiner Ankunft in München Anfang der 90‘er Jahre als geflüchteter Theatermacher seinem Berufszweig treu geblieben und beschäftigt sich seitdem sehr intensiv mit dem Theater als multifunktionales Genre. In seinen Arbeiten geht es sowohl um Empowerment und therapeutische Ansätze, Kinder- und Jugendtheater, aber auch um eine Brücke zur Theater- und Kulturszene seiner Heimatstadt Kirkuk (Irak), die er immer wieder versucht zu errichten.
In diesem Projekt will Zangana sich mit der Theatergeschichte seiner Heimatregion im Irak seit dem Sturz Saddam Husseins auseinandersetzen und die aktuellen Entwicklungen dort recherchieren.
Die Bilder, die man hierzulande von Kirkuk im kurdischen Teil des Irak im Kopf hat, sind leider selten mit Kunst, Kultur und Theater verbunden. Dies ist sehr bedauerlich, zumal es sich um eine Region handelt, die unter dem Namen Mesopotamien in die Weltgeschichte eingingt und seit Jahrtausenden als die Wiege der menschlichen Kultur gilt.
Insofern freut sich die Jury auf die Resultate dieser Recherche, die dafür sorgen können, dass man in der Landeshauptstadt München in den Genuss kommen kann, mehr über die aktuelle Theaterlandschaft des Irak zu erfahren.
Husain Zanganas Projektantrag überzeugte die Jury vor allem durch die aufrichtige Dringlichkeit und der jahrelangen Vorarbeit, auf die der Antragsteller aufbauen kann, um seine Recherche durchzuführen. Im Idealfalle ergeben sich durch diese Arbeit ein fruchtbarer Austausch, etwaige Kooperationen und zukünftige Projekte.
- 2022
Theresa Bittermann (Bi Män), Sandra Babli Chatterjee, Hamado Dipama, Christiane Huber, Ian Paul Jakab, Mirca Lotz, Keith King Mpunga (Keith Zenga King), Denijen Pauljević (Denijen), Elena Raquel Schmitthenner (Taiga Trece), Karim Shalaby
Weitere Fördermöglichkeiten
- Projektförderung Interkulturelles
- Projektförderung Internationales
- Projektförderung Feminismus/LGBTIQ*
- Projektförderung Urban Art