Oral History - Frauen machen Geschichte

Filmreihe in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dem Kulturreferat, die das gleichstellungspolitische Engagement von Frauen in München sichtbar macht.

Was ist Oral History?

Oral History - Grafik

Was haben Frauen in München politisch bewegt? Welchen Einfluss haben sie auf die Stadtgeschichte genommen? Welche Ereignisse haben sie zu ihrem Engagement geführt?
Und wie hat dieses Engagement ihr Leben geprägt? Oral History macht feministisches und politisches Engagement von Frauen sichtbar und widersetzt sich der Tradition des „Verschweigens“!
In Politik, Verwaltung, bei Freien Trägern und in der Zivilgesellschaft gibt es viele engagierte Frauen, die sich für die Gleichstellung von Mädchen und Frauen in allen Lebensbereichen einsetzen. Ihr Wirken wird oftmals nicht öffentlich sichtbar und wird nicht für die Stadtgeschichte dokumentiert.

Das sehen wir nicht nur an fehlenden Denkmälern und Straßennamen. Frauen werden mit-gedacht, mit-gemeint und ihre Leistungen mit-vereinnahmt.

Deshalb hat die Gleichstellungsstelle für Frauen in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv eine Filmreihe produziert, durch die das gleichstellungspolitische Engagement von Frauen in München sichtbar gemacht wird. In den Video-Interviews erzählen diese Frauen ihre Geschichte, ihre Lebenszusammenhänge, ihre Perspektiven und ihre Schlüsselerlebnisse.

Die ersten acht Interviews wurden vom Stadtarchiv in München in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle für Frauen im Rahmen des ersten Aktionsplans zur Gleichstellung von Frauen und Männern geführt und für die Stadtgeschichte dokumentiert.

In einer Kooperation zwischen der Gleichstellungsstelle für Frauen, dem Kulturreferat, Public History und dem Stadtarchiv führen wir das Projekt seit 2024 fort, um das Archiv von lebensgeschichtlichen Videointerviews zu feministischem, frauen- und gleichstellungspolitischem Engagement in München wachsen zu lassen. 

Der Trailer zu den Interviews vermittelt einen ersten Eindruck. Wir bedanken uns ganz herzlich bei den mitwirkenden Frauen.

Trailer zum Filmprojekt Oral History

Beitrag auf YouTube ansehen.

Die Filme

Die Filme können in der Gleichstellungsstelle für Frauen ausgeliehen oder im Stadtarchiv angesehen werden. Einige der Interviews sind online:

Mitwirkende

Gertraud Burkert
ist promovierte Geisteswissenschaftlerin und saß von 1990 bis 1993 für die SPD im Stadtrat, von 1993 bis 2005 war sie Zweite Bürgermeisterin, 2014 wurde sie Ehrenbürgerin der Landeshauptstadt München. Die Ära Brandt, Friedenspolitik und Frauenrechte, das waren im Hintergrund die großen Themen, die ihr politisches Engagement begründen. Getraud Burkert hatte am eigenen Leib erlebt, was es heißt, aufgrund fehlender Kinderbetreuungsplätze nicht berufstätig sein zu können und setzte sich intensiv für die Umsetzung gleichberechtigter Bildungs- und Beschäftigungschancen ein.

Lydia Dietrich
ist gelernte Krankenschwester und Politologin und kennt den harten Berufsalltag im Krankenhaus. Schon früh engagierte sie sich politisch und war 16 lange Jahre Stadträtin der Grünen im Münchner Stadtrat. Während dieser Zeit hatte sie von 2006 bis 2018 das Amt der Vorsitzenden der Stadtratskommission zur Gleichstellung von Frauen inne. Sie engagiert sich nach wie vor frauenpolitisch und in der queeren Szene. Seit 2018 ist sie die Geschäftsführerin der Frauenhilfe München.

Hannelore Güntner
ist Sozialpädagogin und Supervisorin und hat aus der sozialpädagogischen Tätigkeit im Jugendzentrum heraus mit anderen engagierten Frauen die IMMA e.V. gegründet. Sie war dort überwiegend in der Kontakt- und Informationsstelle für Mädchenarbeit tätig und wurde zur Fachfrau im Themenfeld „Genderpädagogik“. Auch heute begleitet sie die IMMA noch als Aufsichtsratsvorsitzende und ist freiberuflich als Referentin und Supervisorin aktiv.

Fadumo Korn
ist in Somalia geboren und lebt seit 1979 in Deutschland. Sie setzt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten gegen die Beschneidung weiblicher Genitalien und für eine bessere Gesundheitsversorgung von Migrantinnen ein. 2004 erschien Fadumo Korns Autobiografie "Geboren im großen Regen". Den Verein NALA e.V. Bildung statt Beschneidung gründete sie 2012 mit anderen engagierten Frauen, um dem Thema weibliche Genitalbeschneidung/ Female Genital Mutilation (FGM) mehr Sichtbarkeit zu geben und sich aktiv dagegen einzusetzen. Für ihr Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet, z.B. 2011 mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland und  2021 mit dem Bayrischen Verfassungsorden.

Lieve Leirs
ist ehrenamtliche Sprecherin für das "Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderung in Bayern" und Vorsitzende des Facharbeitskreis Frauen im Behindertenbeirat in München. In beiden Positionen setzt sie sich für die Belange und Inklusion von Frauen und Mädchen mit Behinderung ein. Geboren und aufgewachsen ist sie in Flandern – Belgien und kam vor mehr als 20 Jahren ich im Rahmen eines europäischen Austauschprojektes nach München. Seit 2018 arbeitet sie als Peer Beraterin in der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB).

Mahbuba Maqsoodi
studierte Miniatur Malerei in Herat/ Afghanistan. Nach dem Abschluss des Studiums an der Kunstakademie in St. Petersburg 1994 flüchtete sie mit ihrer Familie nach Deutschland und lebt als etablierte Künstlerin in München. Bereits seit ihrer Jugend ist sie auch sozial engagiert und setzt sich für die Rechte der Frauen ein . 2003 gründete sie den Verein “Afghanische Frauen in München e. V.”,das Ziel hat, geflüchteten Frauen und ihren Familien mehr Möglichkeiten zur sozialen Teilhabe und Informationen über ihre Rechte und Pflichten zu geben.

Susanne Nothhafft
ist Professorin für Recht an der Katholischen Stiftungshochschule München. In ihrer Tätigkeit in Forschung und Lehre setzt sie sich insbesondere mit geschlechtsspezifischer Gewalt, transformative justice, Flucht/Asyl/Migration sowie den (menschen)rechtlichen Grundlagen der Sozialen Arbeit auseinander.  Susanne Nothhafft ist Mitglied der Initiativgruppe des Runden Tisches gegen Männergewalt in München und im Vorstand von Frauen helfen Frauen e.V. Autonomes Frauenhaus München.

Maria Virginia Gonzalez Romero
wurde in Barquisimeto, Venezuela geboren. Sie  studierte Ciencias Sociales, war Teil der linken politischen  Student*innen Bewegung der 70-80er Jahre. 1981 hat sie das Land verlassen. In Rumänien studierte sie Economia Industrială. 1988 ging sie nach Nicaragua, um dort als Internationalistin für das Bildungsministerium zu arbeiten und veröffentlichte ein Buch über die  Alphabetisierungskampagne in Rio San Juan. 1989 kam sie nach München und  blieb. Sie gründete die Initiative „Visiones“ (ab 2020 Visiones e.V.), die mit einer migrantischen und feministischen Positionierung mit Diversitätsansatz und intersektionalem Blick arbeitet. Im Interview spricht sie über Rassismus, Diversität und dekolonialen Feminismus.

Gudrun Scheringer
ist in Kösching, Oberbayern,1956 geboren und hat sich schon in ihrer Jugend mit dem Thema Gleichberechtigung auseinander gesetzt. Als Sozialpädagogin war sie Beauftragte für die Belange von Mädchen und jungen Frauen im Stadtjugendamt der Landeshauptstadt München. Es war ihr ein großes Anliegen, die Relevanz dieses Themas in der öffentlichen Verwaltung voranzubringen. Zuletzt war sie als Regionalleitung im Bereich „Angebote der Jugendhilfe“ tätig.

Friedel Schreyögg
ist Diplomsoziologin und war die erste Leiterin der Gleichstellungsstelle für Frauen der Stadt München, die erste in Bayern und eine der ersten in ganz Deutschland. 23 Jahre lang (1985 – 2008) baute sie hier die Gleichstellungsarbeit auf und aus, entwickelte Konzepte, Methoden und Verfahren zur Umsetzung von Gleichstellungspolitik in einer so großen Stadtverwaltung und setzte diese erfolgreich in die Praxis um. Die Münchner Gleichstellungsarbeit war Vorbild für viele Kommunen.

Christa Weigl-Schneider
ist Rechtsanwältin und Präsidentin von Parité in den Parlamenten e.V.. Sie erhielt 2014 als Anerkennung für ihre langjährigen frauenpolitischen Verdienste in verschiedenen Organisationen die Medaille "München leuchtet - den Freundinnen und Freunden Münchens" in Silber. Der Schwerpunkt ihres derzeitigen Engagements richtet sich gegen die Unterrepräsentanz von Frauen in Entscheidungsgremien, insbesondere der in der Politik.

Hintergrund

Die Stadt München hat 2016 die Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene unterzeichnet und sich damit zu konkreten Maßnahmen im Rahmen von Aktionsplänen verpflichtet. Das Projekt Oral History ist eine Maßnahme des ersten Aktionsplans der Stadt München und lässt als geschichtswissenschaftliche Methode Zeitzeuginnen und -zeugen ihre subjektiven Erfahrungen zu einem bestimmten Themenfeld darstellen. Die Methode stellt einen Zusammenhang zwischen individueller und kollektiver Erinnerung her. Unterschiedliche Lebensweisen und Perspektiven werden dadurch sichtbar und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

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