Debütförderung für Freie Theaterschaffende

Die Förderung richtet sich an professionelle Künstler*innen aller Altersgruppen, um ihnen den Weg in die künstlerische Berufstätigkeit zu erleichtern.

Über die Förderung

Die Landeshauptstadt München vergibt jährlich Debütförderungen für ein konkretes Arbeitsvorhaben im Bereich Theater.

Ziel der Debütförderung ist es, erste professionelle Arbeitsprojekte zu fördern. Zielgruppe sind Künstler*innen aller Altersgruppen, die im Rahmen beziehungsweise zum Abschluss ihrer professionellen Ausbildung oder durch eine gleichwertige Referenz unter Beweis gestellt haben, dass sie einen qualitativ hohen und eigenständigen künstlerischen Ansatz verfolgen.
Die Förderung ist grundsätzlich mit je bis zu 20.000 Euro dotiert und an ein konkretes Arbeitsvorhaben gebunden, wobei eine Aufführung nicht notwendig den Abschluss des Vorhabens bilden muss.

Die Debütförderung für Freie Theaterschaffende erhielten

Kollektiv bzw.: HOPE (AT). Ein Nachtstück
Das Kollektiv bzw. entführt die Zuschauer*innen auf den Mond. Dieser steht zum Verkauf. Es gibt allerdings unklare Besitzansprüche, die zu einem Rechtsstreit zwischen einem Immobiliencomputer und einem vermeintlichen Eigentümer führen. Mit „Hope (AT). Ein Nachtstück“ thematisiert dieses Projekt Fragen der schwindenden Ressourcen und der Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden – in München ein thematischer Selbstläufer. Die Verknappungsdiskurse werden hier allerdings in extra-terrestrische Sphären übersetzt, verfremdet und überzeichnet. Nicht zuletzt aufgrund politischer Begeisterung für neue Weltraum- und Marsmissionen war der Jury plausibel, dass diese Dystopie eines privatwirtschaftlich bewirtschafteten Erdtrabanten etwas über unsere verrückte Realität erzählt. Die Jury war einhellig der Auffassung, dass dieser Zukunftsdiskurs im Pathos-Theater geführt werden muss und empfiehlt die Förderung des Projektes in Höhe von 20.000 Euro.

Julia Martina Panholzer: Love is not Enough (AT)
Vor dem Hintergrund institutionell organisierter internationaler Adoptionen, oftmals über Kontinente hinweg, geht die Schauspielerin Sarella Vargas (bürgerlich: Julia Martina Panholzer), selbst in Peru geboren und nach Deutschland adoptiert, ihrer eigenen Geschichte nach. Mit den Mitteln des Tanzes, Gesangs und mit Video ergründet sie in „Love Is Not Enough (AT)“ als einer Solo-Performance die Fragen an die eigene Identität und die persönlichen Herausforderungen im Zuge des Aufwachsens in einem solchen Adoptionsverhältnis. Zugleich reicht diese theatrale Selbstermächtigung über das individuelle Schicksal der Performerin hinaus, als sie das gängige Verständnis solcher Adoptionen als ‚Rettung‘ kritisch untersucht. Insbesondere die dokumentarischen Parts über die Begegnung mit der leiblichen Mutter und der trotz allen Schmerzes enthaltene Humor in der theatralen Umsetzung versprechen ein herausforderndes und intensives Debüt in der Freien Szene Münchens. Die Jury empfiehlt daher die Förderung dieses Antrags mit 20.000 Euro.

Klara Pfeiffer: Goldclit
Klara Pfeiffer spitzt in ihrer geplanten Performance die Narrative über Geschlechterrollen zu und tauscht sie gegeneinander aus. Beschämt wird durch die Geheimagentin Jane Bond das männliche Genital anstelle der seit der Antike verteufelten weiblichen Klitoris. Jane Bond verteidigt ein fiktiv vorherrschendes Matriarchat, das vom schwächeren männlichen Geschlecht angegriffen wird. Texte von Sokrates über Freud bis zu heutigen Positionen, die offen Sexismus und Abwertung des weiblichen Geschlechts beinhalten, beziehen sich hier auf das männliche Gegenstück und zeigen die Absurdität und zugleich groteske Komik der bis heute wirkenden gesellschaftlichen Bewertung. Das intelligent angelegte Setting lässt die Kunstfigur Jane Bond einmal im ihr bekannten Matriarchat, dann im unbekannten Patriarchat auftreten und zeigt am Ende, dass beide Hälften eines Ganzen sind. Das beschriebene Konzept hält eine gute Balance zwischen Sexualpädagogik und vielseitiger Spielvorlage für ein Solo, überzeugt durch die Verschränkung von tieferem Ernst mit Komik, die nahe beieinander liegen. Die Jury ist gespannt auf das Debüt und befürwortet eine Förderung in Höhe von 19.990 Euro.

Teresa Rizos: Wunden lecken
In „Wunden lecken“ thematisiert Teresa Rizos ausgehend von persönlichen Beobachtungen ihres eigenen Stressverhaltens auf humorvoll-musikalische Weise die gesellschaftlich relevante Problematik von chronischem Stress, Leistungsdruck und individuellen Bedürfnissen. Mit einem ernsthaften, kritischen und gleichzeitig selbstironischen Ansatz lotet sie das Spannungsfeld zwischen Selbstausbeutung und übertriebener Achtsamkeit aus. Mit dem Untertitel „Eine Selfcare-Radikalisierung“ bzw. als „weibliche Rebellion gegen die Leistungsgesellschaft“ eröffnet Rizos ein erfrischendes, genre-übergreifendes Theater-Musik-Kabarett, das das Konzept der Achtsamkeit hinterfragt. Die Jury empfiehlt für das Projekt eine Debütförderung in Höhe von 20.000 Euro.

Yue Ying: spiel(t)raum
Yue Ying nutzt den Spielplatz als offenen, niedrigschwelligen Begegnungsraum und thematischen Ausgangspunkt, um zentrale Fragen nach Identität, Herkunft und politischen Systemen in den Mittelpunkt zu stellen. Das künstlerische Team reflektiert Themen wie Machtstrukturen, Migration und das Aufwachsen an verschiedenen Orten. Ausgehend von persönlichen Biografien – das künstlerische Team ist rund neuntausend Kilometer voneinander entfernt aufgewachsen – und durch Recherchen in München werden dokumentarisches Material und fiktionale Ansätze verknüpft; individuelle Erfahrungen verbinden sich mit gesellschaftlich relevanten Themen. In die Stückentwicklung fließen zudem Austauschformate mit unterschiedlichen Gruppen zur Recherche und Vermittlung ein. Offenheit und Begegnung bilden in „spiel(t)raum“ somit die Grundlage für die Entwicklung und Präsentation des Stücks. Die Jury empfiehlt dieses vielversprechende Debüt zur Förderung mit 20.000 Euro.

  • 2025
    Paul Furtwängler; Sascha Hoffmann; Anna Gesa-Raija Lappe; Cornelia Maschner; Thalia Schoeller;
  • 2024
    Carbó Bogner; Fabiola Kuonen; Leonard Bernd Henri Mandl; Benjamin Truong
  • 2023
    Johannes Böhringer; Daniela Gancheva; Anna Malena Große; Lennart Boyd Schürmann;
  • 2022
    Ines Hollinger, Hörlin, Constanze Hörlin