Debütförderung für Freie Theaterschaffende
Für Künstler*innen aller Altersgruppen, mit dieser Förderung soll ihr Weg in die künstlerische Professionalität erleichtert werden.
Über die Förderung
Die Landeshauptstadt München vergibt jährlich Debütförderungen in Höhe von bis zu 20.000 Euro für ein konkretes Arbeitsvorhaben im Bereich Theater.
Ziel ist es, erste professionelle Projekte, deren künstlerischer Ansatz und qualitativer Anspruch als eigenständig und künstlerisch erfolgversprechend beurteilt werden, zu ermöglichen. Die eingereichten Vorschläge werden von einer Jury in Hinblick darauf geprüft.
Die Förderung richtet sich an Künstler*innen aller Altersgruppen, um ihnen den Weg in die künstlerische Berufstätigkeit zu erleichtern. Voraussetzung ist, dass sie im Rahmen beziehungsweise zum Abschluss ihrer professionellen Ausbildung oder durch eine gleichwertige Referenz ihren hohen künstlerischen und qualitativ eigenständigen Ansatz unter Beweis gestellt haben.
Bitte beachten
Aufgrund der geplanten Haushaltskonsolidierung für das Jahr 2025 kann es zu Abweichungen der empfohlenen Fördersummen kommen.
Die Debütförderung für freie Theaterschaffende erhielten
Paul Furtwängler: Mariannes großes Debüt – oder vom Versuch, widerspenstig zu werden
Paul Friedrich Silvan Furtwängler möchte in der zu erarbeitenden Tragikomödie „Mariannes großes Debüt“ von der trans*Person Marianne erzählen, die an den Erwartungen der sie umgebenden Zweigeschlechtlichkeit zerbricht. Angelehnt an eigene Erfahrungen mit queerer Identität möchte Furtwängler die autofiktive Figur Marianne entwickeln, die dann auf das Publikum trifft – allerdings zu früh, vor Beginn des eigentlich versprochenen Abends. Durch die kluge Setzung eines Theaterabends vor der eigentlichen Show, im Kontext des Unfertigen, sollen Sehnsüchte, Nöte und Geflechte queerer Identität erlebbar werden. Das spürbar hohe Maß an persönlichem Engagement für dieses Projekt, die spannende und absolut auf das Theater adaptierte Infragestellung einer heteronormativen Gesellschaft und die Möglichkeit einer weiteren Öffnung der Freien Theaterszene Münchens in Richtung der LGBTQIA+ Community haben die Jury von diesem Debütvorhaben überzeugt. Die umsichtige Auswahl des begleitenden Teams runden diesen Eindruck ab. Daher befürwortet die Jury die Förderung dieses Debüts in Höhe von 20.000 Euro.
Sascha Hoffmann: Was uns gehört – ein Stück über Raub und Besitz
Sascha Hoffmann, İrem Ömeroglu und Dara Lalo erzählen in „Was uns gehört“ die Geschichte zweier gesellschaftlicher Außenseiter, die einen gewagten Raubüberfall auf die Villa eines Großindustriellen planen. Vor diesem Hintergrund werden dem Genre der Gangsterkomödie nahestehend humorvoll und kontemplativ soziale Fragen über die Verteilungsgerechtigkeit materiellen Besitzes verhandelt, die im Kontext der teuersten Stadt Deutschlands von besonderer Brisanz sind. Der Text auf Deutsch, Englisch, Türkisch und Kurdisch soll zudem der von Einwanderung geprägten Bevölkerungsstruktur Münchens als mehrsprachiges Theaterangebot mit entsprechender Übertitelung gerecht werden. Die jeweiligen Expertisen der Künstler*innen werden als Elemente aus Theater, Performance, Stand-Up-Comedy, Live-Musik und Sounddesign ineinanderfließen. Die Jury empfiehlt für dieses Projekt eine Debutförderung in Höhe von 19.118 Euro.
Anna Gesa-Raija Lappe: PAST LIVES/ FAST LIVES (AT)
Das Konzept von „Past Lives / Fast Lives (AT)“ besticht durch das Zusammenspiel des ortsspezifischen Formats und der künstlerischen Mittel: Ausgehend von Kafkas Roman „Amerika“ („Der Verschollene“), in dem die Figur Karl sich beim Betrachten einer Rennbahn der Größe und Weite des Landes bewusst wird, nutzt Anna Gesa-Raija Lappe die Perspektiven der Nähe und Ferne in der Riemer Galopprennbahn, um das Prinzip der ablaufenden Zeit zu untersuchen. Die Zuschauer*innen bewegen sich frei in dem Parcours zwischen den Stationen der Rennbahn, der Tribüne, des Servicehauses und des Wettbüros. Lappe nutzt die Infrastruktur der Rennbahn als Bühne und vermischt mit Live-Kameras verschiedene Ebenen. Für dieses ambitionierte und vielversprechende Projekt empfiehlt die Jury eine Debütförderung in Höhe von 20.000 Euro.
Cornelia Maschner: Susanne – the rich eat (AT)
Die kleine Schicht der Superreichen in Deutschland ist der Ausgangspunkt für die Stückentwicklung „Susanne – the rich eat (AT)“ der Regisseurin Cornelia Maschner. Sie beleuchtet die ungleiche Verteilung von Vermögen durch eine Erbengesellschaft, in der normale Arbeit zunehmend weniger Wohlstand garantiert. Maschner verlegt das Spiel in die Zukunft und entwirft ein Szenario rund um ihre Kunstfigur Susanne, Stellvertreterin für den Kreis der reichsten Familien, die dem Publikum ihre Welt und die Absurdität des Übermaßes und die Frage, woher er kommt, vor Augen führt. Besondere Kunstmittel sind dabei die Verdichtung der Figur durch Collagen von Zitaten aus Interviews, Fernsehsendungen und Youtube-Clips. Neben dem aktuellen Bezug stellt das Spiel auch auf einer übergeordneten Ebene die Frage nach Fiktion und Wahrheit und eine vielschichtige, darstellerisch anspruchsvolle Theaterarbeit in Aussicht. Daher befürwortet die Jury den Antrag in Höhe von 19.352,50 Euro.
Thalia Schoeller: PLAYING HOUSE
Thalia Schoeller beschäftigt sich mit immersivem Theater an der Grenze zu Rauminstallation und traumähnlichen 1:1-Erfahrungen. Mit „Playing House“ setzt Schoeller sich mit queeren, non-binären, non-monogamen Liebesbeziehungen auseinander und erforscht alternative Modelle für Liebe, Familie und Beziehungen. Nach einer Interviewphase mit Menschen in unkonventionellen Beziehungen erarbeitet Schoeller einen collagenhaften, interaktiven Theaterabend, der die Zuschauer*innen in das Bühnenbild einlädt. Das überzeugende Konzept basiert auf kleinen Publika und schafft gleichermaßen individuelle und persönliche Theatererlebnisse im gemeinsamen Spiel. Zur Realisierung von „Playing House“ spricht sich die Jury für eine Debütförderung in Höhe von 20.000 Euro aus.
- Carbó Bogner; Fabiola Kuonen; Leonard Bernd Henri Mandl; Benjamin Truong
- 2023
Johannes Böhringer; Daniela Gancheva; Anna Malena Große; Lennart Boyd Schürmann; - 2022
Ines Hollinger, Hörlin, Constanze Hörlin